Zugegeben, man muss sich schon ein wenig reinfuchsen. Aber cool ist sie dann schon, die Plattform des auf Sentiment-Analysen spezialisierten FinTech-Unternehmens
StockPulse: Jede Menge Tools und Visualisierungstechniken von Stimmungsbildern zu Aktien, Indizes, Währungen oder Rohstoffen, die nicht gerade alltäglich sind. Boersengefluester.de sprach bereits Ende 2014 mit Firmengründer Jonas Krauß (zu dem Interview kommen Sie
HIER) darüber, wie die Kölner bei der täglichen Auswertung hunderttausender von Tweets, Forenbeiträgen und Nachrichten vorgehen und welche Anlagestrategien sich daraus ableiten lassen. Das Thema ist hoch aktuell, immerhin wächst die Bedeutung von Social Trading unter Privatanlegern rasant. Viele dieser Anleger tauschen sich ohnehin regelmäßig über
Facebook oder
Twitter aus. Als Anlagestil dominiert dabei in der Regel noch die Chartanalyse. Doch was liegt näher, als die Welten miteinander zu verknüpfen?
„Sentiments in Kombination mit klassischer technischer Analyse verbindet optimal einen antizyklischen und einen prozyklischen Handelsansatz. Das zahlt sich gerade in der aktuellen Phase aus", sagt der Vermögensverwalter Stefan Riße. Mit seinem auf Stimmungsindikatoren basierten Traderprofil
HPMStefanRisse demonstiert der bekannte Börsianer zurzeit auf der Social-Trading-Plattform
ayondo, wie gut so ein System funktionieren kann. Damit nicht genug: Längst beschäftigt sich auch die Wissenschaft mit dem Stimmungsbild der Anleger in den sozialen Netzwerken. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Kommunikation via
Twitter,
StockTwits,
wallstreet:online oder
finanzen.net nicht nur eine Folge der Kursbewegungen an den Börsen ist, sondern dass sich mit Hilfe der Auswertung von Blogs, Foren und Twitter wiederum selbst Prognosen erstellen lassen – wenn auch nur für den sehr kurzfristigen Anlagehorizont. „Wichtigste Voraussetzung ist natürlich, das der gewaltige Datenschatz, der in den sozialen Medien zu finden ist, auch richtig ausgewertet wird", sagt Krauß. Und eben dafür hat StockPulse ein ausgeklügeltes System entwickelt.
Wer sich bei StockPulse einloggt, bekommt auf der Startseite zunächst eine Übersicht der wichtigsten aktuellen Trendsignale – hier heißen sie „Pulse Picks" – versehen mit der Stimmungsausrichtung (Bullish/Bearish) und dem Kursziel. Dazu gibt es einen kurzen Rückblick über die Trefferquote der Signale vom Vortag sowie Sentiment-Einschätzungen zu den wichtigsten Indizes und Märkten. Wer wissen will, über welche Titel zurzeit ungewöhnlich intensiv in den Foren diskutiert wird, erfährt dies über sogenannte „Buzz Warnings". In Sachen Visualisierung setzt StockPulse (genau wie boersengefluester.de) auf
Heatmaps. Einziger Unterschied: Während wir die farblich abgestuften Kachelwände zur Darstellung von Kennzahlen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), der Dividendenrendite oder den prozentualen Abstand zur 200-Tage-Linie nutzen, dreht sich bei StockPulse alles um das aktuelle Sentiment der in den jeweiligen Indizes enthaltenen Aktien. Das heißt: Welche Titel werden gerade besonders heiß besprochen und ist die Stimmung eher positiv oder negativ.
Für den täglichen Überblick leistet die Startseite gute Arbeit, auch wenn bestimmt nicht alle Signale für die Umsetzung von Investments in Frage kommen. Wer die Homepage täglich besucht, wird die aktuellen Pulse Picks im Regelfall vermutlich eher überfliegen und nicht regelmäßig als Handelssignal sehen. Dafür liefert die unkommentierte Darstellung dann doch noch zu wenig Handlungsimpuls. Das ist aber nicht weiter tragisch, denn einen Informationsgehalt haben die Ranglisten allemal – und wenn sie nur zum Nachdenken anregen. Manchmal fragt man sich eben doch, warum ausgerechnet heute so intensiv über
Aixtron oder
HeidelbergCement diskutiert wird? Und warum die Stimmung für die Aktie der
Software AG in den Netzwerken auf einmal so gut ist, obwohl die vorgelegten Zahlen doch gar nicht so positiv aussahen?
Herzstück von StockPulse ist das frei konfigurierbare „Dashboard". Hier können sich Anleger eigene Beobachtungslisten anlegen und diese mit Sentiment-Indikatoren und diversen Chartdarstellungen versehen oder in Matrixform darstellen. Allerdings: Ganz ohne Fachkenntnis lässt sich dieser Bereich nicht umfänglich nutzen. Ebenfalls eine prima Hilfe ist der „Analyzer", mit dem sich Money-Management-Parameter zur Umsetzung einer Vielzahl auswählbarer Handelsstrategien einstellen lassen. Sehr nützlich für die Ergänzung selbst entwickelter Analyseverfahren: Die historischen Daten lassen sich allesamt im Excel-Format exportieren.
Bleibt die Frage, wie Privatanleger Zugang zum Analysematerial von StockPulse bekommen. Klassische Abo-Modelle, gestaffelt je nach Datenuniversum, bieten die Kölner nicht mehr an. Ihr Fokus liegt nun auf Partnerschaften mit anderen Finanzanbietern, die die Tools von StockPulse dann wiederum ihren Kunden kostenlos zur Verfügung stellen. Der Gegenwert ist beträchtlich. Früher lag die Preisstaffel zwischen 29,90 und 59,90 Euro pro Monat, wer die Rohdaten über eine Schnittstelle (API) beziehen und weiter auswerten wollte, musste sogar 300 Euro oder mehr pro Monat zahlen. Nun gibt es smartere Lösungen für interessierte Trader. „In Kürze startet ayondo eine Kooperation mit StockPulse. So ist geplant, Premiumkunden von ayondo CFD- und Social Trading und Trading Services den kostenfreien Zugang zu umfangreichen Stimmungsindikatoren und Signalen zu ermöglichen", sagt
ayondo-Geschäftsführerin Sarah Brylewski. Ein kluger Schachzug, denn den besten Werbeträger für ein sentimentgetriebenes Depot hat Brylewski ja bereits an Bord – Stefan Risse mit seinem Tradingprofil
HPMStefanRisse.
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