Als NanoRepro im Oktober 2008 an die Börse ging, war der Namenszusatz „Nano“ mächtig angesagt. Immerhin starteten zwischen 2005 und 2026 auch die Kapitalmarktstorys von NanoFocus, Nanostart, Nanogate und ItN Nanovation. Letztlich brachten die Nano-Aktien rund um Beschichtungen, Messgeräte, Medizintechnik oder auch Wasserfilter ihren Investoren aber kein Glück. Einzig NanoRepro feierte mit seinen Corona-Schnelltests während der COVID-Phase einen sagenhaften Aufstieg, der allerdings ähnlich rasant verging, wie er gekommen war. Immerhin konnten die Marburger die Zeit nutzen, um via Kapitalerhöhung – und aus dem operativen Cashflow heraus – ein komfortables Polster anzulegen.
Freilich stellte sich schon auf dem Höhepunkt der Corona-Epidemie die Frage, wie es mit NanoRepro mittelfristig weitergehen wird. Immerhin ist das Geschäft mit medizinischen Schnelltests – trotz der zuletzt auf 3,72 Mio. Euro gestiegenen Erlöse – für eine eigenständige Börsenstory auf die Dauer wohl nicht tragfähig genug. Hinzu kommt, dass das zweite Standbein, die im Segment „Alphabiol“ zusammengefassten Nahrungsergänzungsmittel, mit Umsätzen von mittlerweile 0,65 Mio. Euro zwar deutlich an Vitalität gewinnt, absolut aber eben doch noch recht klein ist für Kapitalmarktverhältnisse. Um die Gesellschaft breiter aufzustellen, hat NanoRepro im vergangenen Jahr einen Teil der Liquidität genutzt, um die Beteiligung an der auf Hautpflegeprodukte für Kinder und Babys spezialisierten Paedi Protect von 7,80 auf 50,03 Prozent aufzustocken. Die Transaktion hat NanoRepro rund 17,6 Mio. Euro gekostet – auf Basis einer sportlichen Bewertung von zuletzt deutlich mehr als 40 Mio. Euro für Paedi Protect. Das kam nicht überall gut an. Immerhin hat sich im Zuge des Deals die mittelbare Beteiligung an der Deutsche Kosmetikwerke AG auf 11,21 Prozent erhöht.
Extrem spannend ist derweil die Entwicklung bei der „hyped about science GmbH“ – kurz HYPE –, an der sich NanoRepro im April 2025 für 3,5 Mio. Euro zu 33 Prozent beteiligt hat – plus einer Option auf weitere 17 Prozent für 2,0 Mio. Euro. HYPED ist eine Ausgründung aus der Terraplasma GmbH, die wiederum aus der Max-Planck-Gesellschaft hervorgegangen ist. Und hier klingelt es vermutlich bei Nebenwerte-Investoren. Bis zum Sommer 2024 gab es eine intensive Zusammenarbeit zwischen der börsennotierten Viromed Medical und Terraplasma bezüglich der Vertriebsrechte in der DACH-Region für ein von Terraplasma entwickeltes Kaltplasmagerät. Die Vereinbarung wurde jedoch beendet, da sich Viromed für andere Hersteller öffnen wollte. Nun: Ohne jetzt Details und Interna zu kennen. Boersengefluester.de kann sich gut vorstellen, dass die Chemie zwischen NanoRepro-CEO Lisa Jüngst und Terraplasma-Mitgründerin Julia Zimmermann als gleichberechtigte Geschäftsführerinnen von HYPED besser stimmt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
1,22
16,93
162,72
38,49
3,18
4,47
4,50
EBITDA1,2
-0,85
4,69
39,53
5,46
-4,42
-3,52
-1,20
EBITDA-Marge %3
-69,67
27,70
24,29
14,19
-138,99
-78,75
-26,67
EBIT1,4
-1,18
2,80
38,81
-4,37
-5,34
-3,62
-1,30
EBIT-Marge %5
-96,72
16,54
23,85
-11,35
-167,93
-80,98
-28,89
Jahresüberschuss1
-1,19
1,70
29,72
-3,72
-4,69
-2,05
-0,80
Netto-Marge %6
-97,54
10,04
18,27
-9,67
-147,48
-45,86
-17,78
Cashflow1,7
-0,61
-1,11
8,21
13,15
-10,26
9,86
-1,30
Ergebnis je Aktie8
-0,14
0,13
2,30
-0,29
-0,36
-0,16
-0,12
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,50
0,15
0,00
0,00
0,00
Das ist auch notwendig, denn HYPED – hier ist das neuartige Kaltplasmagerät PHLAS für kosmetische Anwendung durch Endverbraucher angedockt – spielt eine zentrale Rolle in der Wachstumsstrategie von NanoRepro. „Unser strategisches Ziel ist der Aufbau und die Vermarktung eines ganzheitlichen Produktsystems aus Kaltplasmatechnologie, Nahrungsergänzungsmitteln und Hautpflege-Serie unter der gemeinsamen Marke PHLAS“, sagt Jüngst. Entsprechend ist es geplant, auch die Alphabiol-Produkte sowie einen Großteil der Marketing- und Vertriebsaktivitäten in die HYPED-Struktur einzubringen. Bis Januar 2026 sollen alle Maßnahmen umgesetzt sein und NanoRepro auf ein neues Level hieven. Das heißt allerdings auch: 2025 wird ein Übergangsjahr, was für Aktionäre häufig keine ermutigende Botschaft ist. So peilt Lisa Jüngst für das laufende Jahr vergleichsweise stabile Erlöse sowie ein leicht verbessertes, aber weiterhin negatives Jahresergebnis an. Für 2026 sollen dann schwarze Zahlen im Konzern stehen.
Dabei gibt es auch im Segment ZuhauseTEST-Produkte insofern eine wichtige Veränderung, weil NanoRepro für den Topkunden dm-Drogeriemarkt die Eigenmarke Mivolis im vergangenen Herbst ins Regal gebracht hat. Entsprechend wurde das Marketing für die NanoRepro-Marke ZuhauseTEST gedrosselt, da bei dm ohnehin nur noch Mivolis gelistet ist. Der Fokus liegt seitdem auf Effizienzverbesserungen und partnerschaftlicher Markenentwicklung – bei zugleich spürbar reduzierten Werbebudgets. Summa summarum tut sich also einiges bei dem Unternehmen aus Marburg, selbst wenn die größten Effekte wohl erst 2026 sichtbar werden. An der Börse spiegelt sich das bei Kursen um 1,50 Euro – entsprechend einem Börsenwert von etwas mehr als 19 Mio. Euro – noch nicht wirklich wider. Dabei stehen (Stand Ende Dezember 2024) liquide Mittel von rund 9 Mio. Euro in der Bilanz. Zinstragende Verbindlichkeiten sind Fehlanzeige.
Dividenden sind dennoch kein Thema, denn die Mittel werden für den Aufbau eines innovativen Gesundheitsunternehmens verwendet. Geeignet ist die im Münchner m:access-Segment gelistete Aktie freilich nur für sehr risikobereite Investoren. Die nächsten wichtigen Kapitalmarkttermine sind die Hauptversammlung am 26. August 2025 sowie die Präsentation von CEO Lisa Jüngst und CFO Stefan Pieh auf der Herbstkonferenz von Equity Forum am 1./2. September 2025 in Frankfurt. Boersengefluester.de wird als Medienpartner vor Ort sein.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
NanoRepro
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
657710
DE0006577109
AG
20,26 Mio. €
14.10.2008
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Foto: Shutterstock