Als die Analysten von
Hauck & Aufhäuser Ende Januar 2016 eine Studie mit Kursziel 100 Euro zu
Vectron Systems präsentierten, rissen sich plötzlich alle Investoren um den Small Cap. Kein Wunder: Immerhin kostete der Anteilschein des Kassenherstellers zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal 30 Euro. Lesern von boersengefluester.de war die Story freilich nicht neu – die Vectron-Aktie gehörte spätestens seit der Präsentation von Vorstandsmitglied Thomas Stümmler auf der Kapitalmarktkonferenz von Egbert Prior im September 2014 zu unserem Favoritenkreis (zu dem Beitrag kommen Sie
HIER). Mittlerweile ist die erste Phase der Neubewertung abgeschlossen und so manch Investor – der die vorangegangene Rally womöglich verpasst hat – fragt sich, ob er auf dem aktuellen Niveau zwischen 40 und 45 Euro noch einen Einstieg wagen soll. Zumindest deutet die seit rund drei Monaten laufende Konsolidierungsphase darauf hin, dass eine gewisse Unentschlossenheit unter den Anlegern vorherrscht.
Und genau diese Gefühlslage griff Vectron-Vorstand Stümmler bei seiner Präsentation auf der
DVFA-Frühjahrskonferenz am 11. Mai 2016 auf. Auf die Zahlen für 2015 oder auch zum Auftaktquartal 2016 hat der Manager jedenfalls verzichtet und vielmehr das große Bild aufgezeichnet. In Kurzform geht die Investmentstory etwa so: Um weiteres Geschäft zu generieren und sich von seiner Premium-Kassenmarke Vectron unabhängiger zu machen, haben die
Münsteraner eine günstige Zweitmarke – sie heißt
Duratec – entwickelt. Außerdem steckten die Westfalen viel Geld und Energie in die Entwicklung der digitalen Marketingplattform
bonVito. Bislang ist bonVito im Wesentlichen noch ein „Royalty-Programm“ – vergleichbar mit
payback (nur viel kleiner). Doch Stümmler hat Großes vor und will bonVito zu einer umfassenden Endkundenplattform ausbauen. Entsprechende Testprojekte in zwei Städten laufen bereits. Die heiße Phase des Rollouts ist für Ende 2016 geplant. Vorbilder aus dem Hotelbereich sind mächtige und vor allen Dingen gut verdienende Anbieter wie zum Beispiel
booking.com.
Noch offen ist, ob Vectron dieses Mammutvorhaben – trotz der jüngsten Kapitalerhöhung – allein stemmen kann oder sich verbündet. „Diskussionen mit strategischen Partnern laufen. Bewertungstechnisch sind wir aber noch auseinander“, verriet Stümmler in
Frankfurt. Ob Vectron am Ende tatsächlich eine dominante Position im Bereich der Gastro-Plattformen einnehmen kann, ist zwar reine Spekulation. Doch Stümmler ist sicher: Wer am Ende das Rennen macht, wird damit auf Umsätze von 400 bis 500 Mio. Euro kommen. In der aktuellen Vectron-Marktkapitalisierung von rund 72,5 Mio. Euro ist dieses Potenzial nur ansatzweise enthalten. Wesentlich konkreter sind die Aussichten ohnehin im klassischen Kassengeschäft. Immerhin lockt mit der gesetzlich initiierten Einführung manipulationssicherer Kassen eine massive Sonderkonjunktur. Österreich ist bereits einen Schritt weiter, in Deutschland soll die Umstellung auf das neue Fiskalsystem bis Ende 2018 abgeschlossen sein, auch wenn das Gesetz noch gar nicht durch ist. Bei einem Marktanteil von rund einem Viertel dürfte die installierte Basis von Vectron sich auf etwa 100.000 Stück belaufen.
„Bei rund 75 Prozent dieser Kassen reicht ein Software-Update“, sagt Stümmler. Die Kosten für das Update dürften sich auf etwa 250 Euro pro Kasse belaufen, so dass allein hieraus Erlöse von 18,75 Mio. Euro zu erwarten wären. Für circa ein Viertel der Kassen wird dagegen eine Neuanschaffung nötig sein, da sich das Software-Update nicht mehr lohnt. Bei einem Preis von etwa 2.000 Euro pro Kasse könnte das Umsätze von etwa 50 Mio. Euro bedeuten. Da sich in der Vergangenheit namhafte Anbieter aus dem Kassenbereich zurückgezogen haben, sollte sich die Zahl der Neubestellungen zu Gunsten von Vectron sogar nochmals erhöhen. „Mit etwas Glück hätten wir danach so viel Cash in der Kasse, wie wir heute an MarketCap besitzen“, sagt Stümmler. Das sehen die Analysten ähnlich:
Warburg Research geht momentan davon aus, dass Vectron auf einen zusätzlichen Netto-Umsatz von rund 64 Mio. Euro und ein daraus stammendes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 39 Mio. Euro kommen kann – überwiegend im Geschäftsjahr 2018.
Keine großen Sorgen macht sich Vectron-Vorstand Stümmler momentan um die Konkurrenz aus iPad-basierten Kassensystemen –
orderbird ist hier der bekannteste Anbieter: „Wir räumen die Dinger ohne Ende ab, weil das einfach Spielzeug ist.“ Überhaupt ist der gesamte Kassensektor sehr zersplittert – oder wie Stümmler es formuliert: „Der Gegner ist eher ein Bienenschwarm als ein großer Bär.“ Summa summarum hat der Manager auf der DVFA-Konferenz die Investoren einmal mehr überzeugt. Und es muss ja nicht gleich ein dreistelliges Kursziel sein. Warburg Research etwa nennt 57 Euro als faire Bewertung für die Aktie von
Vectron System. Bezogen auf den gegenwärtigen Kurs von knapp 44 Euro ist das noch immer eine stattliches Potenzial von fast 30 Prozent. „Das aktuelle Kursniveau (40 Euro) wird durch das Kerngeschäft (26 Euro je Aktie) und die Fiskalisierung (14 Euro je Aktie) gut unterstützt, reflektiert jedoch nicht die Aussichten von bonVito (17 Euro je Aktie im Basiscase)“, lautet das Fazit von Warburg Research. Nicht mehr ganz so interessant ist die Aktie mittlerweile allerdings für dividendenorientierte Anleger: Zur Hauptversammlung am 30. Juni 2016 in Frankfurt steht zwar eine um 15 Cent auf 0,45 Euro erhöhte Dividende je Aktie auf der Agenda. Das läuft gegenwärtig aber nur auf eine relativ schmale Rendite von rund 1,0 Prozent hinaus.
Um die Handlungs-Einschätzung und Bewertung der Aktie auf eine möglichst breite Basis zu stellen, bietet boersengefluester.de eine große Zahl an fundamentalen Kennzahlen sowie chartechnischen Angaben zur Performance des jeweiligen Titels.
INVESTOR-INFORMATIONEN
|
©boersengefluester.de |
Vectron Systems |
WKN
|
ISIN
|
Rechtsform
|
Börsenwert
|
IPO
|
Einschätzung
|
Hauptsitz
|
A0KEXC
|
DE000A0KEXC7
|
AG
|
103,12 Mio. €
|
23.03.2007
|
|
|
KGV 2026e
|
KGV 10J-Ø
|
BGFL-Ratio
|
Shiller-KGV
|
KBV
|
KCV
|
KUV
|
32,00
|
35,60
|
0,90
|
-193,94
|
5,22
|
14,32
|
2,46
|
Dividende '2022 in €
|
Dividende '2023 in €
|
Dividende '2024e in €
|
Div.-Rendite '2024e in %
|
0,00
|
0,00
|
0,00
|
0,00%
|
Hauptversammlung
|
Q1-Zahlen
|
Q2-Zahlen
|
Q3-Zahlen
|
Bilanz-PK
|
01.07.2025
|
17.05.2024
|
02.09.2024
|
|
13.05.2024
|
Abstand 60Tage-Linie
|
Abstand 200Tage-Linie
|
Performance YtD
|
Performance 52 Wochen
|
IPO
|
+0,25%
|
+1,43%
|
+4,07%
|
+21,33%
|
+265,71%
|
Akt. Kurs (EoD)
All-Time-High:
€39,59
Boersengefluester.de erfasst aus allen Geschäftsberichten unter anderem die wichtigsten Kennzahlen aus GuV, Bilanz und Kapitalflussrechnung. Zudem erstellen wir eigene Prognosen zu den wesentlichen Eckdaten der Unternehmen – inklusive Ergebnis je Aktie und Dividende.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
|
|
2019
|
2020
|
2021
|
2022
|
2023
|
2024
|
2025
|
Umsatzerlöse1
|
25,17
|
27,77
|
38,23
|
25,22
|
37,02
|
42,00
|
52,50
|
EBITDA1,2
|
-1,37
|
-2,19
|
4,71
|
-3,86
|
3,72
|
-0,70
|
8,20
|
EBITDA-Marge %3
|
-5,44
|
-7,89
|
12,32
|
-15,31
|
10,05
|
-1,67
|
15,62
|
EBIT1,4
|
-1,76
|
-2,58
|
3,12
|
-5,36
|
0,00
|
1,90
|
5,40
|
EBIT-Marge %5
|
-6,99
|
-9,29
|
8,16
|
-21,25
|
0,00
|
4,52
|
10,29
|
Jahresüberschuss1
|
-1,39
|
-2,07
|
2,44
|
-5,27
|
-0,78
|
0,35
|
3,50
|
Netto-Marge %6
|
-5,52
|
-7,45
|
6,38
|
-20,90
|
-2,11
|
0,83
|
6,67
|
Cashflow1,7
|
-2,51
|
-3,77
|
10,18
|
-2,05
|
7,20
|
0,00
|
0,00
|
Ergebnis je Aktie8
|
-0,17
|
-0,26
|
0,30
|
-0,65
|
-0,10
|
0,06
|
0,27
|
Dividende je Aktie8
|
0,00
|
0,00
|
0,00
|
0,00
|
0,00
|
0,00
|
0,40
|
Quelle: boersengefluester.de und Firmenangaben
Erklärung
1 in Mio. Euro;
2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen;
3 EBITDA in Relation zum Umsatz;
4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern;
5 EBIT in Relation zum Umsatz;
6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz;
7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit;
8 in Euro;
Quelle: boersengefluester.de
Wirtschaftsprüfer:
Nexia
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