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#Canpotex
© boersengefluester.de | Redaktion
Wenn ein DAX-Konzern innerhalb eines Monats annähernd 35 Prozent seiner Marktkapitalisierung verliert, während der Gesamtindex im gleichen Zeitraum um fast vier Prozent zulegt, dann ist im Normalfall eine saftige Gewinnwarnung die Ursache. Nicht so bei K+S: Die Aktie des Düngemittelproduzenten befand sich zwar ohnehin in einem wackligen Zustand. Für den Knock-out sorgte aber die Ankündigung des russischen Wettbewerbers Uralkali, aus dem gemeinsam mit Belaruskali betriebenen Exportkartell Belarusian Potash Company (BPC) auszusteigen, die Produktion hochzufahren und die Ausfuhren künftig selbst in die Hand zu nehmen. Das Kartell kontrolliert rund 40 Prozent des weltweiten Kalimarkts. Dafür ist Uralkali-Chef Vladislav Baumgertner notfalls sogar bereit, einen Preisrutsch beim Kali um gut 25 Prozent auf weniger als 300 Dollar pro Tonne zu akzeptieren. Vorbei die Zeiten, als es hieß „Lieber weniger fördern, als die Preise zu senken“.
„Wir hatten keine andere Wahl“, sagt der Uralkali-Manager in einem Interview mit Reuters. Laut seinen Aussagen hat Belaruskali die gemeinsame Preisstrategie eigenmächtig unterhöhlt. Das klingt nach einer Vergeltungsmaßnahme im mafiösen Stil. Beinahe in einem Atemzug betont Baumgertner aber auch, dass es sich um eine rein wirtschaftliche Entscheidung handele und er von keinerlei politischen Interessen gesteuert worden sei. Womöglich hatten aber auch die Gesetzeshüter das Kartell längst auf dem Kieker und der Manager tat quasi nur die Flucht nach vorn an. Sei es drum: Die brisanten Aussagen von Baumgertner sorgten für regelrechte Panikverkäufe und vernichten bei den großen Anbietern wie Potash Corp. of Saskatchewan, Compass Minerals, Mosaic oder eben K+S per saldo Milliarden Euro an Kapitalisierung. Allein K+S hat in den vergangenen Tagen 1,5 Mrd. Euro an Börsenwert eingebüßt. Schließlich befürchten Analysten mittlerweile, dass die Kalipreise um bis zu ein Drittel einbrechen könnten. Die Gewinne der Hersteller würden in der Folge auf einen Bruchteil der gegenwärtigen Niveaus sinken.
Von dem Massaker verschont blieb natürlich auch die Aktie von Uralkali nicht, deren Kapitalisierung um 24 Prozent – das entspricht etwa 3,2 Mrd. Euro – zusammenbrach. Kein Wunder, dass sich die Investoren fragen, welcher Teufel Baumgertner bei seinen Planungen geritten hat und ob nicht doch ein mächtiger Oligarch im Hintergrund die Strippen zieht und gerade an einer Neuordnung im weltweiten Kalimarkt bastelt. Stoff für einen James-Bond-Streifen oder eine Fortsetzung von „Wall Street“ bieten die aktuellen Verwerfungen allemal. Noch gibt es allerdings keine Erkenntnisse von den Ermittlungsbehörden der amerikanischen Börsenaufsicht SEC. Mit Sicherheit wird sich aber auch die deutsche BaFin genau anschauen, ob es zuletzt auffällige Transaktionen bei K+S gab.
Angesichts der Verwerfungen an den Börsen, scheint die Branche momentan in eine Art Schockstarre verfallen zu sein. Das Management von K+S lies bislang lediglich verlauten: „Die in der Presse kolportierten Preise für Kalidüngemittel sind für uns nicht nachvollziehbar und entsprechen aus unserer Sicht in keiner Weise der aktuellen Angebots- und Nachfragesituation. Eine umfassende Bewertung der aktuellen Situation ist uns derzeit nicht möglich. Wir beobachten die weitere Entwicklung sehr genau.“ Bereits in Alarmstimmung befinden sich die Analysten. „Die Spielregeln haben sich geändert. Die Folgen kann man gar nicht hoch genug einschätzen“, sagt Barclays-Analyst Matthew Korn. Dabei ist noch offen, wie sich das kanadische Pendant zu BPC, Canpotex, verhalten wird. Das aus den Firmen Potash Corp. of Saskatchewan, Mosaic und Agrium kontrolliert gut ein Drittel des globalen Kalimarkts. Der DAX-Konzern K+S gehört keinem dem beiden Kartelle an und sucht sein Heil als unabhängiger Anbieter. Allein aus räumlichen Gründen, würde K+S aber vor allem die russische Angebotsmasse zu spüren bekommen.
Sollte sich der Kalipreis tatsächlich um ein Drittel ermäßigen, droht nach den Berechnungen der Commerzbank-Analysten bei K+S ein massiver Gewinneinbruch. So haben die Experten des Frankfurter Geldhauses das für 2014 erwartete Ergebnis je Aktie um 84 Prozent auf 0,59 Euro zusammengestrichen. Das neue Kursziel lautet 14 Euro. Gemessen an der aktuellen Notiz von 18 Euro ist der Abwärtssog bei K+S also noch immer nicht ausgestanden. Pikant: Bereits jetzt notiert die Aktie unterhalb ihres Buchwerts von 19 Euro. Als eine Art natürliche Auffangmarke scheint das Eigenkapital von K+S diesmal also nur begrenzt zu funktionieren. Sollte die Notiz von K+S tatsächlich bis auf 14 Euro rauschen, würde sich ein Abschlag von rund einem Viertel auf den Buchwert ergeben. Exane BNP und UBS veranschlagen das Kursziel für K+S momentan bei 16 Euro. Die Beobachter von Hauck & Aufhäuser haben ihr Kursziel von 42 auf 15 Euro geknickt und rechnen beim Ergebnis je Aktie für 2014 mit einem Einbruch auf 0,85 Euro. Zum Vergleich: Für 2012 wies K+S einen Gewinn pro Anteilschein von 3,49 Euro aus. Angesichts dieser drastischen Kürzungen schießt das Kurs-Gewinn-Verhältnis von K+S von zuvor knapp zehn nun auf Werte zwischen 20 und 30. Mit andren Worten: Die Revision der Ertragsschätzungen fiel noch viel deutlicher aus als der Kursrutsch.
Fraglich ist, wie K+S auf die neue Gemengelage reagieren wird. Abgesehen von dem ersten Statement, hält sich Vorstandschef Norbert Steiner auffällig zurück. Der Halbjahresbericht steht erst für den 13. August an. Im Gegensatz zu Uralkali, die als Billigproduzent gelten, würde K+S die Preisschlacht wohl empfindlich treffen, zumal die gegenwärtigen Produktionskosten dem Vernehmen nach nur geringfügig unter dem künftig befürchteten Preisniveau liegen. Um hier in eine bessere Wettbewerbsposition zu gelangen, treiben die Kasseler ihr Legacy-Projekt voran. Doch der Bau des neuen Kaliwerks in der kanadischen Provinz Saskatchewan ist umstritten: Die Kosten explodieren und der Zeitplan gerät durcheinander. Rund 3 Mrd. Euro sollen in das Vorhaben fließen. Das ist etwa ein Viertel mehr als zunächst gedacht. „In Legacy liegt ein wichtiger Teil der K+S-Zukunft“, betonte Vorstandschef Steiner. Die Inbetriebnahme des Werks ist für den Sommer 2016 avisiert. Die Finanzierung soll mit Hilfe der bestehenden Liquidität und durch weiteres Fremdkapital gestemmt werden. Ob das Management angesichts der neuesten Entwicklungen an dem Plan festhält, bleibt abzuwarten. Immerhin sitzt K+S schon jetzt auf Nettofinanzverbindlichkeiten von knapp 620 Mio. Euro. Das DAX-Unternehmen befindet sich also in einer Zwickmühle: Einerseits ist Legacy wirtschaftlich sinnvoll. Andererseits fällt die Finanzierungs- und Bauphase in eine Zeit einschneidender Veränderungen.
Selbst der Verbleib im DAX ist für K+S keinesfalls mehr sicher. Bislang galten die Commerzbank und Lanxess als Wackelkandidaten für die im September anstehende Indexüberprüfung. Die Aktien beiden Gesellschaften haben sich gegenüber der jüngsten Rangliste zuletzt aber zumindest stabilisiert, so dass der Düngemittelkonzern nun vermutlich bereits erster Kandidat für einen Rausschmiss aus dem Blue-Chip-Barometer ist. Als mögliche Nachrücker gelten Brenntag, Metro und perspektivisch auch ProSiebenSat.1. K+S zog im September 2008 für TUI in den DAX ein. Die beste Zeit hatte die Notiz da freilich schon hinter sich. So schoss die damals noch im MDAX gelistete K+S-Aktie von Mitte 2006 bis Mitte 2008 von 19 auf in der Spitze gut 90 Euro. Gemessen daran hat der Wert nun um 80 Prozent an Wert eingebüßt. Glück gebracht hat der DAX den K+S-Anlegern also nicht. Ob sich ein Verkauf aber zum jetzigen Zeitpunkt noch lohnt? Viel schlimmer kann die Stimmung eigentlich kaum werden.
Foto: K+S AG...
K+S
Kurs: 10,56
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WKN | ISIN | Legal Type | Marketcap | IPO | Recommendation | Located |
KSAG88 | DE000KSAG888 | AG | 1.890,40 Mio € | 01.05.1971 | Halten |
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