Am liebsten hätte Axel Deininger, CEO von secunet Security Networks, den Deal schon auf der Hauptversammlung Ende Mai 2024 den Aktionären vorgestellt – doch da war eben noch nicht alles in trockenen Tüchern. Dafür passte es nun nahezu zeitgleich mit der Veröffentlichung des Halbjahresberichts: So baut secunet für die Bundesdruckerei-Gruppe eine eigene Cloud-Lösung auf. Ein wichtiger Vertriebserfolg, der zeigt, dass die Investitionsphase der Essener in sichere Cloud-Technologien notwendig ist, um das Unternehmen langfristig erfolgreich zu positionieren. „Der Hauptumsatzbeitrag aus dem Projekt wird 2025/26 kommen“, sagt Deininger auf dem Investoren-Call zur Vorlage der Sechs-Monats-Zahlen. Dem Vernehmen nach geht es zunächst um einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. Welche Effekte langfristig zu erwarten sind, hängt indes davon ab, welche Datenmengen am Ende über die künftige Cloud der Bundesdruckerei laufen.
„Den großen Margen-Impact bekommen sie mit dem Loading – nicht mit dem Aufbau der Infrastruktur“, sagt Deininger. Der Fokus bei dem Projekt liegt aber nicht nur auf Datenschutz, sondern auch auf Performance und Skalierbarkeit, wie Deiniger betont. Ein Indiz dafür, dass Unternehmen wie SAP, IONOS oder Stack IT aus der Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland) stärker auch in sensible Bereiche drängen und so für mehr Konkurrenzdruck im Bereich IT-Sicherheit sorgen. Dabei nutzt offenbar selbst die Bundeswehr für gewisse Anwendungen die Technik von Hyperscalern wie Amazon oder Microsoft. Umso wichtiger für die auf den Schutz besonders sensibler und meist sogar geheimer Informationen spezialisierten secunet, hier schnell leistungsstarke Produkte im Angebot zu haben. Die Cloud-Zulassung der Vorzeigeproduktreihe SINA durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) soll noch im Abschlussquartal 2024 kommen – spätestens aber Anfang 2025.
The most important financial data at a glance | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Sales1 | 163,29 | 226,90 | 285,59 | 337,62 | 347,22 | 393,69 | 390,00 | |
EBITDA1,2 | 29,11 | 39,91 | 59,70 | 73,81 | 61,88 | 60,44 | 60,00 | |
EBITDA-margin3 | 17,83 | 17,59 | 20,90 | 21,86 | 17,82 | 15,35 | 15,39 | |
EBIT1,4 | 26,91 | 33,18 | 51,64 | 63,88 | 47,01 | 42,98 | 42,00 | |
EBIT-margin5 | 16,48 | 14,62 | 18,08 | 18,92 | 13,54 | 10,92 | 10,77 | |
Net profit1 | 17,82 | 22,18 | 34,98 | 42,90 | 31,29 | 29,00 | 28,60 | |
Net-margin6 | 10,91 | 9,78 | 12,25 | 12,71 | 9,01 | 7,37 | 7,33 | |
Cashflow1,7 | 7,67 | 31,25 | 56,38 | 53,74 | -3,96 | 51,88 | 48,00 | |
Earnings per share8 | 2,77 | 3,44 | 5,43 | 6,66 | 4,84 | 4,51 | 4,40 | |
Dividend per share8 | 2,04 | 1,56 | 2,54 | 5,38 | 2,86 | 2,36 | 2,40 |
Am Ende ist der heftige Kursverfall der secunet-Aktie ein Spiegelbild dieser technologischen Verschiebungen. Dabei lässt Deininger auf dem Investoren-Call durchblicken, dass viele Kunden die jetzt verfügbaren Lösungen der Hyperscaler als Zwischenschritt ansehen und später durchaus auf Spezialangebote wie die von secunet wechseln wollen. Schwer abzuschätzen ist derweil, wie sich der Dauerstreit um die Etats des Bundes und seiner Behörden auswirken wird. „Für 2024 haben wir noch einen stabilen Haushalt. 2025 wird bestimmt härter“, sagt Deininger und schiebt nach: „Im Digitalbereich wird nicht richtig geklotzt, sondern eher gespart. Damit müssen wir uns auseinandersetzen.“
Eine erste qualitative Prognose für die Konzernzahlen 2025 ist das sicher nicht, doch schnelle Sprünge sind eben auch nicht zu erwarten. Immerhin dürfte sich der Wechsel auf die neue Generation von Highspeed-Konnektoren bzw. TI-Gateways für Arztpraxen, Apotheken und auch Krankenhäusern demnächst stärker in den Zahlen des – allerdings deutlich kleineren – Business-Sektors von secunet zeigen. Noch waren die Umsätze hier im ersten Halbjahr aufgrund der Effekte aus der Umstellung auf die Telematik-Infrastruktur 2.0 um 21,0 Prozent auf 16,78 Mio. Euro rückläufig. Im Public-Sektor fielen die Umsätze leicht um 2,1 Prozent auf 127,48 Mio. Euro zurück. „Kein Grund zur Besorgnis. Unser Geschäft springt im Wesentlichen im zweiten Halbjahr an“, sagt CFO Jessica Nospers.
Entsprechend bleibt es auch bei der Prognose für das Gesamtjahr, wonach bei Erlösen von rund 390 Mio. Euro (2023: 393,68 Mio. Euro) mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von etwa 42 Mio. Euro (2023: 42,98 Mio. Euro) zu rechnen ist. Zuversicht versprüht dabei insbesondere der gegenüber Jahresende 2023 um 14 Prozent auf 216,50 Mio. Euro gewachsene Auftragsbestand. Mit Blick auf das EBIT, was zum Halbjahr mit 1,42 Mio. Euro signifikant unter dem vergleichbaren Vorjahreswert von 3,98 Mio. Euro liegt, ist zu beachten, dass die 2023er-Basis durch einen positiven Sondereffekt von 2,60 Mio. Euro aus der Neubewertung von erfolgsabhängigen Komponenten für die Kaufpreiszahlung der im Sommer 2022 akquirierten SysEleven GmbH verzerrt ist.
Insgesamt bewegen sich die Halbjahreszahlen sowie der Ausblick im Rahmen der Erwartungen – und doch reagiert die Börse mit einem neuerlichen Kursabschlag um mehr als 5 Prozent auf weniger als 110 Euro. Allein seit dem März-Hoch hat secunet-Aktie somit nochmals um fast 38 Prozent an Wert eingebüßt und die Marktkapitalisierung auf 712 Mio. Euro gedrückt. Das ist der niedrigste Wert seit dem Corona-Crash im März 2020 – ehe es dann rasant nach oben ging. Nun: Vor zwei/drei Jahren hätte boersengefluester.de es nicht für möglich gehalten, dass der Secunet-Kurs sich noch einmal der Schwelle von 100 Euro nähert. Doch nun ist genau diese Marke der nächste psychologische Haltepunkt. „Sehr spannende Zeiten. Aber wir sind am Puls der Zeit“, verspricht CEO Axel Deininger.
INVESTOR-INFORMATION | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
secunet Security Networks | ||||||
WKN | ISIN | Legal Type | Marketcap | IPO | Recommendation | Located |
727650 | DE0007276503 | AG | 738,40 Mio € | 09.11.1999 | Kaufen |
Foto: Adobe Stock
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