Sieht so aus, als hätte der Halbjahresbericht kürzlich das Einstiegssignal für die Medios-Aktie geliefert. Jedenfalls hat sich die Notiz des Spezialpharmahändlers deutlich nach oben von der 200-Tage-Linie abgesetzt. Aber auch fundamental präsentiert sich Medios in einer robusten Verfassung. Jedenfalls weiß CEO Matthias Gärtner im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de viele positive Dinge zu berichten. „Wir sind ein extrem solides Wachstumsunternehmen“, sagt Gärtner, der sich beinahe ein wenig überrascht zeigt, dass der Kapitalmarkt so positiv auf den Zwischenbericht reagiert. So zeigen die Berliner nach sechs Monaten 2025 ein Umsatzwachstum von 9,3 Prozent auf 991,72 Mio. Euro. Das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – bei Medios als „EBITDA pre“ bezeichnet – kam um fast 49 Prozent auf 46,33 Mio. Euro voran. Etwas mehr als 11 Mio. Euro steuerte dabei die zum 1. Juni 2024 neu in den Konsolidierungskreis aufgenommene niederländische Ceban-Gruppe bei.
Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass Medios auch auf organischer Basis mit einem Zuwachs um 12,2 Prozent – entsprechend 3,80 Mio. Euro – beim EBITDA pre stärker vorangekommen ist als gedacht. Avisiert hatte der zum Jahresende 2025 scheidende Vorstand Gärtner hier ein Plus im mittleren einstelligen Prozentbereich. Da die Berliner mit dem Thema Bereinigungen durchaus forsch umgehen: Das berichtete EBITDA kam im ersten Halbjahr 2025 von 24,56 auf 42,20 Mio. Euro voran. Dickster Brocken mit 2,40 Mio. Euro an Adjustierungen waren im ersten Halbjahr die Aufwendungen für ein neues ERP-System von SAP. Auf Gesamtjahressicht ist hieraus mit Belastungen von rund 5 Mio. Euro zu rechnen. „Das wird aber der Peak sein“, sagt Gärtner. In den kommenden Jahren drücken dann allerdings Lizenzgebühren von etwa 1,5 Mio. Euro auf das Ergebnis.
Losgelöst davon hat Medios zum Halbjahr aber ungefähr die Hälfte des avisierten Umsatzes von rund 2.000 Mio. Euro und auch des angepeilten EBITDA pre von 96 Mio. Euro in den Büchern. Sieht also gut aus, dass die Gesellschaft ihre Ziele gut erreicht, selbst wenn das Delta beim Ergebnis einen Tick größer ist. Bemerkenswert ist zudem die deutliche Verbesserung des operativen Cashflows im zweiten Quartal auf nun 23,37 Mio. Euro. Damit liegt die Gesellschaft zwar noch immer hinter dem vergleichbaren Vorjahreswert von 34,04 Mio. Euro. Allerdings stand – aufgrund eines stichtagsbezogenen Anstiegs des Net Working Capitals – nach dem Auftaktviertel 2025 ein operativer Cashflow von gerade einmal 3,56 Mio. Euro in der Kapitalflussrechnung. „Wir haben gezeigt, dass wir weiterhin Cashflow können“, sagt Gärtner.
The most important financial data at a glance
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Sales1
516,80
626,54
1.357,41
1.610,78
1.874,70
1.883,04
2.000,00
EBITDA1,2
16,37
13,09
34,64
51,21
52,41
62,95
89,00
EBITDA-margin %3
3,17
2,09
2,55
3,18
2,80
3,34
4,45
EBIT1,4
14,39
9,54
15,26
28,97
31,37
31,67
51,50
EBIT-margin %5
2,78
1,52
1,12
1,80
1,67
1,68
2,58
Net profit1
7,76
6,06
7,40
18,33
18,81
12,55
28,00
Net-margin %6
1,50
0,97
0,55
1,14
1,00
0,67
1,40
Cashflow1,7
-0,45
-38,12
61,52
37,12
16,41
73,66
69,00
Earnings per share8
0,65
0,38
0,37
0,77
0,79
0,51
1,10
Dividend per share8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Die freie Auswahl haben Investoren bei der üblicherweise griffigsten Kennzahl: dem Ergebnis je Aktie (EpS). Klammert man relativ große Brocken wie Kaufpreisallokationen aus Übernahmen und andere Effekte aus, zeigt Medios zum Halbjahr eine Verbesserung des EpS von 0,72 auf 0,96 Euro. In der nackten Ergebnisrechnung steht derweil ein Zuwachs beim Ergebnis je Aktie von 0,27 auf 0,50 Euro. Nun: Beide Varianten haben ihre Berechtigung und werden von Medios transparent ausgewiesen. Grundsätzlich bevorzugt boersengefluester.de aber das reportete EpS – ohne Korrekturen. Wichtig für Privatanleger ist in jedem Fall aber, ein Gespür dafür zu bekommen, auf welcher Basis die KGV-Angabe für die Medios-Aktie auf den einschlägigen Finanzportalen erfolgt. Die Unterschiede können schließlich enorm sein.
Wesentlicher Treiber für die künftige Ergebnisqualität der Berliner bleibt derweil der weitere Ausbau des deutlich margenstärkeren Geschäfts mit patientenindividuellen Therapien – also der Herstellung von Infusionen auf Basis individueller Krankheitsbilder – sowie die stärker in den Fokus rückenden Advanced Therapies (Zell- oder auch Gentherapien) bei sehr schweren Krankheiten. Für Medios sind komplexe Therapieansätze auch deshalb ein sehr interessantes Gebiet, da die Gesellschaft hier als Zubereiter oder Abfüller von individuellen Kleinstserien (Stückzahl 1) direkt mit der Pharmaindustrie verhandelt. „Unser Geschäft wird dadurch noch risikoärmer“, sagt Gärtner mit Blick auf das sonst übliche regulatorische Abrechnungskorsett. Auf dem richtigen strategischen Pfad sieht der Vorstand das Unternehmen auch, was das Thema anorganisches Wachstum angeht.
Immerhin hat Medios neben Ceban in den vergangenen Jahren viele weitere Unternehmen – unter anderem: Blister Zentrum Baden-Württemberg (2023), NewCo (2022), Cranach Pharma (2021), Kölsche Blister (2020) – akquiriert. Teilweise wurden die Deals mit eigenen Aktien gezahlt, was zu einer erheblichen Verwässerung der Aktienstückzahl seit dem 2016 erfolgten Reverse-IPO geführt hat. Letztlich bleibt Medios aber kaum etwas anderes übrig, um die Konkurrenz auf Distanz zu halten. Motto: Wenn wir nicht kaufen, tun es andere. Aber klar: Deals im Ceban-Format mit einem Kaufpreis von damals knapp 260 Mio. Euro lassen sich nicht beliebig oft stemmen und müssen wohl überlegt sein. Das gilt umso mehr, wenn – wie bei Ceban – der Verkäufer mit Bencis ein Finanzinvestor ist, der die Braut vermutlich so hübsch wie möglich gemacht hat. Die zwei wichtigsten (allerdings nicht börsennotierten) Marktbegleiter hierzulande dürften derweil ZytoService aus Hamburg sowie die in Unterföhring ansässige Omnicare sein.
Bewertungstechnisch gefällt boersengefluester.de die Medios-Aktie richtig gut. Unter Berücksichtigung der Netto-Finanzverbindlichkeiten von zurzeit rund 79 Mio. Euro (ohne Leasing-Verbindlichkeiten) bringt es das ehemalige SDAX-Unternehmen auf einen Unternehmenswert von etwa 440 Mio. Euro. Bezogen auf das für 2025 vom Vorstand avisierte EBITDA von 96 Mio. Euro entspricht das einem Faktor von nur etwa 4,6. Dabei soll die operative Rendite von den angepeilten 4,8 Prozent mittelfristig Richtung 5 Prozent wachsen, was bei dem – für einen Händler typisch – hohen Umsatzvolumen eine erhebliche Verbesserung des Nettogewinns nach sich ziehen sollte. Insgesamt also tatsächlich ein Szenario, das dem Kurs der Medios-Aktie nachhaltig – also deutlich über den Halbjahresbericht hinaus – nach oben helfen sollte.
INVESTOR-INFORMATION
©boersengefluester.de
Medios
WKN
ISIN
Legal Type
Marketcap
IPO
Recommendation
Located
A1MMCC
DE000A1MMCC8
AG
361,16 Mio €
22.11.2016
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Foto: Shutterstock