Der August scheint ein guter Monat für die Aktionäre von NanoRepro zu sein. Jedenfalls ist es exakt ein Jahr her, dass die Notiz des in den Bereichen Schnelltest und Hautpflege tätigen Unternehmens – genau wie jetzt gerade – oberhalb von 2 Euro notierte. Wesentlicher Auslöser des jüngsten Schubs ist eine frisch erschienene Studie von GBC Research mit einer Kaufen-Einschätzung und einem sportlichen Kursziel von 4,50 Euro. Parallel dazu hat GBC zu einem virtuellen Investor Roundtable mit NanoRepro-CEO Lisa Jüngst und CFO Stefan Pieh geladen. Immerhin 70 Minuten hat die Veranstaltung gedauert – boersengefluester.de war natürlich mit am Start, immerhin hatten wir erst vor einem Monat (HIER) auf die vielen positiven Veränderungen bei NanoRepro hingewiesen.
Seitdem gehört für uns freilich auch ein regelmäßiger Regal-Check in der Drogeriekette dm zur Recherche. Der Blick gilt dabei den früher unter der Marke „Zuhause TEST“ vertriebenen diversen Schnelltests rund um Themen wie Schwangerschaft, Fruchtbarkeit oder Vorsorge, die nun unter der dm-Eigenmarke Mivolis vertrieben werden. Für NanoRepro ist das nach Jahren der Vorbereitung insofern ein Gamechanger, weil damit erhebliche Marketingaufwendungen wegfallen, die früher nötig waren, um die Packungen mit dem Aufdruck „Zuhause TEST“ populärer zu machen. „Wir werden die Kosten dadurch drastisch senken“, sagt Jüngst und heißt auch andere Drogerieketten wie Rossmann oder Müller willkommen, sich mit diesem Modell zu beschäftigen. Bemerkenswert deutliche Worte. Rasche Entscheidungen sind bei derart mächtigen Handelspartnern jedoch nicht zu erwarten. Zunächst muss für alle Beteiligten nachhaltig klar sein, welche Produkte wie von den Kunden angenommen werden. „Man braucht einen mittelfristigen Horizont“, weiß Finanzvorstand Pieh.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
1,22
16,93
162,72
38,49
3,18
4,47
14,00
EBITDA1,2
-0,85
4,69
39,53
5,46
-4,42
-3,52
-2,30
EBITDA-Marge %3
-69,67
27,70
24,29
14,19
-138,99
-78,75
-16,43
EBIT1,4
-1,18
2,80
38,81
-4,37
-5,34
-3,62
-2,80
EBIT-Marge %5
-96,72
16,54
23,85
-11,35
-167,93
-80,98
-20,00
Jahresüberschuss1
-1,19
1,70
29,72
-3,72
-4,69
-2,05
-2,00
Netto-Marge %6
-97,54
10,04
18,27
-9,67
-147,48
-45,86
-14,29
Cashflow1,7
-0,61
-1,11
8,21
13,15
-10,26
9,86
-1,30
Ergebnis je Aktie8
-0,14
0,13
2,30
-0,29
-0,36
-0,16
-0,15
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,50
0,15
0,00
0,00
0,00
Immerhin: Für die NanoRepro AG ergibt sich in der neuen Konstellation die Möglichkeit, mit den Schnelltests perspektivisch wenigstens auf eine schwarze Null zu kommen, was für sich genommen auch nicht gerade ein Traumszenario für Investoren ist. Aber vielleicht geht ja doch noch mehr in Sachen Rentabilität. Um die dahinterstehende Logik zu verstehen, reicht ein Blick in die Gewinn- und Verlustrechnung. Mit Abstand größter Block sind die sonstigen betrieblichen Aufwendungen, die 2024 mit 4,57 Mio. Euro allein den ausgewiesenen Umsatz von 4,47 Mio. Euro übertrafen. Rund 60 Prozent davon sind Werbekosten, die sich wiederum etwa 50:50 auf „ZuhauseTEST“ und die unter dem Label „alphabiol“ vertriebenen Nahrungsergänzungsmittel verteilen. Durch den dm-Deal wird nun die eine Hälfte signifikant geringer werden, da dm im Wesentlichen nun selbst verantwortlich dafür ist, ihre Mivolis-Produkte zu bewerben. Damit aber nicht genug.
Für die bislang über diverse Onlinekanäle vertriebene alphabiol-Reihe gibt es ebenfalls eine markante Veränderung, weil dieser Markenname sukzessive verschwinden und in das künftige Beauty-Ökosystem PHLAS aufgehen soll. Dreh- und Angelpunkt von PHLAS ist derweil ein Kaltplasmagerät zur Behandlung von Hautrötungen und Akne, das im Januar 2026 an den Start gehen soll. Organisatorisch aufgehängt sind die Aktivitäten in der „hyped about science GmbH“ – kurz HYPED –, an der sich NanoRepro im April 2025 für 3,5 Mio. Euro zu 33 Prozent beteiligt hat – plus einer Option auf weitere 17 Prozent für 2,0 Mio. Euro. Und genau hier liegt der größte potenzielle Kurstreiber für die NanoRepro-Aktie. So sorgen die Ersatzreinigungsaufsätze für die Kaltplasmageräte bei HYPED für markante, wiederkehrende Umsätze, was es bei NanoRepro so bislang nicht gab. Darüber hinaus könnte das Startup bei einem erfolgreichen Geschäft signifikant wertvoller werden. „Ich bin davon überzeugt, dass die Bewertung ratzfatz bei 30 bis 40 Millionen Euro ist, wenn da Umsatz reinkommt“, sagt Lisa Jüngst.
Nun: Erst einmal muss das Geschäft zum Laufen kommen. Enger Wettbewerber ist hier die in Bochum ansässige SkinLove Ruhr mit ihrem Kaltplasmagerät Glim Skin, das bereits erhebliche mediale Präsenz bekommen hat. GBC-Analyst Matthias Greifenberger sieht die Marktbegleiter aber positiv, da es eher vorteilhaft ist, wenn mehrere Unternehmen diese Form der Hautpflege bekannter machen. Interessant: Wichtiger Vertriebspartner für PHLAS wird dem Vernehmen nach die Parfümeriekette Douglas. Das kommende Jahr wird also extrem spannend für NanoRepro und könnte den Aktienkurs tatsächlich auf andere Niveaus hieven.
Definitiv deutliche Verschiebungen in der Gewinn- und Verlustrechnung wird es dabei schon allein deshalb geben, weil NanoRepro für 2025 erstmals die Mehrheitsbeteiligung an der Hautpflegemarke Paedi Protect in das eigene Zahlenwerk konsolidiert. Und selbst wenn Paedi Protect bei dem GBC-Roundtable nicht so sehr im Fokus stand. Lisa Jüngst sieht hier noch viele Stellschrauben für die weitere Entwicklung, etwa im Bereich Internationalisierung. Der aktuelle Börsenwert beträgt 24,5 Mio. Euro, was – auch mit Blick auf die soliden Bilanzen – ausreichend Raum nach oben lässt- Aber klar: Am Ende muss NanoRepro liefern. Das schreibt sich zwar immer ziemlich leicht, ist in der Praxis aber alles andere als easy und harte Arbeit.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
NanoRepro
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
657710
DE0006577109
AG
24,71 Mio. €
14.10.2008
Halten
Foto: boersengefluester.de