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#Ebay
© boersengefluester.de | Redaktion
[sws_green_box box_size="585"] Am 12. Juni 2014 findet in der Sparkassen-Arena in Jena die Hauptversammlung (HV) von Intershop Communications statt. Zur Finanzierung der weiteren Expansion will sich der Anbieter von E-Commerce-Software die Voraussetzungen für ein zusätzliches Genehmigtes Kapital von 7,5 Millionen Aktien schaffen. Brisanz verspricht die HV aber auch, weil die mit rund fünf Prozent bei Intershop engagierte Axxion einen Antrag auf Sonderprüfung gestellt hat. Die von dem Nebenwerteexperten Frank Fischer beratene Fondsgesellschaft möchte wissen, ob die Geschäftsbeziehungen zu dem Großaktionär GSI Commerce Solutions tatsächlich alle sauber abgelaufen sind. Der Intershop-Vorstand hält diese Untersuchungen gegen die seit geraumer Zeit zu Ebay gehörende Gesellschaft für überflüssig. Boersengefluester.de sprach mit Intershop-Finanzvorstand Ludwig Lutter über das Aktionärstreffen, die Wachstumspläne und XXL-Lösungen. [/sws_green_box]
Herr Lutter, mit welcher Botschaft treten Sie den Aktionären auf der Hauptversammlung entgegen?
Ludwig Lutter: Im Mittelpunkt steht ganz klar das Geschäft. Wir wollen aus Intershop wieder ein echtes Produktunternehmen machen und die Servicelastigkeit verringern. In diese Richtung marschieren wir und hier haben wir zuletzt auch bereits schöne Erfolge verzeichnet. Und um diesen Weg weiter zu voran zu schreiten, brauchen wir die Aktionäre. Das heißt: Wir wollen uns einen Kapitalrahmen über bis zu 7,5 Millionen Euro genehmigen lassen.
Die Maßnahme stößt nicht überall auf Verständnis. Das Aktionsbündnis HV-Initiative – es vertritt immerhin elf Prozent des Grundkapitals – lehnt die Schaffung eines neuen Genehmigten Kapitals ab.
Ich kann die Situation der langjährigen Privataktionäre durchaus nachvollziehen. Sie sehen in den Plänen eher die Gefahr einer Verwässerung und nicht in erster Linie die Chance, um das Geschäft weiter nach vorn zu bringen. Aber: Nur wenn wir unsere Wachstumsstrategie umsetzen können, bekommen wir auch die Börsenbewertung hin, die einige unserer Wettbewerber haben.
Ist Ihrer Meinung nach denn vorab klar rübergekommen, wofür Intershop die Mittel benötigt?
Solche Pläne lassen sich nur schwer über die Medien oder in Einzelgesprächen kommunizieren. Das geeignete Podium, um diese Dinge zu besprechen, ist nun mal die Hauptversammlung. Aber wir haben hier nachgebessert und beispielsweise „Fragen und Antworten“ zu dem entsprechenden Tagesordnungspunkt auf unsere Homepage gestellt. Doch ich bleibe dabei: Die geballte Ladung an Informationen soll auf der Hauptversammlung rüberkommen. Das ist der richtige Ort dafür.
Und wie stehen Sie zu dem Wunsch einiger Aktionärsgruppen nach einer Sonderprüfung, um die Geschäfte mit Ebay noch einmal zu beleuchten?
Den Gedankengang kann ich schon nachvollziehen. Wenn ein Unternehmen mit dem größten Gesellschafter Geschäfte macht, wird man hellhörig – gar keine Frage. Und natürlich respektieren wir auch den Wunsch unserer Aktionäre. Nur: Gerade weil wir mit unserem Großaktionär Geschäfte machen, haben uns wir uns stets ganz besonders auf die Finger gucken lassen. Um zu schauen, ob alles mit rechten Dingen zuging, haben drei unabhängige Prüfer die Geschäftsbeziehung überprüft – und dann noch einmal die Begutachtung im Rahmen der Jahresabschlussprüfung. Wenn die Aktionäre nun noch einmal eine Sonderprüfung wollen, müssen sie sich auch fragen, wie realistisch es denn ist, dass nach all den Prüfungen ein vierter Gutachter zu ganz neuen Ergebnissen kommt. Die Wahrscheinlichkeit dafür sehe ich bei nahe Null. Zudem sollten Anleger bedenken, dass diese Prüfung locker einen sechsstelligen Betrag kostet und viele Kapazitäten in dem Unternehmen bindet. Aus diesem Grund wollen wir unsere Anteilseigner davon überzeugen, dass dieser Antrag unnötig ist. Ich glaube, wir haben gute Argumente auf unserer Seite.
Andererseits kann man es aber auch so sehen, dass Sie sich gegen eine nochmalige Überprüfung Ihrer Arbeit sperren.
Zunächst einmal bezieht sich die Prüfung auf Vorgänge ab Jahresanfang 2009 – also auf einen Zeitraum, wo der jetzige Vorstand noch gar nicht im Amt war. Aber das sei mal dahingestellt. Natürlich stehe auch ich voll hinter den Verträgen. Am Ende entscheidet der Aktionär.
Hand aufs Herz: Haben Sie wirklich das Gefühl, dass alles komplett richtig läuft mit Ebay?
Zu 100 Prozent. Was das angeht, mache ich mir überhaupt keine Sorgen.
Die ursprüngliche Erwartungshaltung an das Engagement von Ebay war aber doch eine andere. Nicht wenige behaupten, dass die Amerikaner Intershop als verlängerte Werkbank für eigene Zwecke missbrauchen.
Ich glaube, da haben in der Vergangenheit ein paar Leute Stimmung gemacht, um bestimmte Ziele zu erreichen. Das entspricht schlicht nicht der Realität. Was ebenfalls dagegen spricht: Gerade amerikanische Konzerne habe ich in der Vergangenheit mit Blick auf die Einhaltung von Gesetzen immer als besonders korrekt kennengelernt. Ebay ist ein renommierter US-Konzern, der ganz sicher alles dafür tut, Recht und Gesetz einzuhalten – schon, um nicht in schlechte Schlagzeilen zu geraten.
Dennoch: An der Börse hat man sich von dem Pakt mit Ebay mehr versprochen.
Das ist sicherlich richtig. Aber so ist es nun mal im Geschäftsleben. Manchmal erfüllen sich Erwartungen eben nur zum Teil. Insgesamt handelt es sich aber um eine sehr fruchtbare Beziehung.
Intershop gilt als einer der letzten „unabhängigen“ E-Commerce-Softwareanbieter. Mit Blick auf Ebay: Gilt diese Aussage tatsächlich?
Das ist definitiv so. Ebay redet uns überhaupt nicht ins Geschäft.
Zurück zu dem möglichen Kapitalbedarf. Was hat Intershop genau vor?
Wir haben noch einen Kapitalrahmen in Höhe von 7,5 Mio. Euro. Der läuft 2016 allerdings aus. Nun wollen wir uns weitere 7,5 Mio. Euro bewilligen lassen. Ich hatte anfangs gesagt, dass wir aus Intershop wieder ein Produktunternehmen machen wollen. Dafür brauchen wir Geld. Und wie unsere Wettbewerber gezeigt haben, bedarf das sogar einer ganzen Menge Geld. Dafür wird man am Ende des Tages dann aber auch mit einer wirklich hohen Marktkapitalisierung belohnt. Dafür sind wir angetreten.
Klingt nach einer größeren Maßnahme.
Wir wollen uns einfach die größtmögliche Flexibilität sichern. Welchen Weg wir genau gehen, werden wir später entscheiden. Hier sind die Gespräche noch nicht konkret genug, um eine Entscheidung zu präsentieren. Noch können wir also nicht sagen, wann und in welchen Tranchen wir an den Markt gehen. Denkbar ist auch, dass wir uns ein oder zwei größere Investoren an Bord holen. Letztlich hängt aber viel von den Ergebnissen der Hauptversammlung ab. Wünschenswert wäre aber auf jeden Fall, dass es noch im laufenden Jahr zu einer Umsetzung kommt.
Der Aktienkurs von Intershop hat sich zuletzt nicht gerade berauschend entwickelt. Gibt es einen Mindestpreis, ab dem eine Kapitalerhöhung für Sie überhaupt erst in Betracht kommt?
Bitte haben Sie Verständnis. Da möchte ich mich nicht festlegen.
Was macht Sie so zuversichtlich, dass die Investitionsoffensive die erhoffte Wirkung zeigt?
Das sind verschiedene Punkte: 1) Wir sind der einzig verbliebene unabhängige Anbieter. So etwas wie uns gibt es nicht mehr. Und viele Unternehmen möchten sich nicht in die Abhängigkeit der ganz Großen begeben. Davon profitieren wir momentan, wie die jüngsten Abschlüsse mit Neukunden – vor allen aus dem mittleren und kleineren Segment – zeigen. Salopp gesagt: Kunden können mit unserer Plattform von S bis XXL wachsen. 2) Wir weiten unsere Partnerschaften aus – hier ist etwa die Zusammenarbeit mit Adobe ein schönes Beispiel. 3) Die Refokussierung auf das Produktgeschäft trägt bereits Früchte. Die Summe dieser Punkte stimmt mich derzeit vorsichtig optimistisch.
Ludwig Lutter ist Finanzvorstand (CFO) der Intershop Communications AG. Daneben verantwortet er die Bereiche Mergers & Acquisitions und Investor Relations sowie die Abteilungen Operations, Recht und Personal. Zuletzt war er CFO der Eleven GmbH, einem E-Mail-Sicherheitsanbieter mit Sitz in Berlin. Zuvor war er Finanzvorstand der Astaro AG aus Karlsruhe sowie bei der früheren Neuer-Markt-Gesellschaft Poet Holdings.
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Das klingt nach Weltuntergang: Laut dem aktuellen Zwischenbericht von Intershop ist das Periodenergebnis des E-Commerce-Softwarespezialisten in den ersten neun Monaten 2013 um atemberaubende 15.086 Prozent eingebrochen. Wie kann das sein? Ganz einfach: Nach einem Minigewinn von 22.000 Euro per Ende September 2012, steckte die Gesellschaft aus Jena nach neun Monaten 2013 mit 3,297 Mio. Euro in der Verlustzone. Mathematiker werden angesichts solcher Rechenakrobatik vermutlich die Nase rümpfen.
Sei es drum: Nach der Gewinnwarnung von Anfang Oktober, blicken die Investoren nun gespannt auf das neueste Zahlenwerk von Intershop. Immerhin war der Kurs des Small Caps nach der Hiobsbotschaft nur kurz abgesackt und hatte sich schnell wieder berappelt. Zwar fehlte es zuletzt an neuer Aufwärtsdynamik. Doch gemessen an den August-Tiefständen von nur knapp über 1 Euro, sieht das gegenwärtige Niveau von annähernd 1,50 Euro ohnehin halbwegs freundlich aus. Für Langfristanleger stellt sich die Situation indes weniger gut dar: In den vergangenen zwei Jahren verlor das Papier um rund 40 Prozent an Wert.
„Die bisherige Geschäftsentwicklung in 2013 liegt zwar unter den Erwartungen, aber die ergriffenen Maßnahmen beginnen, erste Resultate zu zeigen“, betont das Intershop-Vorstandstrio. Mit 13,17 Mio. Euro lag der Nettoumsatz des dritten Quartals 2013 etwa auf Höhe des zweiten Jahresviertels 2013. Positiv: Bezogen auf den direkt vergleichbaren Vorjahreswert von 12,22 Mio. Euro, ergibt sich ein Erlösplus von rund 7,7 Prozent. Insgesamt steht nach neun Monaten 2013 beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) nun ein Verlust von knapp 3,26 Mio. Euro in den Büchern. Gemessen am Halbjahres-EBIT von minus 2,87 Mio. Euro, hat sich die Lage also halbwegs stabilisiert.
Für das Gesamtjahr hatte das Management zuletzt einen Nettoumsatz auf Vorjahresniveau (51,766 Mio. Euro) sowie ein negatives EBIT im „unteren einstelligen Millionen Euro Bereich“ avisiert. Demnach befindet sich Intershop also im Plan. Weniger schön ist allerdings, dass der Cashbestand weiter schmilzt und per Ende September „nur“ noch 9,38 Mio. Euro beträgt. Zu Jahresbeginn summierten sich hier noch 14,31 Mio. Euro. Irritierend ist zudem, dass nach drei Quartalen 2013 lediglich 6,8 Prozent der Nettoerlöse aus dem Lizenzgeschäft kommen. Der Rest stammt aus Serviceleistungen und Wartung. Bemerkenswert ist hingegen, dass Intershop frei von Bankverbindlichkeiten agiert und mit einer Eigenkapitalquote von 70,7 Prozent daherkommt.
Beinahe obligatorisch ist bei Intershop der Blick auf die Konkurrenz, den nun auch das Management wagt. So verleibte sich SAP im den E-Commerce-Software-Anbieter Hybris für angeblich rund 1 Mrd. Euro ein. Dabei peilt die Gesellschaft mit Sitz in der Schweiz im laufenden Jahr lediglich Umsätze von umgerechnet 81,5 Mio. Euro an. „Die weitere Marktkonsolidierung unter den Anbietern von integrierten E-Commerce- Lösungen hält an. Das eröffnet Intershop als einzigem konzernunabhängigen Enterprise E-Commerce Anbieter erhebliche Chancen“, sagt der Intershop-Vorstand und stellt für 2014 ein Umsatzplus und die Rückkehr in die Gewinnzone in Aussicht.
Gegenwärtig kommt Intershop auf eine Kapitalisierung von 44,4 Mio. Euro. Mit anderen Worten: Das Unternehmen wird für deutlich weniger als den Jahresumsatz gehandelt. Der Aufschlag auf den Buchwert beträgt zurzeit 57 Prozent. Klingt alles vernünftig. Lediglich bei der Ertragskraft und den Wachstumsraten hinkt Intershop seit Jahren den Erwartungen hinterher. Ausgeschlossen ist es nicht, dass die Gesellschaft eines Tages selbst übernommen wird. Die Aktionärsstruktur – mit Ebay als indirektem Anteilseigner – ist quasi eine Steilvorlage für derartige Spekulationen. Aufgegangen sind die Hoffnungen auf eine fürstliche Übernahmeprämie bislang freilich nicht. Und so brauchen Anleger wohl weiter einen langen Atem. Immerhin hat sich der Aktienkurs vorerst aus dem Abwärtstrend befreien können. Wer den Titel im Depot hat, sollte also engagiert bleiben. Für Neukäufe fehlen derzeit jedoch schlagende Argumente. So schlimm, wie es der Ergebnisrückgang um 15.086 Prozent vorgaukelt, ist die Lage allerdings auch wieder nicht.
Foto: Intershop
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Ein wahrhaft trauriges Bild liefert der Aktienkurs von Intershop Communications ab. Seit dem letzten Zwischenhoch im März 2012 bei rund 3,10 Euro hat die Notiz des Anbieters von E-Commerce-Software um deutlich mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt – bei zuletzt stark zunehmender Fallgeschwindigkeit. Die Marktkapitalisierung ist auf 40 Mio. Euro geschrumpft. Zur Einordnung: Im Vorjahr erzielte die Firma aus Jena Umsätze von knapp 52 Mio. Euro. Verglichen mit dem, was Investoren momentan für den Sektor zu zahlen bereit sind, klingt das zunächst einmal wie ein Witz.
Anfang Juni hat der DAX-Konzern SAP die Übernahme des E-Commerce-Spezialisten Hybris angekündigt. Die Schweizer wachsen rasant und peilen für 2013 einen Umsatz von umgerechnet etwa 85 Mio. Euro an. Genaue Zahlen zu dem Deal gibt es nicht, Experten gehen aber davon aus, dass der DAX-Konzern etwa einen Faktor neun auf das 2013er Erlösziel akzeptiert hat. In ähnlichen Dimensionen dürfte sich das Kurs-Umsatz-Verhältnis von Demandware bewegen. Das von Intershop-Gründer Stephan Schambach aus der Taufe gehobene US-Unternehmen kommt mittlerweile auf eine Kapitalisierung von umgerechnet 1,05 Mrd. Euro. Und die Stimmung könnte besser kaum sein. „Demandware ist 2013 fantastisch gestartet“, sagte Vorstandschef Tom Ebling zur Präsentation der jüngsten Quartalzahlen. Die Company ist zwar noch defizitär, verfügt aber allein über 43 Mio. Euro liquide Mittel. Bereits 2,5 Jahre zurück liegt die Übernahme der Art Technology Group (ATG) durch Oracle. Für das ebenfalls auf E-Commerce-Software spezialisierte US-Unternehmen bezahlte Oracle damals rund 1 Mrd. Dollar.
Die Branche ist also mächtig in Bewegung, und auch Intershop hat einen mächtigen Verbündeten – zumindest auf dem Papier. 26,14 Prozent der insgesamt 30,18 Millionen Intershop-Anteile gehören dem US-Unternehmen GSI Commerce Solutions. Der amerikanische E-Commerce-Spezialist stieg 2010 bei Intershop ein, um als exklusiver Partner“ die Software aus Jena zu vertreiben; so die offizielle Lesart damals. Tatsächlich ging es den Amerikaner wohl darum, in Intershop eine verlängerte Werkbank für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Es folgten etliche Querelen um die Einflussnahme von GSI ins tägliche Geschäft. Mitte 2011 wurde GSI dann wiederum von Ebay übernommen, so dass der Online-Auktions-Konzern de facto der neue Großaktionär von Intershop ist.
Doch von einer gemeinsamen Offensive sind die beiden Unternehmen weit entfernt. Gab es Anfangs noch die Spekulationen, dass Ebay weitere Intershop-Aktien kaufen könnte, herrscht momentan Schweigen. Die von Intershop mit enormem Aufwand hergestellte neue Software „Intershop 7“ verkauft sich ganz ordentlich. Begeisterungsstürme sehen aber anders aus. Die wichtigsten Kooperationspartner sind etwa GSI Commerce, Hewlett Packard (HP), der Versandhändler Otto und der australische Telekomkonzern Telstra. Dabei umfasst das Intershop-Konzept nicht nur die Software, sondern deckt den gesamten Prozess, von der Planung eines Webshops bis zur Fertigstellung, ab. Tragende Säule ist mit einem Umsatzanteil von zuletzt 55 Prozent das Beratungsgeschäft. Neue Softwarelizenzen steuerten 2012 nur zehn Prozent zu den Erlösen bei – mit ein Grund dafür, dass Intershop 2012 in die Verlustzone rutschte. Zudem wirken sich die höheren Marketingaufwendungen sowie Umstellungen im Vertrieb zunächst als Belastung aus. Die nicht gerade erbauliche Entwicklung im Lizenzgeschäft setzte sich auch im Auftaktquartal 2013 vor. Momentan kalkuliert der Vorstand für das Gesamtjahr 2013 nur mit einem Erlösplus im einstelligen Prozentbereich sowie einer schwarzen Null beim operativen Ergebnis. Die Analysten von Close Brothers Seydler aus Frankfurt erwarten für 2013 unterm Strich einen Gewinn von 0,2 Mio. Euro. Das entspricht einem Ergebnis je Aktie von 0,01 Euro. Für 2014 rechnet Close Brothers Seydler dann mit einem Gewinn pro Anteilschein von 0,04 Euro. Ein attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) lässt sich bei einer aktuellen Notiz von 1,34 Euro daraus nicht ableiten.
Noch lähmender auf den Kurs wirkt sich aber das Paket von Großaktionär Ebay aus. Ein potenzieller industrieller Investor – wie beispielsweise Microsoft – wird sich Intershop wohl kaum mit Ebay „teilen“ wollen. Anderseits lässt Ebay keinerlei Aktivitäten hinsichtlich einer gemeinsamen Zukunft erkennen. Dabei gehört die frühere Neuer-Markt-Gesellschaft zu den wenigen E-Commerce-Software-Anbietern, die noch nicht übernommen worden sind oder – wie Demandware – zu momentan astronomischen Preisen gehandelt werden. Angesichts dieser Gemengelage wird sich die Kursfessel bei Intershop wohl erst lösen, wenn Bewegung in die Aktionärsstruktur kommt. Bewertungsvergleiche mit der einschlägigen Peergroup deuten zwar regelmäßig auf eine massive Unterbewertung der Intershop-Aktie hin. Doch solche Vergleiche haben in der Vergangenheit nur überzogene Erwartungen geweckt. Offenbar spielen die Produkte der US-Konkurrenz oder die von Hybris in einer anderen Liga.
Was heißt das nun für Aktionäre? Sollte Ebay aussteigen und einem Finanzinvestor Platz machen, käme das wohl einem Befreiungsschlag gleich. Auch ein Übernahmeangebot von Ebay dürfte wohl deutlich oberhalb des aktuellen Kurses anzusiedeln sein. Nur: Für solch eine Offerte gibt es momentan keine Hinweise. Der charttechnische Abwärtstrend ist vollkommen intakt. Wer sich also bei Intershop engagieren will, braucht viel Ausdauer und sollte auch Verluste verschmerzen können. Ein Blick auf den steigenden Gesamtmarkt sowie die starke Performance von Aktien wie Demandware (WKN: A1JHRX) wird da schnell zur Belastungsprobe für die eigenen Nerven. Wer bereit ist, sich das anzutun, kann sich ein paar Stücke ins Depot legen. Das Kursziel von 2,30 Euro von Close Brothers Seydler ist mittlerweile um gut 70 Prozent von der aktuellen Notiz entfernt. Vielleicht geht die Spekulation auf eine Übernahme – egal ob durch Ebay oder durch einen anderen Investor – ja auf. Für den Fall winken erhebliche Kursgewinne. Förderlich wäre natürlich auch, wenn Intershop mal wieder operativ positiv überraschen würde. Angeblich soll das zweite Quartal ja gar nicht so schlecht verlaufen sein. Am 7. August steht der Halbjahresbericht an.
Foto: Intershop AG
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