So etwas hat durchaus Seltenheitswert am Kapitalmarkt: Obwohl NFON die Prognosen für 2025 zum Halbjahr reduzieren musste, ist der Aktienkurs des auf Lösungen für die Geschäftstelefonie spezialisierten Unternehmens deutlich nach oben geklettert. Was ist also los bei NFON? Zunächst einmal war den meisten Investoren wohl bereits nach dem relativ verhaltenen Auftaktviertel klar, dass es schwer werden würde, die bisherige Guidance mit einem Umsatzplus von 8 bis 10 Prozent sowie einem um Sonderfaktoren bereinigten EBITDA zwischen 13,5 und 15,5 Mio. Euro (Vorjahr: 12,3 Mio. Euro) sicher zu erreichen.
Insofern hält sich die jetzt vorgenommene Korrektur des zu erwartenden adjustierten EBITDA auf eine Spanne von 12,0 bis 14,0 in vergleichsweise engen Grenzen. Immerhin haben die Münchner an beiden Enden „nur“ 1,5 Mio. Euro vom Ergebnis gekappt. Zum Halbjahr 2025 sind dabei knapp 5,70 Mio. Euro adjustiertes EBITDA eingefahren, was ganz leicht über dem Niveau von 2024 liegt. Bezogen auf den nun erwarteten Erlöszuwachs zwischen 3 und 5 Prozent ergibt sich im Mittel ein Umsatzziel von knapp 91 Mio. Euro. In absoluten Zahlen sind das etwa 4 Mio. Euro weniger als bislang vermutet. Die eigentlich wichtigen Botschaften von CEO Patrik Heider auf dem Investorencall zur Vorlage des Zahlenwerks sind jedoch, dass die bisherigen Mittelfristziele nicht angepasst werden müssen und das Feedback der Kunden auf die jüngsten KI-Erweiterungen bei den Telefonsystemen sowie das neue Partnerprogramm NEXUS extrem positiv ausfällt.
Zudem haben wesentliche Marktbegleiter wie Gamma oder auch Starface offenbar nicht gegenüber NFON punkten können – das Wettbewerbsumfeld ist also eher stabil. Das ist insofern beruhigend, weil NFON in der Vergangenheit nicht durch übermäßige Produktinnovationen aufgefallen ist. Dies hat sich aber signifikant geändert. Ein zentraler Baustein ist dabei die deutlich verbesserte KI-Kompetenz durch die 2024 erfolgte Übernahme der botario GmbH für bis zu 18,6 Mio. Euro. „Wir sind jetzt in einer wesentlich besseren Verfassung als damals“, sagt Heider. „Das KI-Momentum hilft uns.“ Aber klar: Um an der Börse mit Recht als Wachstumsunternehmen eingestuft zu werden, muss die Zahl der bei den Kunden aktiven Nebenstellen (Seats) dringend wieder zulegen. Hier blieb NFON zum Halbjahr 657.584 Seats hinter dem vergleichbaren Vorjahreswert von 665.022 zurück.
The most important financial data at a glance
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Sales1
57,12
67,60
75,89
80,79
82,34
87,34
90,00
EBITDA1,2
-6,98
2,32
-2,03
-5,27
6,80
10,83
11,60
EBITDA-margin %3
-12,22
3,43
-2,68
-6,52
8,26
12,40
12,89
EBIT1,4
-9,99
-1,83
-8,97
-12,03
-0,52
2,66
3,70
EBIT-margin %5
-17,49
-2,71
-11,82
-14,89
-0,63
3,05
4,11
Net profit1
-10,92
-2,24
-8,91
-15,58
-0,80
0,71
2,85
Net-margin %6
-19,12
-3,31
-11,74
-19,29
-0,97
0,81
3,17
Cashflow1,7
-7,19
1,15
-1,76
-3,87
6,84
9,41
9,00
Earnings per share8
-0,77
-0,15
-0,54
-0,94
-0,05
0,04
0,16
Dividend per share8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Zwar hängt auch NFON in der momentan von so vielen Mittelstandsunternehmen beschriebenen Schleife um sehr zögerlich vergebene Aufträge. Wenn boersengefluester.de die Signale von Vorstand Patrik Heider auf dem Investorencall richtig gedeutet hat, sehen die Vorzeichen für ein Seat-Wachstum aber gar nicht so schlecht aus. Zudem liefert der extrem hohe Anteil an wiederkehrenden Erlösen von deutlich mehr als 90 Prozent eine valide Basis. Mittelfristig bleibt es dabei, dass die im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelistete mit einem zweistelligen Umsatzwachstum sowie einer bereinigten EBITDA-Marge von mehr als 15 Prozent rechnet. Entsprechend sollte das operative Ergebnis bereits 2027 auf deutlich über 20 Mio. Euro klettern, was die Aktie dann sogar unter KGV-Aspekten attraktiv macht.
Bezogen auf die Relation von Enterprise Value – also dem Börsenwert von knapp 113 Mio. Euro plus den Netto-Finanzverbindlichkeiten von zuletzt rund 10 Mio. Euro – sieht die Aktie freilich schon jetzt sehr vorteilhaft aus. Folgerichtig gibt es für die Investoren auch keinen Grund, sich von der Aktie zu verabschieden. Die aktuelle Konsolidierungsphase zwischen 6 und 8 Euro sollte also eher eine gute Einstiegschance bieten. Die Analysten von NuWays setzten das Kursziel momentan bei rund 12 Euro an. Potenzial ist also signifikant vorhanden. Letztlich gehört die NFON-Aktie zu der Gruppe von Unternehmen, die von der KI-Welle nachhaltig profitieren sollten. Boersengefluester.de wird die weitere Entwicklung jedenfalls eng verfolgen.
INVESTOR-INFORMATION
©boersengefluester.de
NFON
WKN
ISIN
Legal Type
Marketcap
IPO
Recommendation
Located
A0N4N5
DE000A0N4N52
AG
107,65 Mio €
11.05.2018
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