Die Pfisterer-Aktie ist ein Phänomen. Seit dem Börsenstart Mitte Mai 2025 zu 27 Euro geht es mit der Notiz nahezu permanent nach oben. Mittlerweile kostet der Titel 63,50 Euro, was einer Performance von immerhin 135 Prozent entspricht. Innerhalb des Frankfurter Scale-Segments ist Pfisterer mit einer Marktkapitalisierung von knapp 1.150 Mio. Euro – vor Innoscripta sowie Mensch und Maschine – das mittlerweile wertvollste Unternehmen. Keine Frage: Als Anbieter von Komponenten für Stromnetze wie etwa Kabelverbindungen, Transformatoranschlüsse oder auch Sicherheitstechnik zählt die Gesellschaft grundsätzlich zu den Profiteuren höherer Infrastrukturinvestitionen. Das allein erklärt den massiven Anstieg im Chart allerdings auch nicht.
Tatsächlich ist es die Mischung aus moderat gewähltem Ausgabepreis, guter Marktposition und einer nachhaltig aufgebauten Equity-Story. Immerhin hatte sich das Management von Pfisterer schon deutlich vor dem IPO auf Konferenzen wie dem Deutschen Eigenkapitalforum präsentiert. Fakt ist allerdings auch, dass die Pfisterer-Aktie die Kursziele der Analysten mittlerweile deutlich hinter sich gelassen hat. Mit anderen Worten: Auch für Pfisterer wird es schwerer, die Erwartungen zu toppen. Mit dem jetzt vorgelegten Halbjahresbericht hat das in Winterbach östlich von Stuttgart ansässige Unternehmen den Kapitalmarkt aber nochmals voll überzeugt und die Notiz auf ein weiteres All-Time-High getrieben. So kamen die Umsätze um knapp 9,5 Prozent auf 213,56 Mio. Euro voran. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich leicht überproportional um 13,7 Prozent auf 30,61 Mio. Euro. Unter dem Strich steht ein Überschuss von 21,79 Mio. Euro – nach 16,37 Mio. Euro in der vergleichbaren Vorjahresperiode.
„Wir sind mit dem ersten Halbjahr außerordentlich zufrieden – sowohl finanziell als auch strategisch. Mit unseren Investitionen in zusätzliche Kapazitäten und den Einstieg in den Zukunftsmarkt HVDC schaffen wir die Grundlage für nachhaltiges, profitables Wachstum“, sagt Vorstandssprecher Johannes Linde. Wer sich mit Stromthemen nicht ganz so gut auskennt: HVDC steht für High Voltage Direct Current und bezieht sich somit auf Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungen. Gegenüber klassischen Wechselstromübertragungen bietet diese Technologie insbesondere bei der Weiterleitung von Strom über sehr weite Distanzen – also etwa von Offshore-Anlagen – den Vorteil einer nahezu verlustfreien Übertragung.
Letztlich gehört HVDC somit zu den Schlüsseln für eine erfolgreiche Energiewende Richtung erneuerbare Quellen. Um sich entsprechend zu positionieren, investiert Pfisterer die stattliche Summe von 30 Mio. Euro in eine neue Prüfanlage zur Entwicklung von HVDC-Kabelgarnituren am Standort in Winterbach. Die Inbetriebnahme ist für das erste Halbjahr 2027 geplant. „Das ist ein wichtiger Schritt, um unsere Rolle als Technologieführer für moderne Energienetze weiter auszubauen“, sagt Technikvorstand Konstantin Kurfiss.
Besonders gut angekommen bei den Investoren ist derweil der im ersten Halbjahr 2025 um fast 45 Prozent auf 290,22 Mio. Euro gestiegene Auftragseingang. Ein Zuwachs, den man in der aktuellen Berichtssaison so eher selten zu sehen bekommen hat. Dabei ist die Basis bei einem gestandenen Unternehmen wie Pfisterer alles andere als niedrig. Beachtlich auch die Effekte des Börsengangs auf die Bilanz: So ist das Eigenkapital zum Halbjahr von 83,70 auf 171,98 Mio. Euro geklettert. Die Netto-Finanzverschuldung (inklusive Leasing) hat sich von 63,71 auf 8,13 Mio. Euro reduziert.
Beim Thema Ausblick für 2025 hält das Unternehmen sich mit konkreten Bandbreiten oder sonstigen Zahlen weitgehend bedeckt und kündigt unverändert stark wachsende Umsätze und Auftragseingänge an. Gleichwohl stellt sich die Situation zuversichtlicher als bislang dar. Immerhin heißt es offiziell: „Pfisterer geht von einer Performance am oberen Ende der Erwartungen aus.“ So sollte das für 2025 zu erwartende EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sehr deutlich oberhalb von 70 Mio. Euro ankommen – nach 36,77 Mio. Euro zum Halbjahr.
Auf dieser Grundlage würde Pfisterer – auf schuldenfreier Basis – mit einem EBITDA-Multiple von zurzeit fast 16 an der Börse gehandelt werden, was dann doch schon recht sportlich ist. Wer sich bei dem Titel – motiviert durch den starken Chart und die attraktive operative Story – neu engagieren will, muss also deutlich weiter in die Zukunft schauen, um zu einer einladenden Bewertung zu kommen. Mittelfristig hält der Vorstand dabei bereinigte EBITDA-Margen in „hohen Zehnerprozentbereichen" für wahrscheinlich. Zur Einordnung: Für 2024 kam Pfisterer auf eine adjustierte EBITDA-Rendite von 16,9 Prozent, zum Halbjahr 2025 lag die Marge bereits bei 18,5 Prozent. Die Luft nach oben wäre demnach also vergleichsweise überschaubar. Trotzdem hat es schon lange kein IPO mehr gegeben, was eine derartige Bereicherung für den heimischen Kurszettel ist.
INVESTOR-INFORMATION | ||||||
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Pfisterer Holding | ||||||
WKN | ISIN | Legal Type | Marketcap | IPO | Recommendation | Located |
PFSE21 | DE000PFSE212 | SE | 1.149,05 Mio € | 14.05.2025 |
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