Ein Aktienkurs auf 15-Jahres-Tief. Nach zuletzt fünf Jahren in Folge mit einem jeweils negativen Ergebnis nach Steuern und einer damit einhergehenden Vielzahl von Prognosekorrekturen sind die meisten Anleger auf Distanz bei Softing. Die andere Seite der Medaille ist freilich, dass der im Prime-Standard-Segment der Deutschen Börse notierte Automatisierungsspezialist mit Rudolf Noser, Alois Widmann sowie der Trier Vermögensverwaltung gleich drei verlässliche Ankerinvestoren zum Aktionärskreis zählt. Kein Wunder, dass aus dieser Konstellation zumindest eine gewisse Fantasie entsteht, selbst wenn keine Aktionärsgruppe bislang unmittelbar an die eine Pflichtofferte auslösende Meldeschwelle von 30 Prozent kommt.
Dabei lässt sich für Softing locker ein Szenario konstruieren, wonach das Unternehmen am Kapitalmarkt weit unter Wert gehandelt wird. Dafür müssen Anleger allerdings die aktuelle operative Entwicklung weitgehend ausblenden und sich auf die Frühindikatoren für 2026 konzentrieren. So zeigt etwa das lange Zeit schwierige Automotivesegment nach neun Monaten 2025 einen sehr deutlichen Turnaround im EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von minus 1,1 auf plus 1,2 Mio. Euro. Der nochmals größere Hebel liegt jedoch im Industrial-Segment, das zum Ende der ersten drei Quartale 2025 ein EBIT von minus 0,7 Mio. Euro aufweist. Euro spürbar unter den vergleichbaren Vorjahreswert von plus 2,0 Mio. Euro gerutscht ist – und zwar bei kräftig rückläufigen Erlösen. Doch genau dieser Abwärtstrend könnte sich wenden, zumindest wenn man den zurzeit um immerhin 14 Prozent auf 55,7 Mio. Euro gestiegenen Auftragseingang als Indikator für 2026 heranzieht. Euro gestiegenen Auftragseingang als Indikator für 2026 heranzieht.
„Der wesentliche Schub kommt von Seiten der Industrieautomation“, sagt CEO Wolfgang Trier. Ein wenig ratlos lässt Softing die Investoren allerdings mit dem im Q3-Zwischenbericht schon wieder neu formulierten – ansonsten aber nicht weiter kommentierten – Ausblick für das Gesamtjahr 2025 zurück. Demnach ist nun bei Erlösen von rund 90 Mio. Euro (vorher: 85 bis 90 Mio. Euro) mit einem berichteten EBIT zwischen minus 1,5 und minus 2,5 Mio. Euro (vorher: minus 1,5 bis minus 0,5 Mio. Euro) zu rechnen. Das um die Effekte aus aktivierten Entwicklungsleistungen und deren Abschreibungen sowie den Bilanzeffekten aus Übernahmen bereinigte operative EBIT veranschlagt die Gesellschaft jetzt auf eine Bandbreite von plus 1,0 bis plus 1,5 Mio. Euro (vorher: minus 0,5 bis plus 0,5 Mio. Euro).
The most important financial data at a glance
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Sales1
91,07
77,60
84,69
98,31
112,60
95,06
88,50
EBITDA1,2
12,12
7,76
9,07
9,73
13,92
9,49
7,25
EBITDA-margin %3
13,31
10,00
10,71
9,90
12,36
9,98
8,19
EBIT1,4
4,30
-3,93
-0,48
0,76
-2,72
0,50
-2,00
EBIT-margin %5
4,72
-5,06
-0,57
0,77
-2,42
0,53
-2,26
Net profit1
2,93
-4,58
-0,07
-1,18
-5,71
-1,57
-2,70
Net-margin %6
3,22
-5,90
-0,08
-1,20
-5,07
-1,65
-3,05
Cashflow1,7
10,37
4,91
11,05
3,82
9,10
7,02
5,30
Earnings per share8
0,31
-0,50
0,01
-0,13
-0,63
-0,17
-0,27
Dividend per share8
0,04
0,04
0,10
0,10
0,13
0,00
0,00
Die Abweichungen sind insofern überraschend, weil Softing erst Ende September 2025 mit der nach unten korrigierten Guidance an den Kapitalmarkt gegangen ist. Nun: Nach Rücksprache mit dem Unternehmen sind Abweichungen vermutlich geringer, als sie den Anschein haben. So ist das Geschäft von Softing traditionell sehr hecklastig, hängt also wesentlich am vierten Quartal. Gut möglich, dass sich angesichts der grundsätzlich positiven Signale vom Auftragseingang noch die ein oder andere Order verumsatzen lässt. Boersengefluester.de hält daher das obere Ende der im Herbst kommunizierten Erlösspanne für realistisch – ohne jedoch, dass Softing die Marke von 90 Mio. Euro touchiert. Mit Blick auf das berichtete Betriebsergebnis wirkt sich indes die Kombination aus geringerer Aktivierung und gleichfalls erhöhten Abschreibungen auf fertiggestellte Neuprodukte belastend aus. Adjustiert man diese Effekte aus den Zahlen, ergibt sich ein entsprechend vorteilhafteres operatives EBIT als bislang avisiert.
Entscheidend für die Bewertung der Soft-Aktie ist die auseinandergehende Entwicklung der beiden EBIT-Kennzahlen zwar nicht. Es macht die Investmentstory aber noch einen Tick erklärungsbedürftiger – und das ist in der Regel nicht gut bei Spezialwerten mit einem Börsenwert von nur 28 Mio. Euro, wie es bei Softung der Fall ist. Umso wichtiger wird, dass sich 2026 das Paradoxon aus steigenden Auftragseingängen und sinkenden Umsatzerlösen endlich auflöst und die Gesellschaft ihre PS auf die Straße bringt.
„In wirtschaftlich und politisch höchst turbulenten Zeiten ist 2025 kein Jahr des Erntens. Es ist ein Jahr des Sähens und des Aufbaus, in dem wir strategisch und operativ die Chancen dieser Zeit nutzen, um für die Folgejahre bestmöglich positioniert zu sein“, fasst Trier die Gemengelage zusammen. Keine Frage: Die meisten Anleger werden abwarten, ob sich die vielen Anzeichen einer Trendwende für 2026 tatsächlich auch im Umsatz und Ergebnis von Softing zeigen. Aber sollte die Saat tatsächlich aufgehen, müsste es mit der Notiz im Normalfall kräftig nach oben gehen.
INVESTOR-INFORMATION
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Softing
WKN
ISIN
Legal Type
Marketcap
IPO
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517800
DE0005178008
AG
28,19 Mio €
16.05.2000
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