Ja, was ist denn bloß mit der Voltabox-Aktie los? Seit Wochen schießt die Notiz des ehemals chronisch ertragsschwachen Unternehmens, das bis 2021 zum Verbund des Automobilzulieferers Paragon gehörte, steil nach oben. Der im Geschäftsbericht 2024 von CEO Martin Hartmann beschriebene „radikale Wandel“ weg von einem wenig zukunftsträchtigen Anbieter von Batteriesystemen und Photovoltaiklösungen hin zu einem Elektronikspezialisten für industrielle Anwendungen scheint bislang also aufzugehen. Dreh- und Angelpunkt der Neuausrichtung ist die im Frühjahr 2025 für rund 28,6 Mio. Euro übernommene EKM Elektronik GmbH aus Zwönitz im Erzgebirge.
Das 2000 gegründete Unternehmen fertigt elektronische Baugruppen, bestückt Leiterplatten und übernimmt für Kunden die Beschaffung von Bauteilen. Vom Geschäftsmodell her ist das Unternehmen vermutlich am ehesten mit der von Kontron übernommenen Katek vergleichbar. Einher ging die komplexe Transaktion mit dem ehemaligen Ankerinvestor Triathlon Holding mit einer kompletten Neuordnung der Aktionärsstruktur. Dem Streubesitz sind derzeit etwas mehr als ein Viertel der Anteile zuzurechnen. Die wesentlichen Investoren sind die Jiaogulan Holding aus Liechtenstein, die Schweizer EW-Trade AG sowie die von Martin Hartman (ehemals auch CEO der Triathlon Holding) kontrollierte Geraer Batterie-Dienst GmbH.
Um die neu aufgestellte Gruppe noch schlagkräftiger zu machen, hat Voltabox zudem kürzlich die GMS Electronic Vertriebs GmbH aus Jockgrim in Rheinland-Pfalz übernommen. Bezahlt wird der Deal über eine Mischung aus Cash und der Ausgabe neuer Aktien. „Mit EKM und GMS bringen wir zwei leistungsfähige, effiziente Einheiten zusammen. Auf dieser Basis verfügen wir zukünftig über ein umfassendes Leistungsangebot aus einer Hand, das von der Entwicklung über die Produktion bis hin zum Vertrieb und Service reicht“, sagt Voltabox-CEO Martin Hartmann. Insgesamt soll der frisch zusammengefasste Firmenverbund aus den fortgeführten Aktivitäten für 2025 auf Umsatzerlöse zwischen 23 und 26 Mio. Euro kommen und daraus ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 1,0 bis 1,5 Mio. Euro ziehen. Das wiederum ist eher überschaubar.
The most important financial data at a glance
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Sales1
56,62
18,14
3,49
2,98
10,63
5,62
25,00
EBITDA1,2
-14,39
-24,24
-3,70
-2,30
-2,50
-3,10
1,25
EBITDA-margin %3
-25,42
-133,63
-106,02
-77,18
-23,52
-55,16
5,00
EBIT1,4
-107,59
-38,47
-10,00
-3,90
-2,75
-1,25
1,95
EBIT-margin %5
-190,02
-212,07
-286,53
-130,87
-25,87
-22,24
7,80
Net profit1
-101,92
-37,05
-12,84
-3,96
-3,28
-1,60
0,60
Net-margin %6
-180,01
-204,25
-367,91
-132,89
-30,86
-28,47
2,40
Cashflow1,7
-10,89
3,75
-8,22
-2,10
1,38
-2,51
2,90
Earnings per share8
-6,44
-2,34
-0,81
-0,23
-0,17
-0,20
0,03
Dividend per share8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
On top kommen positive Sondereffekte von etwa 2,5 Mio. Euro aus dem veräußerten Geschäft mit Hochvolt-Batterien. Zur weiteren Einordnung: Zum Halbjahr 2025 weist Voltabox für die fortgeführten Bereiche Erlöse von 9,2 Mio. Euro sowie ein EBITDA von 0,5 Mio. Euro aus. „Operativ liegen wir nach sechs Monaten voll im Plan“, betont der Vorstand. Ein Selbstläufer ist die Konstruktion in der momentanen konjunkturellen Situation freilich nicht. „Die Erholung der von uns aktuell besetzten Absatzmärkte verläuft aktuell noch zurückhaltend“, räumt Voltabox ein. Bewertungstechnisch braucht man als Aktieninvestor derzeit allerdings viel Grundvertrauen in die weitere Entwicklung.
Immerhin beträgt der Börsenwert auf Basis der erhöhten Aktienstückzahl bereits etwas mehr als 140 Mio. Euro. Inklusive der Netto-Finanzverschuldung ergibt sich ein Enterprise Value von sogar fast 165 Mio. Euro. Nun: Bislang hat CEO Martin Hartmann alles richtig gemacht und er ist wohl auch ein wesentlicher Teil der neuen Börsenstory. Geeignet ist der Titel trotzdem nur für sehr risikobereite Investoren. Um den Schatten der Vergangenheit abzulegen, wurde auf der jüngsten Hauptversammlung übrigens die Umfirmierung von Voltabox in Voltatron auf die Schiene gesetzt. „Der Unternehmensname nimmt Bezug auf Alessandro Volta als Pionier der Elektrizität und damit der Batterietechnik sowie auf das Elektron als zentrales Element der Elektronik“, so die offizielle Begründung für die Transformation.
INVESTOR-INFORMATION
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Voltabox
WKN
ISIN
Legal Type
Marketcap
IPO
Recommendation
Located
A2E4LE
DE000A2E4LE9
AG
140,87 Mio €
13.10.2017
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