Eingebettet war die Nachricht vom Upgrade der
FinTech Group in den
Prime Standard bereits in die vor wenigen Tagen lancierte Meldung zur Vertragsverlängerung von Finanzvorstand Muhamad Said Chahrour bis Ende 2022. Auf der von
Montega organisierten "
Fintech & Krypto-Konferenz" am 18. Oktober in Frankfurt gab Frank Niehage, CEO der FinTech Group, der Meldung nun noch ein wenig Zusatzfutter: Der obligatorische Wertpapierprospekt ist bereits geschrieben, so dass Niehage noch im vierten Quartal mit dem Wechsel vom Handelssegment
Scale in den
Prime Standard rechnet, wodurch – zumindest formal – auch der Weg für die Aufnahme in den
SDAX frei wäre. Die Chancen stehen sogar ganz passabel, dass die
Deutsche Börse die Aktie der FinTech Group bereits bei der kommenden Indexüberprüfung am 5. Dezember 2018 für den SDAX berücksichtigt. Immerhin kommt die FinTech Group auf einen im Streubesitz befindlichen Börsenwert von 194 Mio. Euro und würde damit ein gutes Stück mehr als die zurzeit kleinsten SDAX-Werte an Marktkapitalisierung mitbringen. Für Niehage wäre die Nominierung eine großartige Bestätigung seiner Arbeit. Kritisch anzumerken bleibt trotzdem, dass Niehage – sonst stets mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs – beim Thema Prime Standard-Uplisting im Verzug ist. Erstmals angedeutet hat er diesen Schritt gegenüber boersengefluester.de schließlich bereits im November 2014. Seitdem gab es immer wieder Verschiebungen: entweder aus Kostengründen oder weil andere Dinge weiter nach oben auf der Prio-Liste gerückt waren.
Weit mehr als das SDAX-Thema beschäftigt Niehage zurzeit aber ohnehin das jüngste Joint-venture mit der
Österreichischen Post zum Aufbau einer Hybrid-Bank, nachdem der bisherige Post-Partner
BAWAG P.S.K. ausgestiegen war (
HIER). „Der Markt hat unseren Deal noch nicht verstanden“, sagt Niehage mit Blick auf den Kursrückgang um rund 17 Prozent auf 25,55 Euro seit Bekanntgabe der Zusammenarbeit. Zum Vergleich: Der SDAX verlor im selben Zeitraum „nur“ um rund acht Prozent an Wert. Aus der Buchwert-Perspektive sieht die Entwicklung sogar noch ein Stück krasser aus, zumal die Österreichische Post den Frankfurtern via Kapitalerhöhung mittlerweile bereits rund 35 Mio. Euro an Eigenkapital zugeführt haben und mit 6,54 Prozent zum drittgrößten Investor hinter der
GfBk Gesellschaft für Börsenkommunikation mbH (Bernd Förtsch) mit 25,28 Prozent sowie
Heliad Equity Partners mit 11,17 Prozent aufgestiegen sind. Demnach wird die Aktie der FinTech Group zurzeit mit dem 3,1fachen des Eigenkapitals gehandelt, während das KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) vor wenigen Wochen noch im Bereich um 4,5 pendelte. Was irritiert den Markt also an der Transaktion?
Am Ende geht es natürlich um die Beantwortung der Frage, ob Frank Niehage es schafft, quasi aus dem „Nichts“ innerhalb von drei Jahren eine profitable „Postbank“ aufzubauen, denn formal gehören die bestehenden Kunden nicht der Österreichischen Post, sondern der BAWAG. Eine Gemengelage, wie sie in etwa Ende 2014 vor der Übernahme der
XCOM bzw.
biw bank durch die FinTech Group vorzufinden war. Damals stand der zur FinTech Group gehörende Online-Broker
flatex vor einer ähnlichen Herausforderung, denn streng genommen gehörten die flatex-Kunden nicht flatex, sondern der biw bank. Damals löste Niehage den Knoten kurzerhand dadurch auf, dass er die sich bietende Gelegenheit nutzte und mehrheitlich bei der biw bank sowie ihrer Muttergesellschaft XCOM einstieg (
HIER).
Boersengefluester.de erfasst aus allen Geschäftsberichten unter anderem die wichtigsten Kennzahlen aus GuV, Bilanz und Kapitalflussrechnung. Zudem erstellen wir eigene Prognosen zu den wesentlichen Eckdaten der Unternehmen – inklusive Ergebnis je Aktie und Dividende.
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Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
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2019
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2020
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2021
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2022
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2023
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2024
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2025
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Umsatzerlöse1
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131,95
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261,49
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417,58
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406,96
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390,73
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480,02
|
545,00
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EBITDA1,2
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37,58
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98,43
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112,09
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183,28
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140,35
|
202,48
|
260,00
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EBITDA-Marge %3
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28,48
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37,64
|
26,84
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45,04
|
35,92
|
42,18
|
47,71
|
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EBIT1,4
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24,75
|
73,79
|
80,26
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151,28
|
104,35
|
156,69
|
210,00
|
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EBIT-Marge %5
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18,76
|
28,22
|
19,22
|
37,17
|
26,71
|
32,64
|
38,53
|
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Jahresüberschuss1
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14,91
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49,92
|
51,55
|
106,19
|
71,86
|
111,54
|
157,00
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Netto-Marge %6
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11,30
|
19,09
|
12,35
|
26,09
|
18,39
|
23,24
|
28,81
|
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Cashflow1,7
|
-157,25
|
141,45
|
125,03
|
113,32
|
63,08
|
168,86
|
0,00
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Ergebnis je Aktie8
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0,14
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0,55
|
0,47
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0,97
|
0,65
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1,02
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1,42
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Dividende je Aktie8
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0,00
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0,00
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0,00
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0,00
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0,04
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0,04
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0,08
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Quelle: boersengefluester.de und Firmenangaben
Erklärung
1 in Mio. Euro;
2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen;
3 EBITDA in Relation zum Umsatz;
4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern;
5 EBIT in Relation zum Umsatz;
6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz;
7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit;
8 in Euro;
Quelle: boersengefluester.de
Wirtschaftsprüfer:
Baker Tilly
Nun ist es freilich keine Option, dass die FinTech Group die BAWAG übernimmt. Aber das ist in diesem Fall auch gar nicht nötig, denn die Kunden der Österreichischen Post fühlen sich als Post- und nicht als BAWAG-Kunden. Das war bei flatex/biw zwar ebenfalls der Fall, aber hier stand eine formale Migration auch gar nicht zur Debatte. Letztlich kommt es also darauf, den Post-Kunden die spätestens Ende 2019 anstehende Konto-Umstellung auf das neue Institut – der Name steht noch nicht offiziell fest – so schmackhaft und komfortabel wie möglich zu machen. Dass dieses Vorhaben gelingen wird, daran hat Niehage nicht den geringsten Zweifel: „Die Österreicher sind es gewohnt, ihre Bankgeschäfte in den Postfilialen zu erledigen. Sie vertrauen dem Posthorn.“ Wirtschaftlich bestehen für den SDAX-Kandidaten nur wenige Risiken, denn neben der Kapitalerhöhung durch die Österreichische Post und den sonstigen Modalitäten, etwa bei der Verrechnung von Mietkosten zwischen Post und FinTech Group in den Filialen, haben die
Frankfurter auch den dazugehörigen IT-Auftrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einem Gesamtvolumen von mehr als 100 Mio. Euro an Land gezogen.
„Der ganze Deal ist für uns damit voll durchfinanziert, bevor es überhaupt erst losgegangen ist“, sagt Niehage und überrascht die Teilnehmer der "Fintech & Krypto-Konferenz" mit der wohl nicht ganz ersten gemeinten Aussage, dass er am liebsten in Bettwäsche mit einem aufgedruckten Posthorn schlafen würde – so happy macht ihn die Zusammenarbeit. Fehlt eben nur noch, dass auch die Börsen aufwachen und es mit der Notiz der
FinTech Group-Aktie wieder nach oben geht. Die Kursziele von
Hauck & Aufhäuser (44 Euro ) und
Warburg Research (40 Euro) signalisieren jedenfalls eine Menge Potenzial.
Um die Handlungs-Einschätzung und Bewertung der Aktie auf eine möglichst breite Basis zu stellen, bietet boersengefluester.de eine große Zahl an fundamentalen Kennzahlen sowie chartechnischen Angaben zur Performance des jeweiligen Titels.
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INVESTOR-INFORMATIONEN
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| ©boersengefluester.de |
| flatexDEGIRO |
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WKN
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ISIN
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Rechtsform
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Börsenwert
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IPO
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Einschätzung
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Hauptsitz
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FTG111
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DE000FTG1111
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AG
|
3.790,83 Mio. €
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30.06.2009
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Kaufen
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KGV 2026e
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KGV 10J-Ø
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BGFL-Ratio
|
Shiller-KGV
|
KBV
|
KCV
|
KUV
|
|
21,65
|
26,18
|
0,83
|
65,31
|
4,68
|
22,45
|
7,90
|
Dividende '2023 in €
|
Dividende '2024 in €
|
Dividende '2025e in €
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Div.-Rendite '2025e in %
|
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0,04
|
0,04
|
0,08
|
0,23%
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Hauptversammlung
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Q1-Zahlen
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Q2-Zahlen
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Q3-Zahlen
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Bilanz-PK
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02.06.2025
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29.04.2025
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22.08.2025
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21.10.2025
|
26.03.2025
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Abstand 60Tage-Linie
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Abstand 200Tage-Linie
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Performance YtD
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Performance 52 Wochen
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IPO
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+19,98%
|
+44,32%
|
+132,96%
|
+150,87%
|
+3.444,62%
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Akt. Kurs (EoD)
All-Time-High:
€34,56
Foto:
Deutsche Börse AG
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