Im Trubel um den 25. DAX-Geburtstag ist beinahe untergegangen, dass der Zeitpunkt für die Halbjahresbilanz gekommen ist. Und da schneidet der Blue-Chip-Index diesmal gar nicht so gut ab. Bezogen auf die komplette Indexfamilie aus DAX, MDAX, SDAX und TecDAX belegt der DAX mit einer Performance von 4,56 Prozent seit Jahresbeginn nämlich nur den letzten Platz. Knapper Sieger ist mit einem Kurszuwachs von 15,04 Prozent der MDAX. Dicht dahinter folgt der TecDAX mit einem Plus von 14,28 Prozent. Der Small-Cap-Index SADAX legte in den ersten sechs Monaten 2013 um 10,40 Prozent zu. Zwar markierte der DAX am 22. Mai 2013 mit 8530,89 Punkten (auf Schlusskursbasis) sogar eine neue Rekordmarke. Aber selbst gemessen an dem All-Time-High beträgt die Performance „nur“ 12,1 Prozent. Auch in dieser Disziplin führt der MDAX mit einem zwischenzeitlichen Plus von in der Spitze 20,1 Prozent. Der TecDAX entfernte sich zwischenzeitlich um Plus 18,3 Prozent vom Schlussstand 2012. Der SDAX schaffte eine maximale Nordrichtung von 16,4 Prozent. Immerhin: Vom 3. Mai bis zum 19. Juni – das waren 34 Handelstage – schaffte es der DAX, sich oberhalb der Marke von 8000 Punkten zu halten. Aus dem Halbjahresrennen ging das Leitbarometer mit einem Stand von 7959,22 Zählern.
Innerhalb des
DAX gab es im ersten Halbjahr – ohne Berücksichtigung von Dividendenzahlungen – 18 Aktien mit einer positiven Kursentwicklung. Bei zwölf Titeln liegen die Anleger dagegen hinten. Auch inklusive der ausgeschütteten Dividenden ändert sich an diesem Bild nichts. Zwischen den Höchstkursen vom Mai und der Kurskorrektur aus dem April gab es eine maximale Kursspanne von 1071 Punkten. Die fünf DAX-Aktien mit der besten Wertentwicklung im ersten Halbjahr waren
Adidas (+ 20,3 Prozent),
Merck KGaA (+ 18,1 Prozent),
Henkel Vorzüge (+ 14,9 Prozent),
Bayer (+ 13,4 Prozent) und
Deutsche Post (+ 13,3 Prozent). Auffällig: Sämtliche Unternehmen stammen aus eher defensiven Branchen.
Auf der Verliererseite finden sich dagegen DAX-Gesellschaften aus eher konjunktursensiblen Bereichen – und hier ging es teilweise ganz schön zur Sache. Die rote Laterne hält die
Commerzbank mit einem Wertverlust von 40,8 Prozent. Ein Mysterium, warum die Commerzbank in nahezu allen Internetforen die meisten Beiträge und das größte Interesse auf sich vereint. Letztlich konnten die Anleger mit dieser Aktie in den vergangenen sechs Jahren fast nur verlieren. Deutlich abwärts ging es seit Jahresbeginn aber auch mit den Anteilscheinen von
Lanxess (– 28,4 Prozent),
ThyssenKrupp (– 23,2 Prozent), den Stämmen von
RWE (– 22,2 Prozent) und dem
Düngemittelproduzenten K+S (– 19,7 Prozent). Pikant: Die Papiere des Chemiekonzerns Lanxess haben seit der DAX-Aufnahme im September 2012 nun bereits 30 Prozent an Wert eingebüßt. Die gleichzeitig mit den Leverkusenern in den DAX eingezogenen Papiere des Reifenherstellers
Continental haben in dieser Zeit um 22 Prozent gewonnen.
Innerhalb des 50 Werte umfassenden
MDAX gab es im ersten Halbjahr 34 Sieger und 16 Verlierer. Mit 14.303,59 Punkten erreichte der Midcap-Index am 28. Mai 2013 ein neues historisches Hoch. An insgesamt 15 Tagen schloss der MDAX im laufenden Jahr oberhalb der Marke von 14.000 Zählern. Die höchsten Kurssteigerungen bescherten 2013 bislang Investments in Medienfirmen. Die Aussicht auf eine Umwandlung der Vorzüge in Stämme sowie die anstehende Sonderdividende sorgten bei
ProSiebenSat.1 für ein Kursplus von stattlichen 53,3 Prozent. Der Bieterwettstreit zwischen Vodafone und dem US-Kabelnetzbetreiber Liberty Global um die Vorherrschaft bei
Kabel Deutschland schob den Anteilschein der Münchner um immerhin 47,8 Prozent an.
Mit dem Flugzeugbauer
EADS (+ 37,4 Prozent),
Dürr (+ 36,8 Prozent) sowie dem Rohrschellenspezialisten
Norma Group (+ 34,7 Prozent) tauchen drei weitere Unternehmen unter den Top 5 auf, die man so weit vorn nicht unbedingt vermutet hätte. Der Lackieranlagenhersteller Dürr unterzog seine Aktien Ende Mai durch die Ausgabe von Berichtigungsaktien im Verhältnis 1:1 einer optischen Kurshalbierung. Gleichwohl hat sich der MDAX-Titel zuletzt deutlich von seinen Spitzenständen aus dem Mai entfernt. In der Spitze lag die Dürr-Aktie um 54 Prozent vorn. Norma kam am 8. April 2011 zu einem Kurs von 21 Euro an die Börse und rückte im März 2013 für
Vossloh vom SDAX in den MDAX ein. Zuletzt hat Norma eine Firma aus Australien übernommen
Auf der Minusseite im MDAX sticht insbesondere der Stahlhersteller
Salzgitter mit einem Minus von 37,2 Prozent negativ hervor. Zwei Gewinnwarnungen sind trotz eines ohnehin schwachen Branchenumfelds einfach zu viel. 2013 müssen sich die Anleger nochmals auf Verluste einstellen. Der Titel ist nur noch eine Langfrist-Turnaround-Spekulation. Auf den weiteren Abstiegsplätzen folgen
Südzucker (– 23,3 Prozent),
Aurubis (– 22,3 Prozent),
TAG Immobilien (– 14,2 Prozent) und
Gerry Weber (– 12,4 Prozent). Bei Südzucker geht es seit März bergab. Nach einem Rekordjahr erwartet der Zuckerproduzent nun rückläufige Erträge. Eine „Schlecht-Wetter-Gewinnwarnung“ schickte Textilfabrikant Gerry Weber zuletzt an seine erfolgsverwöhnten Anteilseigner. Beim Wohnimmobilienkonzern TAG wollen die Investoren nun offenbar erst einmal abwarten, ob die Hamburger den forschen Expansionskurs auch schultern können. Zudem buhlen immer mehr Immobiliengesellschaften um die Gunst der Anleger.
Der MDAX ist fast so eine Art Immo-DAX geworden. Die Kupferhütte Aurubis musste zum Halbjahr einen kräftigen Gewinnrückgang eingestehen.
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