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#Profiteure Datenspionage
© boersengefluester.de | Redaktion
Viel wurde in den vergangenen Wochen über die Aktien von Cancom und Bechtle geschrieben. Beide Systemhäuser gelten als Profiteure der aktuellen Debatte um Sicherheit im IT-Bereich und Datenspionage. Höchste Zeit, sich auch mit einem anderem Unternehmen auseinanderzusetzen: Allgeier. Das Unternehmen zählt ebenfalls zu den wichtigen heimischen IT-Gesellschaften, ist mit einem Börsenwert von 120 Mio. Euro aber deutlich kleiner als die beiden Platzhirsche aus dem TecDAX. Bechtle kommt auf eine Kapitalisierung von 800 Mio. Euro. Die in München angesiedelte Cancom stemmt nach der jüngsten Kurssause bereits 252 Mio. Euro.
Betrachtet man den zuletzt erzielten Umsatz des Trios, liegen die Relationen schon enger zusammen: Bechtle erlöste im Vorjahr 2,1 Mrd. Euro und zog daraus einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 80,5 Mio. Euro. Cancom hatte Einnahmen von 558 Mio. Euro und erzielte ein EBIT von 20,7 Mio. Euro. Die ebenfalls aus München stammende Allgeier lag mit Umsätzen von 423 Mio. Euro gar nicht mal so weit entfernt von Cancom. Allerdings war die EBIT-Marge mit 2,1 Prozent deutlich geringer als die von Cancom (3,7 Prozent).
Mit der aktuellen Renditeausbeute will sich der Allgeier-Vorstand aber nicht zufrieden und formt den Konzern daher um. Ziel ist es, die vielen kleinen Konzernteile zu größeren schlagkräftigeren Einheiten zu formen. In der mit einem Umsatzanteil von beinahe 50 Prozent größten Division „Experts“ tritt das Unternehmen als Personaldienstleister für IT-Fachkräfte auf. Der Bereich „Solutions“ steht für Komplettlösungen im Bereich IT-Infrastruktur (von der Hardware bis zur Software) und steht etwa für ein Viertel der Erlöse. Ein Schwerpunkt von Allgeier liegt in den Bereichen Dokumentenmanagement-Systeme, Steuerungs- sowie Sicherheitssoftware – aber auch auf Cloud Services. Erklärtes Ziel von Allgeier ist es, den Anteil der eigenen Softwareprodukte zu erhöhen. Der Sektor „Software Development“ umfasst die Entwicklung individueller Softwarelösungen – ein wachstumsstarker Bereich mit attraktiven Margen.
Gut angekommen an der Börse ist, dass Allgeier auch in der aktuellen Umsetzungsphase der „Agenda 2015“ nicht die eigene Aktie aus dem Blick verliert und zuletzt sogar das Aktienrückkaufprogramm wieder aktiviert hat. So hat die Gesellschaft seit Ende Juni rund 23.500 eigene Anteile im Gegenwert von etwa 287.000 Euro erworben. Bis Ende 2013 hat der Vorstand die Ermächtigung, insgesamt bis zu 200.000 Allgeier-Aktien zu kaufen. Knapp 705.000 eigene Papiere befanden sich bereits vor dem Neustart des jüngsten Programms im Firmenbesitz. Damit nicht genug: Der Aufsichtsratsvorsitzende und Großaktionär Detlef Dinsel stockte seinen Bestand Mitte Juni ebenfalls um 10.000 Stück auf. Insgesamt befinden sich deutlich mehr als 40 Prozent der Allgeier-Aktien in den Händen von Vorstand und Aufsichtsrat.
Gemessen an den Vergleichsunternehmen bietet die Allgeier-Aktie einen prima Kennzahlenmix. Punkten kann der Titel insbesondere bei der Dividendenrendite, dem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und dem Kurs-Umsatz-Verhältnis. Selbst beim KGV ist Allgeier mittlerweile günstiger als Cancom. Wichtig wird nun, dass das 2011er-Kurshoch von 14 Euro signifikant übersprungen wird. Auch charttechnisch wäre dann der Weg nach oben frei. Fundamental sind Kurse von 16 Euro für den Small Cap eine faire Orientierungsmarke. Der Halbjahresbericht ist für den 14. August 2013 angesetzt.
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Während die Enthüllungen über Lauschangriffe und Datenspionage weiterhin den politischen Alltag bestimmen, beschäftigen sich die Börsianer längt mit den möglichen Profiteuren der aktuellen Debatte. Schließlich dürfte das Ausmaß des möglichen Datenklaus nun auch bei den Unternehmen für Unruhe sorgen und die Anforderungen an die eigene damit IT neu definiert werden. Einzelne Sicherheitsspezialisten berichten bereits über deutlich zunehmende Anfragen von Firmenseite. Kein Wunder, dass insbesondere die Aktien von IT-Dienstleistern und einzelnen Softwarespezialisten derzeit auf der Watchlist vieler Investoren stehen. Boersengefluester.de stellt ausgesuchte heimische Titel vor.
Als Gewinner des Spionageskandals gilt die Aktie des TecDAX-Konzerns Bechtle. Die Gesellschaft aus Neckarsulm betreibt 65 Systemhäuser in der DACH-Region und zählt damit zu den größeren Anbietern von IT-Produkten und entsprechenden Service-Dienstleistungen. Allerdings verlieft der Jahresstart für Bechtle bislang wenig zufriedenstellend – zumindest was die Ergebnisentwicklung angeht. Immerhin hat Vorstandschef Thomas Olemotz für die kommenden Quartale Besserung angekündigt. Zudem deutete der Manager zuletzt direkt an, von der aktuellen Spionagedebatte zu profitieren. Die Kursziele der meisten Analysten bewegen sich allerdings in unmittelbarer Nähe der aktuellen Notiz. Spekulationen, wonach Bechtle mit einer Übernahme von Cancom liebäugele, wies der Manager allerdings zurück. Zur Einordnung: Bechtle hat zurzeit einen Börsenwert von etwa 793 Mio. Euro. Cancom liegt bei 242 Mio. Euro. Ausgelöst wurden die Gerüchte durch den 10prozentigen Einstieg der Familie Schick bei Cancom. Der Bechtle-Gründer ist gleichzeitig noch mit 35,02 Prozent bei Bechtle engagiert. Dass das Engagement tatsächlich rein privat ist, glauben allerdings die wenigsten Börsianer.
Dabei sieht der Chart von Cancom wie eine Fahnenstange aus. Seit Jahresanfang hat die Aktie um rund 60 Prozent an Wert gewonnen. Seit Anfang 2009 hat sich die Kapitalisierung fast verzehnfacht. Firmenchef Klaus Weinmann nutzt den Hype um Datensicherheit, um die Kursparty anzuheizen. Nach seinen Aussagen profitiert der Konzern von der öffentlichen Diskussion, denn das treibe die Nachfrage nach der hauseigenen Cloud-Lösung noch stärker an. Zudem hat Weinmann gegenüber einer Finanzzeitschrift erklärt, dass sich das Geschäft im zweiten Quartal erfreulich entwickelt habe. „April und Mai waren gute Monate. Im Juni hat sich der positive Trend fortgesetzt.“ Cloud-Dienste brächten derzeit einen Jahresumsatz von 10 Mio. Euro. Der Firmenlenker hat das Geschäft des IT-Systemhauses in den vergangenen Jahren erheblich ausgebaut und die Größenvorteile genutzt, um die Profitabilität deutlich zu verbessern. So kletterte der Umsatz 2012 um 2,5 Prozent auf 558,1 Mio. Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte auf 28,1 Mio. Euro. Die operative Marge erreichte damit fünf Prozent. Im Jahr 2008 waren es lediglich 2,3 Prozent. In drei bis fünf Jahren will Cancom beim Umsatz die Marke von 1 Mrd. Euro knacken. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser haben zuletzt das Kursziel von 22,50 auf 29 Euro angehoben. Das Kursziel liegt damit deutlich über dem der anderen Häuser wie der Deutschen Bank oder von Warburg Research. Allianz Global Investors hält mittlerweile mehr als 3,4 Prozent an Cancom. Die nächsten Kursimpulse dürften spätestens die Quartalszahlen am 13. August liefern.
Bestens in die Zeit passt auch die jüngste Übernahme von All For One Steeb. So ist die auf Software für den Mittelstand spezialisierte Gesellschaft mit knapp drei Viertel bei der Webmaxx GmbH eingestiegen. Während sich All For One normalerweise im SAP-Umfeld tummelt, haben sich die Schwaben diesmal einen Spezialisten für Cloudtechnologie von Microsoft und Linux-Datenbank-Servern geschnappt. Dabei geht es unter anderem um den sicheren Umgang mit Firmen-Mails und anderen Dokumentations-Programmen. Offenbar eine sinnvolle Erweiterung für All For One. Nachdem der Aktienkurs seit Jahresanfang wie festgenagelt war, scheint nun der Knoten geplatzt zu sein. Mit 17 Euro bewegt sich das Papier auf einem neuen Mehr-Jahres-Hoch. Zukäufe werden bei All For One Steeb mittlerweile sehr positiv gesehen, weil das Unternehmen als vorbildlich bei der Integration gilt. Im Zuge der zahlreichen Übernahmen hat sich allerdings auch die Kapitalstruktur von All For One deutlich geändert. Statt eines Überschusses an Liquiden Mitteln weist die Gesellschaft mittlerweile Nettofinanzverbindlichkeiten von 18 Mio. Euro auf. Längst vorbei auch die Zeiten, als der Börsenwert geringer war als das Eigenkapital. Mittlerweile kommt der Small Cap auf ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund zwei. Dennoch halten Analysten den Titel weiterhin für aussichtsreich. Angesichts des anhaltenden Wachstums sieht die Frankfurter BankM den Titel erst bei 18,55 Euro als fair bewertet an und rät weiterhin zum Einstieg.
Eine erste Adresse für den sicheren Umgang mit sensiblen Daten ist Secunet. Bereits seit Mitte Mai schießt die Notiz des IT-Sicherheitsexperten nach oben und notiert mittlerweile auf dem höchsten Stand seit 2001. Der Startpunkt der Kursrally deckt sich genau mit dem Termin der jüngsten Hauptversammlung. Dabei gab es auf dem Aktionärstreffen keine wirklichen Neuheiten zu verkünden. 2012 war für Secunet mit 67 Mio. Euro Umsatz und 3,7 Mio. Euro Gewinn das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte. „Unser Markt wächst kontinuierlich, bei den Zielgruppen sind wir als Partner gefragt: Daher spricht vieles für eine fortgesetzte Expansion“, rief Vorstandschef Rainer Baumgart den Anlegern zu. Als IT-Sicherheitspartner der Bundesrepublik Deutschland arbeiten die Essener an hochsensiblen Projekten. Für öffentliche Einrichtungen aus der ganzen Welt bietet Secunet Verschlüsselungstechniken für streng vertrauliche Daten an. So läuft etwa die elektronische Steuererklärung ELSTER mit Hilfe von Secunet-Technik. Andere Einsatzgebiete sind beispielsweise biometrische Grenzkontrollen. Rund 78 Prozent der Umsätze entfielen zuletzt auf diesen sogenannten Public-Sektor. Die restlichen Erlöse erzielt Secunet mit ganz „normalen“ Unternehmen wie BMW oder Deutsche Post – auch hier geht es um Lösungen im Bereich der IT- oder Produktionssicherheit.
Anlass zu Spekulationen gibt immer wieder die Aktionärsstruktur. 2004 ist Giesecke & Devrient bei Secunet eingestiegen und kontrolliert mittlerweile 78,96 Prozent der Stimmen. Der Streubesitz liegt nach letzten Angaben bei 13,44 Prozent. Wichtig: Für einen anderen Investor als Giesecke & Devrient wäre es vermutlich schwer, sich im größeren Stil bei Secunet einzukaufen. Aufgrund der hochsensiblen Tätigkeitsbereiche können auf Basis des Außenwirtschaftsgesetzes Beschränkungen bei der Übertragung von Secunet-Aktien auferlegt werden. Fundamental ist die Secunet-Aktie bereits recht hoch bewertet. Der Börsenwert von 93 Mio. Euro entspricht dem 1,4fachen des zuletzt erzielten Umsatzes. Das KGV auf Basis der Schätzungen von boersengefluester.de beträgt ambitionierte 23. Zudem müssen Investoren rund das Dreifache des Eigenkapitals für Secunet auf den Tisch legen. Andererseits ist die Gesellschaft nicht bei Banken verschuldet. 20 Prozent der Kapitalisierung sind durch liquide Mittel gedeckt.
Zu den weiteren Profiteuren der Sicherheitsdebatte zählt auch S&T – manchem Anleger vielleicht noch besser unter dem früheren Namen Quanmax bekannt. Die Österreicher waren früher als reiner Verkäufer von Notebooks unterwegs, haben sich aber längst zu einem integrierten Systemhaus für IT-Produkte gewandelt. Ein Fokus liegt auf Osteuropa. Für das laufende Jahr peilt Konzernchef Hannes Niederhauser einen Gewinnanstig um mehr als 25 Prozent auf rund 12 Mio. Euro an. Dem steht ein Börsenwert von knapp 90 Mio. Euro entgegen. Wirklich teuer ist die Aktie also nicht. Dennoch läuft das Papier seit vielen Quartalen bestenfalls seitwärts. Die Gründe für die relative Underperformance sind schwer auszumachen. In der Regel liefert das Unternehmen ganz ordentliche Zahlen. Mitte Mai hat Quanmax relativ zügig eine 15 Mio. Euro umfassende Anleihe mit einem Kupon von 7,25 Prozent platziert. Langfristiges Ziel von S&T ist die Aufnahme in den TecDAX.
Dieser Artikel enthält Passagen von Egmond Haidt, der für die boersengefluester.de-Partnerseite Feingold Research schreibt.
Foto: All For One Steeb AG...
Bechtle
Kurs: 30,72
Cancom
Kurs: 23,44
All for One Group
Kurs: 56,20
secunet Security Networks
Kurs: 113,60
Kontron
Kurs: 18,94
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