Beachtlich: Eine derart starke Phase wie seit Jahresbeginn 2025 hatte die Drägerwerk-Aktie zuletzt in der Corona-Pandemie, als die enorme Nachfrage nach Beatmungsgeräten den Kurs des Medizintechnikkonzerns abheben ließ. Nachhaltig war die Rally damals freilich nicht. Auf den Nachfrageschub folgten aus den Fugen geratene Lieferketten, teils absurde Preissteigerungen für Elektronikbauteile – und letztlich verpuffte auch die Nachfrage von Krankenhäusern und staatlichen Organisationen wieder. Insofern ist es ein gutes Zeichen, dass das Comeback der Dräger-Aktie eine Mischung aus sich kontinuierlich verbessernden operativen Zahlen sowie einem „Bewertungs-Play“ ist. Immerhin war der Konzern bei Kursen zwischen 40 und 50 Euro einfach nur spottbillig, selbst wenn Drägerwerk sein Renditepotenzial mit EBIT-Margen von zeitweise weniger als 5 Prozent bis heute bei weitem nicht ausgeschöpft hat.
Nicht zu hoch aufhängen würde boersengefluester.de die Auffassung, dass Drägerwerk mit Produkten wie Filtertechnik für Militärfahrzeuge, Atemschutzgeräten für die Aufklärung sowie der Dekontamination oder auch speziellen Tauchgeräten in den erweiterten Kreis der Defence-Profiteure aufgerückt (HIER) ist. Zumindest 2024 machten solche Rüstungsgüter weniger als 1 Prozent des Konzernumsatzes aus. Aber klar: Findige Investoren grasen alles ab, was – abseits von Platzhirschen wie Rheinmetall, Hensoldt oder Renk – diesbezüglich eine gewisse Kursfantasie verspricht. Und auch Drägerwerk selbst kommuniziert klar, sich als strategischer Partner im Rahmen umfassender Verteidigungsprogramme zu positionieren. Abzuwarten bleibt jedoch, welche Bedeutung dieser Part tatsächlich für die künftigen Konzernkennzahlen haben wird. Immerhin sind die Lübecker ein Unternehmen mit fast 3,5 Mrd. Euro Umsatz. Spannend ist dieser Teil der Investmentstory von Drägerwerk aber allemal.
The most important financial data at a glance
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Sales1
2.780,82
3.406,28
3.328,42
3.045,23
3.375,50
3.370,88
3.479,00
EBITDA1,2
193,71
521,07
421,00
55,80
315,00
339,90
340,00
EBITDA-margin %3
6,97
15,30
12,65
1,83
9,33
10,08
9,77
EBIT1,4
66,58
396,60
271,68
-88,61
166,43
194,02
192,00
EBIT-margin %5
2,39
11,64
8,16
-2,91
4,93
5,76
5,52
Net profit1
33,79
249,89
154,27
-63,64
111,99
124,76
125,00
Net-margin %6
1,22
7,34
4,64
-2,09
3,32
3,70
3,59
Cashflow1,7
164,42
459,98
384,89
-144,23
189,68
167,31
173,00
Earnings per share8
1,44
10,25
7,19
-3,47
5,92
6,61
6,65
Dividend per share8
0,19
0,19
0,19
0,19
1,80
2,03
2,03
Beinahe noch interessanter ist derweil der zurzeit immer größer werdende Kursabstand zwischen den überwiegend in Familienhand befindlichen Stammaktien und den Vorzügen, die sich formal zu 100 Prozent im Streubesitz befinden. Mittlerweile werden die Vorzüge mit einem Aufgeld von etwas mehr als einem Viertel gegenüber den Stämmen gehandelt. Ende November 2024 waren beide Gattungen noch ungefähr gleich teuer an der Börse. Nun: Kurzfristig mag diese Entwicklung für ein Engagement in den Stämmen sprechen. Wer sich als institutioneller Investor in dem Titel engagieren will, kommt allerdings kaum um die deutlich liquideren – und auch im SDAX und TecDAX enthaltenen – Vorzüge umher. Insofern spiegelt der enorme Spread vermutlich nur die neue Beliebtheit der Dräger-Aktie wider. Für Privatanleger mit überschaubaren Ordergrößen kann es hingegen schon sinnvoll sein, derzeit eher auf die Stämme zu setzen. Letztlich ist aber auch das eine Geschmacksfrage. Die Unterschiede bei der absoluten Höhe der Dividende sind dabei eher vernachlässigbar. Zudem liegt die Hauptversammlung vom 9. Mai 2025 erst wenige Wochen zurück.
Nächster wichtiger Termin sind die für den 29. Juli 2025 angekündigten Halbjahreszahlen, wobei die Gesellschaft schon rund zwei Wochen vorher erste Eckdaten präsentieren wird – zumindest war dies so in der Vergangenheit. Momentan sieht der offizielle Ausblick für das Gesamtjahr 2025 einen währungsbereinigten Umsatzanstieg von 1,0 bis 5,0 Prozent sowie eine EBIT-Marge zwischen 3,5 und 6,5 Prozent vor. In absoluten Zahlen würde das Mittel auf Erlöse von rund 3.470 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von etwa 175 Mio. Euro hinauslaufen. Die Analysten von Hauck Aufhäuser haben jedenfalls nach einer Investorenveranstaltung mit dem Management erst kürzlich ihre Kaufen-Einschätzung mit Kursziel 96 Euro für die Vorzüge bestätigt. So heben die Experten die dauerhaften Verbesserungen im Sicherheitstechnikbereich hervor. Zudem hat Dräger durch die immer wichtiger werdende Vernetzung medizinischer Geräte enormes Potenzial.
INVESTOR-INFORMATION
©boersengefluester.de
Drägerwerk VZ
WKN
ISIN
Legal Type
Marketcap
IPO
Recommendation
Located
555063
DE0005550636
AG & Co. KGaA
1.218,95 Mio €
04.09.1979
Kaufen
Foto: Shutterstock
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der Geschäftsführer der boersengefluester.de GmbH, Gereon Kruse, hält unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse im Zuge dessen beeinflusst werden könnten: Drägerwerk VZ.