Grün ist in. Das gilt nicht nur für die politische Landschaft in Deutschland. Freitags streiken Schüler für Klimagerechtigkeit und die Medien diskutieren leidenschaftlich – als gäbe es keine wichtigeren Themen – ob die Gallionsfigur der „Fridays-For-Future-Bewegung“, die 16jährige Greta Thunberg, nun klimafreundlich über den Atlantik schippert. Die Sorge um die Lebensqualität auf unserem Planeten hat inzwischen auch die Anleger erreicht. Zunehmend wollen Investoren ihr Geld in Unternehmen investieren, die nachhaltig wirtschaften und die Ressourceneffizienz steigern. Für diese Anleger ist die
Verbio-Aktie (
VERBIO Vereinigte BioEnergie) eine gute Wahl.
Das profitable, solide finanzierte Unternehmen stellt Biokraftstoffe wie Biodiesel, Bioethanol und Biogas her und veredelt anfallende Koppelprodukte zu Pharmaglycerin und Sterole (Cholesterinsenker) für die Chemie-, Pharma- und Lebensmittelindustrie sowie zu Futtermitteln für die Landwirtschaft. Alle eingesetzten Technologien und Produktionsanlagen wurden selbst entwickelt und werden kontinuierlich optimiert. Mit dem Konzept der geschlossen Kreisläufe von der Rohstoffbeschaffung über die Produktion bis zur Vermarktung der Koppelprodukte – bei dem sehr wenig Abfälle entstehen – leistet Verbio einen Beitrag zur emissionsarmen Mobilität.
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Biodiesel macht etwa zwei Drittel des Umsatzes von Verbio aus. Es ist eine nachhaltige Alternative zu fossilen Treibstoffen. Über die gesamte Wertschöpfungskette erreicht es – nach Angaben von Verbio – eine CO2-Reduktion von bis zu 70 Prozent gegenüber fossilem Diesel. In den Produktionsanlagen von Verbio wird hauptsächlich einheimisches Rapsöl, aber auch das ökologisch problematische Palmöl, als Rohstoff eingesetzt. Als Nebenprodukte entstehen Glycerin für die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie und Sterole, die als Nahrungsergänzungsmittel mit cholesterinsenkenden Eigenschaften und bei der Herstellung von Hormonpräparaten verwendet werden.
Bioethanol trägt zu einem Drittel zum Umsatz bei. Zur Herstellung wird überwiegend einheimisches – nicht zum direkten Verzehr geeignetes, sehr stärkehaltiges – Getreide eingesetzt. Aus dem Korn werden Ethanol und Futtermittel gewonnen. Das Stroh wird zu Biogas in Erdgasqualität verarbeitet. Als Nebenprodukte entstehen flüssige und feste Biodünger, die in den landwirtschaftlichen Kreislauf zurückgebracht werden. Biomethan aus Stroh ist ein besonders umweltfreundlicher Treibstoff der zweiten Generation, der ohne die Verwendung von Lebensmitteln hergestellt wird und in der CO2-Bilanz die meisten Elektroautos schlägt. Vier Großballen Stroh mit einem Gewicht von etwa zwei Tonnen reichen aus, um ein gasbetriebenes Mittelklasse-Auto 10.000 Kilometer weit zu fahren.
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Weitere Infos dazu finden Sie im Internet hier:
Auto BILD: So sauber sind E-Autos wirklich
ADAC: Die Ökobilanz unserer Autos
Spiegel: Warum das Erdgasausto besser ist als das E-Mobil[/sws_blue_box]
Am 25. September wird das Unternehmen voraussichtlich hervorragende Geschäftszahlen für die Abrechnungsperiode 2018/19 30. Juni) vorlegen. Darauf deuten nicht nur die eigen Prognosen sondern auch die Schätzungen des Analysehauses
Matelan Research hin. Bereits die Neun-Monats-Zahlen lieferten einen vielversprechenden Einblick: Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf 574 Mio. Euro. Bei stabilen operativen Kosten erhöhte sich das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) auf 84 Mio. Euro und lag damit um mehr als 140 Prozent über dem des Vergleichszeitraumes (18 Mio. Euro). Für das ganze Geschäftsjahr 2018/19 hat Verbio die Prognose für das EBITDA von 80 Mio. auf knapp unter 100 Mio. Euro (Vorjahr: 45 Mio. Euro) angehoben.
Das Ergebnis des Vorjahrs 2017/18 war maßgeblich von der Aufhebung der Importzölle auf Biodieselimporte aus Argentinien und Indonesien belastet, sowie durch das Inkrafttreten der 38. BImSchV (Bundes Immissionsschutz Verordnung), die fossiles Erdgas in der Anrechnung der Treibhausgasemissionen quasi dem Bio-Methan gleichsetzt und damit einen Preisunterschied nicht mehr rechtfertigt. Der Umsatz verringerte sich um knapp sechs Prozent auf 686 Mio. Euro und die EBITDA-Marge (EBITDA in Relation zum Umsatz) sackte von 12,7 auf 6,6 Prozent. Unterm Strich blieb ein Überschuss von 15 Mio. nach 52 Mio. Euro im Vorjahr.
Boersengefluester.de erfasst aus allen Geschäftsberichten unter anderem die wichtigsten Kennzahlen aus GuV, Bilanz und Kapitalflussrechnung. Zudem erstellen wir eigene Prognosen zu den wesentlichen Eckdaten der Unternehmen – inklusive Ergebnis je Aktie und Dividende.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
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2018
|
2019
|
2020
|
2021
|
2022
|
2023
|
2024
|
Umsatzerlöse1
|
779,32
|
872,40
|
1.026,04
|
1.812,48
|
1.968,28
|
1.658,03
|
1.530,00
|
EBITDA1,2
|
95,13
|
122,15
|
166,32
|
503,33
|
240,32
|
121,62
|
128,00
|
EBITDA-Marge3
|
12,21
|
14,00
|
16,21
|
27,77
|
12,21
|
7,34
|
8,37
|
EBIT1,4
|
73,69
|
91,93
|
136,63
|
462,02
|
198,75
|
69,59
|
67,00
|
EBIT-Marge5
|
9,46
|
10,54
|
13,32
|
25,49
|
10,10
|
4,20
|
4,38
|
Jahresüberschuss1
|
51,70
|
63,79
|
93,55
|
315,83
|
132,16
|
20,15
|
38,00
|
Netto-Marge6
|
6,63
|
7,31
|
9,12
|
17,43
|
6,71
|
1,22
|
2,48
|
Cashflow1,7
|
44,33
|
71,68
|
117,18
|
325,03
|
26,09
|
116,78
|
0,00
|
Ergebnis je Aktie8
|
0,84
|
1,01
|
1,47
|
4,97
|
2,08
|
0,31
|
0,60
|
Dividende je Aktie8
|
0,20
|
0,20
|
0,20
|
0,20
|
0,20
|
0,20
|
0,10
|
Quelle: boersengefluester.de und Firmenangaben
Erklärung
1 in Mio. Euro;
2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen;
3 EBITDA in Relation zum Umsatz;
4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern;
5 EBIT in Relation zum Umsatz;
6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz;
7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit;
8 in Euro;
Quelle: boersengefluester.de
Wirtschaftsprüfer:
Grant Thornton
Ganz anders zeigt sich die Situation im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19: Mit Blick auf die verschärften Regelungen zur CO2 Emission von Treibstoffen ab 2020 hat sich die Nachfrage der Mineralölunternehmen nach Biodiesel erheblich und nach Bioethanol in geringerem Umfang erhöht. Das Niedrigwasser in Rhein und Donau erschwerte die Logistik von Wettbewerbern. Damit verringerte sich das Angebot, die Logistikkosten stiegen und die Preise schnellten in die Höhe. Verbio war von diesem Problem nicht betroffen. Das Unternehmen aus
Zörbig transportiert seine Kraftstoffe mit Kesselwagen, die fest gebucht sind.
Die vergangen beiden Geschäftsjahre zeigen, dass die Gewinnsituation von Verbio sehr volatil ist. Die operativen Kosten sind weitgehend stabil. Das Ergebnis hängt im Wesentlichen von der Preisentwicklung der Rohstoffe und der Endprodukte ab. Beide können aufgrund regulatorischer Veränderungen und nicht vorhersehbarer Sondereinflüsse heftig schwanken. Bisher hat Verbio seine Biokraftstoffe und Koppelprodukte ausschließlich in Deutschland produziert und weitgehend hierzulande vermarktet. Zukünftig will das Unternehmen stark im Ausland und in Geschäftsfeldern außerhalb der klassischen Biokraftstoffe wachsen.
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Tipp von boersengefluester.de: Schauen Sie sich bitte auch das
Firmenprofil von Verbio im Rahmen unserer exklusiven
3-Säulen-Strategie für Value-Anleger an. Dort erhält das Unternehmen auf Sicht von drei Jahren 6 von 9 möglichen Punkten. Mit Blick auf fünf Jahre sammelt die Verbio-Aktie 11 von 15 Punkten. Und bezogen auf zehn Jahre bekommt der Titel 16 von maximal 30 Punkten.[/sws_yellow_box]
Enttäuscht von der deutschen Umweltpolitik, die hauptsächlich auf Elektromobilität und nicht auf Biokraftstoffe setzt, errichtet Verbio gerade je eine Produktionsanlage für Biogas aus Stroh in den USA und Indien. Beide sollen ihre Produktion Mitte 2020 aufnehmen. In diesen Ländern ist die Akzeptanz für den umweltfreundlichen Treibstoff wesentlich höher und es lassen sich bessere Margen als in Deutschland erzielen. Zudem belastet gerade in Indien das Verbrennen des Reisstrohs die Luftqualität. In Kanada hat Verbio eine Biodieselfabrik gekauft. Der Deal wurde Anfang Juli abgeschlossen. Derzeit konzentrieren sich die Ingenieure hier darauf, die Produktion zu optimieren. Am deutschen Standort Bitterfeld hat Verbio die dritte Ausbaustufe der Sterolherstellung in Betrieb genommen und damit die Kapazität verdreifacht. Bei voller Nutzung wird Verbio einen Anteil am Weltmarkt von mehr als 15 Prozent erreichen. Sterol ist ein hochprofitables Produkt. Der Markt wächst insbesondere im Segment Hormone beständig um rund zehn Prozent pro Jahr.
Darüber hinaus wurde mit der
XiMo AG ein Technologieunternehmen übernommen, das spezielle Katalysatoren für viele Bereiche der organischen Chemie herstellt. Verbio erhofft sich künftig auf Basis von Pflanzenöl neben Biodiesel auch weitere chemische Grundstoffe herzustellen. Mittelfristig ist es das Ziel, gemeinsam mit XiMo die hierzu erforderlichen Katalysatoren und die Prozesstechnik zu entwickeln, um neue Absatzwege für hoch profitable Produkte zu erschließen. Im laufenden Geschäftsjahr 2019/20 wird sich die Gewinnsituation normalisieren. Es ist nicht zu erwarten, dass sich die außerordentlichen Einflussfaktoren des Vorjahrs wiederholen. Matelan rechnet bei leicht verringertem Umsatz von rund 750 Mio. Euro mit einem um fast ein Drittel geringerem EBITDA von knapp 68 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie soll sich von 0,89 Euro auf 0,48 Euro verringern. Die Analysten rechnen mit einer stabilen Dividende von 0,20 Euro.
Die in Kanada übernommene Biodieselanlage und die vergrößerten Sterolkapazitäten dürften schon im laufenden Jahr zu den Erlösen beitragen. Die volle Umsatz- und Ergebnisauswirkung wird wohl erst im kommenden Geschäftsjahr voll spürbar werden. Im übernächsten Geschäftsjahr sollten auch die Biogas-Anlagen in USA und Indien mit guten Margen zum Geschäft beitragen. Hartmut Moers von Matelan empfiehlt die Verbio-Aktie in seiner
Studie vom 13. August 2019 zum Kauf. Er sieht den fairen Wert der Aktie bei 10,30 Euro. Das hat sich in Nebenwerte-Kreisen schon rumgesprochen. Die im
Prime Standard gelistete Aktie hat in den vergangenen Tagen um rund zehn Prozent an Wert gewonnen. Es bleibt aber noch eine 30prozentige Kurschance.
In Null-Zins-Zeiten ist die Dividendenrendite von gut 2,5 Prozent auch nicht zu verachten. Bei einer Eigenkapitalquote von rund 80 Prozent dürfte die Ausschüttung auch in den kommenden Jahren gesichert sein. Die Verbio-Aktie ist ein Investment mit dem man sorgenfrei schlafen kann – nicht nur wegen der Rendite und Sicherheit sondern auch weil sie das ökologische Gewissen beruhigt.
Um die Handlungs-Einschätzung und Bewertung der Aktie auf eine möglichst breite Basis zu stellen, bietet boersengefluester.de eine große Zahl an fundamentalen Kennzahlen sowie chartechnischen Angaben zur Performance des jeweiligen Titels.
INVESTOR-INFORMATIONEN
|
©boersengefluester.de |
Verbio |
WKN
|
ISIN
|
Rechtsform
|
Börsenwert
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IPO
|
Einschätzung
|
Hauptsitz
|
A0JL9W
|
DE000A0JL9W6
|
SE
|
629,19 Mio. €
|
16.10.2006
|
Verkaufen
|
|
KGV 2025e
|
KGV 10J-Ø
|
BGFL-Ratio
|
Shiller-KGV
|
KBV
|
KCV
|
KUV
|
10,29
|
16,53
|
0,62
|
7,43
|
0,72
|
5,39
|
0,38
|
Dividende '2022 in €
|
Dividende '2023 in €
|
Dividende '2024e in €
|
Div.-Rendite '2024e in %
|
0,20
|
0,20
|
0,10
|
1,01%
|
Hauptversammlung
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Q1-Zahlen
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Q2-Zahlen
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Q3-Zahlen
|
Bilanz-PK
|
06.12.2024
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12.11.2024
|
12.02.2025
|
13.05.2025
|
25.09.2025
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Abstand 60Tage-Linie
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Abstand 200Tage-Linie
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Performance YtD
|
Performance 52 Wochen
|
IPO
|
-27,36%
|
-42,10%
|
-66,95%
|
-65,68%
|
-31,90%
|
Akt. Kurs (EoD)
All-Time-High:
€88,10
Über den Autor:
Stefan Otto ist in profunder Kenner der heimischen Small-Cap-Szene. Er gehörte zu den Gründungsredakteuren von BÖRSE ONLINE und hat seit dem in verschiedenen Unternehmen – teilweise auf Vorstandsebene – gearbeitet. Für boersengefluester.de schreibt Stefan Otto, wie könnte es anders sein, über aussichtsreiche deutsche Spezialwerte. Seinen Fokus liegt Stefan Otto dabei auf ökologisch korrekt und nachhaltig agierende Unternehmen.
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