Die Hecklastigkeit bei den Geschäftszahlen ist für secunet Security Networks ganz normal. So entscheidet regelmäßig erst das Abschlussquartal darüber, wie gut der Anbieter von leistungsstarken Verschlüsselungstechnologien und Telematikprodukten seine Jahresziele erreicht. Die sehen für 2024 Erlöse von rund 390 Mio. Euro sowie ein EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von etwa 42 Mio. Euro vor. Zum Vergleich: Nach den ersten drei Monaten kommt secunet bei leicht gestiegenen Umsätzen von 57,6 Mio. Euro auf ein etwas verbessertes EBIT von minus 5,6 Mio. Euro. Wenig spektakulär, doch secunet-Finanzvorstand Thomas Pleines, bleibt ganz gelassen: „Ein verhaltener Start auf Vorjahreshöhe ist für uns ok. Wir haben keine Sorge, unsere Prognose für 2024 einzulösen.“ Wachstumstreiber ist einmal mehr das für die Essener so wichtige Geschäft mit öffentlichen Auftraggebern.
Im deutlich kleineren Bereich mit Kunden aus dem Gesundheitswesen sowie der Industrie hinkt die Gesellschaft dagegen noch ein wenig hinterher, was allerdings in erster Linie an der gerade anlaufenden Umstellung auf die neue Generation von Highspeed-Konnektoren bzw. TI-Gateways für Arztpraxen, Apotheken und auch Krankenhäusern liegt. „Wir stehen hier am Anfang. Das nächste Quartal werden wir noch abwarten müssen, dann nimmt das aber Fahrt auf“, sagt Pleines bei seiner Präsentation auf der Montega-Plattform Connect. Mit mehr als 84.000 installierten Konnektoren ist secunet zwar der führende Anbieter in der Telematikinfrastruktur (TI) für den reibungslosen Betrieb von Elektronischer Patientenaktie oder auch das E-Rezept, doch ein Stück weit werden die Karten mit der aktuellen Umstellung auf die TI 2.0 neu gemischt. Entsprechend aufschlussreich werden diesbezüglich die Zahlen ab Q3 2024. Wesentlicher Wettbewerber von secunet im Gesundheitssektor ist übrigens die ebenfalls börsennotierte CompuGroup aus Koblenz.
The most important financial data at a glance | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Sales1 | 163,29 | 226,90 | 285,59 | 337,62 | 347,22 | 393,69 | 390,00 | |
EBITDA1,2 | 29,11 | 39,91 | 59,70 | 73,81 | 61,88 | 60,44 | 60,00 | |
EBITDA-margin3 | 17,83 | 17,59 | 20,90 | 21,86 | 17,82 | 15,35 | 15,39 | |
EBIT1,4 | 26,91 | 33,18 | 51,64 | 63,88 | 47,01 | 42,98 | 42,00 | |
EBIT-margin5 | 16,48 | 14,62 | 18,08 | 18,92 | 13,54 | 10,92 | 10,77 | |
Net profit1 | 17,82 | 22,18 | 34,98 | 42,90 | 31,29 | 29,00 | 28,60 | |
Net-margin6 | 10,91 | 9,78 | 12,25 | 12,71 | 9,01 | 7,37 | 7,33 | |
Cashflow1,7 | 7,67 | 31,25 | 56,38 | 53,74 | -3,96 | 51,88 | 48,00 | |
Earnings per share8 | 2,77 | 3,44 | 5,43 | 6,66 | 4,84 | 4,51 | 4,40 | |
Dividend per share8 | 2,04 | 1,56 | 2,54 | 5,38 | 2,86 | 2,36 | 2,40 |
Insgesamt noch wichtiger für die mittelfristige Entwicklung des ehemaligen SDAX-Unternehmens sind jedoch die umfangreichen Investitionen für die Entwicklung eines hochsicheren Cloud-Ökosystems. Dem Vernehmen rechnet secunet noch im laufenden Jahr mit der Cloud-Zulassung ihrer Vorzeigeproduktreihe SINA durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Insgesamt sehr komplexe Themen, die sich secunet dort vorgenommen hat, allerdings geht es regelmäßig auch um hochsensible Anwendungen mit der Sicherheitsstufe GEHEIM. Entsprechend engmaschig sind die Prozesse, damit Kunden wie Bundeswehr oder auch wichtige Ministerien ihre Kommunikation tatsächlich via Cloudlösungen erledigen.
Insofern sieht CFO Thomas Pleines auch keine wirkliche Konkurrenz durch Unternehmen wie SAP, IONOS oder Stack IT aus der Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland), die als deutsche Anbieter gleichwohl ihre Bemühungen forcieren, um sich ein möglichst großes Stück Cloudgeschäft im interessanten Behördensektor zu sichern. Letztlich ist secunet in viel spezielleren Anwendungen mit einem nochmals ganz anderen Sicherheitslevel unterwegs. „Uns liegt eher die Nische“, sagt Pleines. Spannend aber allemal, welche Entwicklungen hier gerade zu beobachten sind. Immerhin hat IONOS zuletzt mit einem Großauftrag über den Aufbau einer privaten Cloud, die in den Rechenzentren des ITZBund betrieben wird, der eigenen Aktie viel Rückenwind verliehen.
Summa summarum ist die aktuelle Investitionsphase von secunet sicher eine Belastung für den Aktienkurs, mit Blick nach vorn bereitet der Vorstand aber den Boden für eine nachhaltig gute Gewinnentwicklung. Letztlich wäre es sogar fahrlässig, wenn ein bilanziell so stabil aufgestelltes Unternehmen wie secunet nicht den kostspieligen Schritt nach vorn in die Cloud wagen würde. Denkbar, dass es auf dem Weg dorthin sogar noch die ein oder andere Arrondierung auf der Akquisitionsseite gibt. „Wir gucken hier auf die Technologie, es geht uns nicht so sehr um den Umsatz“, betont Pleines bei dem Q1-Call.
Nächster wichtiger Termin aus Investorensicht ist die Hauptversammlung am 23. Mai 2024 als Präsenzveranstaltung in Essen. Dort steht unter anderem die Dividende von diesmal 2,36 Euro je Aktie zur Abstimmung. Ein Dividenden-Hit ist die Aktie mit einer Rendite von 1,6 Prozent zwar nicht, doch wir bleiben dabei: Es wird Zeit, dass die Börse bei secunet auf den Modus Cloud-Fantasie umstellt und nicht so sehr auf die kurzfristigen Zahlen schielt.
INVESTOR-INFORMATION | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
secunet Security Networks | ||||||
WKN | ISIN | Legal Type | Marketcap | IPO | Recommendation | Located |
727650 | DE0007276503 | AG | 738,40 Mio € | 09.11.1999 | Kaufen |
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