Das ging schnell: Im November 2025 hat der Aktienkurs von Koenig & Bauer bislang um mehr als 25 Prozent an Wert eingebüßt und ist – erstmals seit gut einem Jahr – zurück in einstellige Regionen gerutscht. Der damit einhergehende Börsenwert von nur noch gut 161 Mio. Euro entspricht nicht einmal mehr der Hälfte des zum Ende des dritten Quartals ausgewiesenen Eigenkapitals von 330 Mio. Euro. Nun wird die Aktie des Druckmaschinenherstellers schon seit geraumer Zeit mit einem Abschlag zum Buchwert gehandelt. So ausgeprägt wie momentan ist der Discount aber lange nicht gewesen. Das ist zunächst einmal deshalb verwunderlich, weil die Leibinger Consulting AG – die Unternehmerfamilie Leibinger ist unter anderem auch bei der ebenfalls börsennotierten Maschinenfabrik Berthold Hermle beteiligt – ihren Anteil von bislang 15,07 Prozent zuletzt auf 20,04 Prozent aufgestockt hat.
Damit ist Leibinger nun größter Einzelaktionär vor der Koenig’sche Aktionärsvereinigung um die Familie des ehemaligen Vorstands Claus Bolza-Schünemann mit rund 16,7 Prozent sowie der in Wien ansässigen AlternInvest mit 10,2 Prozent. Wir sind hochgradig gespannt, in welche Größenordnung sich die Position von Leibinger entwickeln wird. Das Augenmerk des Kapitalmarkts richtet sich zurzeit aber wohl eher auf den Auftragseingang sowie den in der Wortwahl leicht nach unten angepassten Ausblick für das Gesamtjahr 2025. So bleibt Koenig & Bauer zwar beim Umsatzziel von rund 1.300 Mio. Euro, bezogen auf das um Sondereffekte bereinigte EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) hält der Vorstand nun aber eher die untere Hälfte der Prognosespanne von 35 bis 50 Mio. Euro für wahrscheinlich.
Um ein adjustiertes EBIT von etwa 38 Mio. Euro zu erreichen, müssen sich die Würzburger im traditionell wichtigen vierten Quartal aber noch gehörig strecken, denn nach neun Monaten 2025 kommt Koenig & Bauer erst auf ein operatives EBIT von 6,4 Mio. Euro. Immerhin: Das dritte Quartal 2025 hat mit einem operativen EBIT von 16 Mio. Euro gezeigt, dass die Dynamik grundsätzlich vorhanden ist. Zur weiteren Einordnung: Gestartet war das Unternehmen mit einem operativen EBIT von minus 11,4 Mio. Euro für Q1 2025, für das zweite Quartal 2025 drehte das Betriebsergebnis dann auf plus 1,8 Mio. Euro. Zumindest erklärungsbedürftig ist derweil die Entwicklung der Auftragseingänge, die nach neun Monaten 2025 mit knapp 857 Mio. Euro nun um mehr als 13 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreswert lagen. Und auch der zum Halbjahr 2025 noch erstaunlich robuste Auftragsbestand hat sich zum Ende des dritten Quartals mit 1.080 Mio. Euro abgeschwächt – befindet sich aber noch immer auf einem historisch hohen Niveau.
The most important financial data at a glance
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Sales1
1.218,50
1.028,60
1.115,80
1.185,70
1.326,80
1.274,40
1.300,00
EBITDA1,2
89,60
-33,40
67,80
62,80
75,60
11,60
80,00
EBITDA-margin %3
7,35
-3,25
6,08
5,30
5,70
0,91
6,15
EBIT1,4
56,00
-67,90
28,50
22,00
29,90
-35,10
37,00
EBIT-margin %5
4,60
-6,60
2,55
1,86
2,25
-2,75
2,85
Net profit1
38,40
-103,10
14,50
11,10
2,80
-69,80
9,00
Net-margin %6
3,15
-10,02
1,30
0,94
0,21
-5,48
0,69
Cashflow1,7
-7,90
12,20
95,00
5,40
-31,80
73,40
18,00
Earnings per share8
2,31
-6,27
0,83
0,63
0,16
-4,24
0,54
Dividend per share8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
„Der Rückgang verlief erwartungsgemäß und ist insbesondere auf den stochastischen Auftragseingang in der Banknote Solutions (BNS) im Vorjahr sowie den auslaufenden drupa-Effekt zurückzuführen“, heißt es dazu im Zwischenbericht. Nun: Tatsächlich sorgte die Leitmesse drupa 2024 für einen Orderschub, der nun ausläuft. Und bereinigt um den Großauftrag aus dem Banknotendruck verringert sich das Minus beim Auftragseingang des dritten Quartals 2025 von knapp 28 Prozent auf etwa 12,5 Prozent. Nun ist boersengefluester.de kein Freund von ausgeprägten Bereinigungen, da es sich grundsätzlich um operatives Geschäft handelt.
Prinzipiell lässt sich die Entwicklung aber differenzierter betrachten, als es der Chartverlauf der vergangenen Wochen widerspiegelt. Der eigentliche Knackpunkt ist aber ohnehin, wie sich die enorm unvorteilhaften Zölle auf Exporte Richtung USA auswirken werden – im Vorjahr entfielen stattliche 29 Prozent des Umsatzes auf die Region Nordamerika. Im Bereich Digitaldruckmaschinen bekam Koenig & Bauer die Zurückhaltung der Investoren bereits zu spüren. Immerhin: Stand jetzt hält der Vorstand an der strategischen Zielsetzung von bis zu 1,5 Mrd. Euro Umsatz bei einer operativen EBIT-Marge von 5 bis 6 Prozent fest und plant für 2026 einen weiteren Fortschritt auf dem Weg dorthin ein. Anfang des kommenden Jahres soll es einen präziseren Ausblick für 2026 geben.
Viel Stoff also für die Vorstandspräsentation auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse AG in Frankfurt am 24. November 2025. Auch wenn der Chart uns zurzeit gar nicht gefällt: Aus fundamentaler Sicht zeigt die Bewertung – bei aller ökonomischer Unsicherheit – eher grünes Licht für die Aktie.
INVESTOR-INFORMATION
©boersengefluester.de
Koenig & Bauer
WKN
ISIN
Legal Type
Marketcap
IPO
Recommendation
Located
719350
DE0007193500
AG
161,28 Mio €
06.08.1985
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Foto: © Koenig & Bauer AG
