Seit Anfang Oktober werden die Aktien von
NanoRepro im Münchner Spezialsegment m:access gehandelt. Vor gut einem Jahr hatte sich der Anbieter von medizinischen Schnelltests aus Frankfurt zurückgezogen und den Börsenhandel nach Hamburg und Wien verlegt. Auslöser waren in erster Linie Kostengründe, denn die Gesellschaft wollte das Geld für die Erstellung eines Wertpapierprospekts für den Entry Standard sparen. Aus heutiger Sicht vermutlich ein Fehler, wie Aufsichtsratschef Olaf Stiller am Rande der Frankfurter m:access-Konferenz im Gespräch mit boersengefluester.de einräumt. Zu sehr war der Börsenhandel in Deutschland eingetrocknet, und der Weg via Österreich scheint für etliche Anleger keine echte Option zu sein. Damit nicht genug: Auch die Rückkehr nach Frankfurt steht auf der Agenda. Die Liquidität der Aktie sollte von den Plänen profitieren.
Verbunden haben die Marburger den Einzug in den m:acccess – das Münchner Spezialsegment ist mit dem Frankfurter Entry Standard vergleichbar – mit einer neuerlichen Kapitalerhöhung im Verhältnis 4:1. Bis zu 596.900 Anteilscheine zu einem Stückpreis von 1,90 Euro will NanoRepro bis zum 22. Oktober platzieren. Erst Mitte des Jahres hatte das Unternehmen 225.000 Aktien zu je 2,10 Euro untergebracht. Offenbar vertrauen die Investoren der angekündigten Wachstumsoffensive. Dem Vernehmen nach sieht es so aus, als ob NanoRepro sämtliche Anteile der Oktober-Finanzierungsrunde untergebracht bekommt. „Es besteht derzeit ein sehr großes Interesse“, sagt NanoRepro-Vorstand Lisa Jüngst. Bezogen auf den aktuellen Kurs von 2 Euro und der erhöhten Aktienzahl von 3.081.900 Stück ergibt sich eine Kapitalisierung von knapp 6,2 Mio. Euro. Damit ist klar: NanoRepro ist ein Micro Cap, der sich nur für sehr erfahrene und risikobereite Investoren eignet.
Großer Hoffnungsträger von NanoRepro ist ein HIV-Test. „Wir gehen davon aus, dass wir das Produkt Ende November in den Markt einführen“, sagt Jüngst. Bereits ab 2014 soll der HIV-Test für Erlöse von 1,5 Mio. Euro sorgen. Das wäre etwa die Hälfte des für das kommende Jahr avisierten Umsatzziels von rund 3 Mio. Euro. Als Abnehmer für den HIV-Test kommen Krankenhäuser, aber auch ärztliche Einrichtungen beispielsweise in Gefängnissen in Frage. Damit betritt NanoRepro in gewisser Weise Neuland, denn die bisherigen Tests für die Familienplanung (Fruchtbarkeit, Schwangerschaft) und die Gesundheitsvorsorge (Unverträglichkeiten, Alkoholwerte oder Darmkrebsfrüherkennung) sind in der Regel rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Für die Markteinführung des HIV-Tests ist daher auch ein wesentlicher Teil der Mittel aus der Kapitalerhöhung reserviert. Aber auch neue Schnelltests sollen entwickelt und zur Zulassung gebracht werden.
Für das laufende Jahr kalkuliert NanoRepro mit Erlösen von 1,2 bis 1,5 Mio. Euro. Die Gewinnschwelle wollen die Marburger dabei im vierten Quartal überschreiten. Gemessen am Vorjahresumsatz von 1,03 Mio. Euro klingt die Planung nicht sonderlich ambitioniert. Allerdings waren 2012 Erlöse von rund 400.000 Euro für einen Alkoholtester enthalten. Damals gab es eine enorme Nachfrage nach dem Produkt, da Frankreich ein entsprechendes Gesetz eingeführt hatte, wonach Autofahrer einen Alkoholtest mit sich führen mussten. Dementsprechend griffen Deutsche, die sich in den Urlaub nach Frankreich aufmachten, zu. Allerdings kippte die französische Regierung das von Anfang an umstrittene Gesetz nach nicht einmal einem Jahr. Folge: NanoRepro blieb auf seinen Alkoholtests sitzen und erzielt mit diesem Produkt momentan kaum noch Umsatz. Bereinigt um diese „Sonderkonjunktur“ sehen die Planungen für 2013 bereits ansprechender aus. Wichtigstes Produkt mit einem Anteil von etwa 28 Prozent ist derzeit der Gluten-Check.
Zum Halbjahr weist NanoRepro ein Eigenkapital von knapp 1,15 Mio. Euro aus. Laut Wertpapierprospekt dürfte dieser Wert nach der Kapitalerhöhung auf 2,15 Mio. Euro steigen. Das entspräche einem Buchwert je Aktie von 0,70 Euro. Unterm Strich sieht die Investmentstory von NanoRepro derzeit ganz ansprechend aus. Allerdings hat das Unternehmen in der Vergangenheit bereits mehrfach ambitionierten Planungen vorgelegt, die sich nicht halten ließen. Bislang hat Nanorepro stets mit roten Zahlen abgeschnitten. Anleger tun vermutlich gut daran, sich mit Engagements noch ein wenig zu gedulden und die Markteinführung und Akzeptanz des HIV-Tests abzuwarten. Doe Spannung steigt jedenfalls, auch in marburg. "Wir warten alle auf das Blockbuster-Produkt – den HIV-Test", sagt Vorstand Lisa Jüngst.
Foto: NanoRepro AG
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