Häufig genug werden Anlageentscheidungen aus dem Bauch getroffen. Mitunter fällt die Wahl auf eine bestimmte Aktie aber auch, weil sie ein bestimmtes Kriterium – etwa eine hohe Dividendenrendite oder ein niedriges KGV – erfüllt. Boersengefluester.de ist weiter gegangen und hat die Datenbank konsequent nach aussichtsreichen Aktien gefiltert. Immerhin zehn Kriterien haben wir angelegt. Eine anspruchsvolle Prüfung, denn nur drei Werte von insgesamt mehr als 600 haben den Parcours gemeistert.
Um marktenge Minifirmen herauszufiltern, sollte der Börsenwert des Streubesitzes mindestens 50 Mio. Euro betragen. Als nächstes haben wir die Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen ins Zentrum gerückt. Unternehmen, die in den vergangenen fünf Jahren nicht permanent Gewinne geschrieben haben, wurden aussortiert. Hohe Schulden sind in Zeiten von Minizinsen zwar eine Verlockung, machen aber abhängig von Banken. Und wen die Geschäftslage sich eintrübt, kann einen die Zinslast sogar erdrücken. Die meisten Vertreter aus der Solarbrache können ein Lied davon singen. Im Rennen geblieben sind daher nur Firmen, die als „Netto-Cash-Positiv“ getestet wurden. Das heißt: Der Wert der liquiden Mittel und Wertpapiere musste die Finanzverbindlichkeiten übersteigen. Als Mindestgröße für die Eigenkapitalquote haben wir 30 Prozent festgelegt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der von boersengefluester.de für 2014 geschätzten Gewinne durfte höchstens zwölf betragen.
Bei der Dividendenrendite lag die Mindestanforderung bei drei Prozent. Darüber hinaus sollte der Börsenwert der Gesellschaft maximal so groß sein, wie der zuletzt erzielte Umsatz. Anders ausgedrückt: Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) durfte nicht über 1,0 liegen. Da die Definition von Umsatzerlösen bei Banken und Versicherungen schwierig ist, haben wir die Finanzbranche in diesem Screening kurzerhand ausgeschlossen. Häufig bleiben bei einem derartigen Lauf über diverse fundamentale Hürden Gesellschaften übrig, die zwar günstig bewertet sind, die aber trotzdem wie Blei in den Regalen liegen. Daher unser Zusatzkriterium an die Performance: Seit Jahresbeginn musste der Aktienkurs mindestens prozentual zweistellig an Wert gewonnen haben. Übrig geblieben sind lediglich drei Nebenwerte, doch die glänzen allesamt mit einer attraktiven Chance-Risiko-Relation.
Gemessen an den Umsätzen ist
GFT Technologies mit zuletzt knapp 231 Mio. Euro das größte der drei Unternehmen. Der IT-Spezialist mit Fokus auf den Finanzsektor bringt es dabei auf einen gesamten Börsenwert von 108 Mio. Euro. Gut 57 Prozent davon befinden sich im freien Umlauf. Wichtigster Anteilseigner ist Firmengründer und Vorstandschef Ulrich Dietz. Die Stuttgarter kamen 1999 an die Börse und sind seit 2005 durchgehend profitabel. Seit 2008 erhalten die Aktionäre eine Dividende. Zuletzt zahlte GFT nach der Hauptversammlung am 15. Mai 2013 erneut eine Gewinnbeteiligung von 0,15 Euro aus. Bezogen auf den aktuellen Kurs entspricht das einer Rendite von immerhin 3,6 Prozent. 61 Prozent der Bilanzsumme entfallen auf das Eigenkapital. Nach Abzug der Finanzverbindlichkeiten bleibt per Ende März 2013 ein Netto-Cash von knapp 1 Euro pro Aktie – und das bei einem aktuellen Kurs von 4,10 Euro. Nach einem soliden ersten Quartal kalkuliert Dietz für 2013 bei Erlösen von 238 Mio. Euro mit einem Gewinn vor Steuern zwischen 12 und 13 Mio. Euro. Die Kombination aus solider Bilanz und attraktiver Bewertung kommt bei den Investoren gut an. Im laufenden Jahr hat das Papier bereits um gut ein Viertel an Wert gewonnen. Ausgereizt ist der Titel damit aber noch nicht. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser trauen GFT Technologies Kurse von bis zu 5,60 Euro zu. Das wären noch mehr als 35 Prozent Potenzial. Am 8. August stehen die Halbjahreszahlen an.
Einen soliden Eindruck hinterlässt auch
SMT Scharf. Das Unternehmen stellt Transportsysteme für den Bergbau her und hängt somit stark an der Investitionsneigung der großen Minenkonzerne. Ursprünglich gehörte die Gesellschaft aus Hamm zur früheren Ruhrkohle AG (RAG). Anfang 2006 verkaufte die RAG das Unternehmen jedoch an die Münchner Beteiligungsgesellschaft
Aurelius. Im Frühjahr 2007 entließ Aurelius das Unternehmen dann an die Börse. Noch heute führte Aurelius-Vorstandschef Dirk Markus den Aufsichtsrat von SMT Scharf an. Vor knapp einem Jahr gelang SMT Scharf sogar der Aufstieg in den SDAX. Zwar weist der Aktienkurs längst nicht mehr die Dynamik der Anfangsjahre auf. Doch spätestens bei knapp unter 20 Euro hat der Titel stets nach oben gedreht. Zurzeit kostet der Anteilschein 23,40 Euro. Das entspricht einer – für SDAX-Verhältnisse – nicht allzu üppigen Kapitalisierung von knapp 100 Mio. Euro. Abgesehen von einigen Anteilen im Eigenbesitz, befinden sich aber sämtliche Papiere im freien Umlauf. Nachdem sich die Erlöse seit dem Börsenstart – bei einer konstanten operativen Marge von etwa 15 Prozent – von 51 Mio. auf zuletzt 105 Mio. Euro mehr als verdoppelten, bekommt SMT Scharf zurzeit die Abkühlung der Weltwirtschaft zu spüren. Immerhin knapp 90 Prozent der Umsätze stammen aus dem Auslandsgeschäft. Der Vorstand hat 2013 daher zu einem „Übergangsjahr“ erklärt. Ab 2014 sollen Umsatz und Gewinn jedoch wieder Fahrt aufnehmen. Für Anleger mit Weitblick ist die aktuelle Konsolidierungsphase vermutlich eine gute Einstiegsgelegenheit. Wirklich teuer ist der Anteilschein nicht. Sonst hätte er wohl auch kaum den Sprung in diese Auswahl geschafft. Besonders positiv für den Titel ist das Bankhaus Lampe gestimmt. Deren Analysten geben ein Kursziel von 35 Euro aus.
Ein Blick auf den Chart von
Cenit zeigt zwei Gesichter des ersten Halbjahrs. Nachdem das Software- und Beratungsunternehmen für 2012, neben einer normalen Ausschüttung von 0,30 Euro, einen Bonus von 0,25 Euro pro Aktie in Aussicht stellte, setzte eine Dividendenrally ein. Von Jahresbeginn bis zur Hauptversammlung am 31. Mai 2013 kletterte die Notiz um 35 Prozent bis auf 9,68 Euro. Mit dem Zahltag hat der Anteilschein aber den Rückwärtsgang eingelegt und ist bis auf 8,49 Euro zurückgekommen. Allmählich scheint sich die Notiz jedoch zu stabilisieren. Mit Blick auf die fundamentalen Rahmendaten wäre das nur gerechtfertigt. Der aktuelle Börsenwert von 71 Mio. Euro liegt klar unterhalb des für 2013 zu erwartenden Umsatzziels von etwa 122 Mio. Euro. Zudem wird die Gesellschaft mit einem Faktor von weniger als neun auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) gehandelt. Das KGV beträgt moderate 11,5. In den vergangenen 15 Börsenjahren hat Cenit elf Mal eine Dividende ausgeschüttet. Die letzte Nullrunde gab es für 2008. Selbst wenn die Gesellschaft für 2013 nur die Basisbeteiligung von 0,30 auskehren sollte, ergibt sich immer noch eine ansehnliche Rendite von 3,5 Prozent. Die wichtigsten Kunden von Cenit stammen aus den Bereichen Automobil, Maschinenbau und Luftfahrt. Dementsprechend sollten Investoren stets einen Blick auf die Entwicklung dieser Branchen werfen. Neben eigener Software basieren die Lösungsangebote der Stuttgarter auf Software des französischen Anbieters Dassault Systèmes. Letztlich ist Cenit mit ihren Visualisierungstechniken eine Art High-Tech-Autozulieferer. Mittelfristig sollten Kurse von bis zu 10 Euro für die Aktie möglich sein.
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