Koenig & Bauer: Wie versprochen geliefert

Normalerweise ist es kein besonderes Kapitalmarkt-Highlight, wenn ein Unternehmen seine ohnehin schon auf das untere Ende der bestehenden Bandbreite eingegrenzte Prognose am Ende tatsächlich gerade so erreicht. Bei Koenig & Bauer ist das aber insofern ein Erfolg, weil der insbesondere auf Verpackungstechnologien spezialisierte Druckmaschinenhersteller nach Abschluss des dritten Quartals 2024 noch meilenweit unter seinen Mindestzielen für das Gesamtjahr hing. Kein Wunder, dass eine Reihe von Investoren zwischenzeitlich nervös war. Das änderte sich jedoch grundlegend durch die signifikante Depotaufstockung eines neuen Ankeraktionärs. Zudem zeigte sich Finanzvorstand Stephen M. Kimmich bei seiner Präsentation auf den Hamburger Investorentagen (HIT) Anfang Februar 2025 ausgesprochen zuversichtlich, dass Koenig & Bauer liefern würde (HIER).

Nun liegen die Eckdaten vor – und Kimmich hat Wort gehalten: So zeigen die Würzburger bei Erlösen von 1.274,4 Mio. Euro ein um Sondereffekte aus dem Restrukturierungsprogramm sowie die Aufwendungen für die Leitmesse drupa bereinigtes EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von 25,8 Mio. Euro. Zur Erinnerung: Avisiert hatte das Unternehmen ein adjustiertes EBIT am unteren Ende der EBIT-Spanne von 25 bis 40 Mio. Euro. Da Koenig & Bauer nach den ersten neun Monaten bei dieser Kennzahl noch mit 20,7 Mio. Euro unter Wasser lag, ergibt sich für das Abschlussviertel 2024 ein bereinigtes EBIT von 46,5 Mio. Euro. Weniger schön sehen freilich die unbereinigten Daten aus, denn hier zeigt die Gesellschaft für 2024 ein EBIT von minus 35,1 Mio. Euro – nach plus 29,9 Mio. Euro für 2023. Grund dafür ist insbesondere, dass der für 2024 angesetzte Rahmen von 30 bis 45 Mio. Euro Aufwand für das “Spotlight”-Programm mit 50,4 Mio. Euro mehr als ausgeschöpft wurde.

Kursentwicklung der vergangenen 12 Monate

Koenig & Bauer Kurs: 15,50

„Unser Fokus liegt darauf, in jedem Bereich profitabel zu sein. Wir bauen keine Maschinen um der Maschinen willen – was nicht den gewünschten Erfolg erzielt, stellen wir konsequent ein”, sagt Kimmich. Ganz durch mit allen Maßnahmen ist Koenig & Bauer dabei noch immer nicht, für das erste Halbjahr 2025 sind nochmals Belastungen aus Spotlight im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich zu erwarten. Unter Berücksichtigung dieser nochmaligen Effekte kalkuliert der Vorstand für 2025 bei Erlösen von 1.300 Mio. Euro mit einem operativen EBIT zwischen 35 und 50 Mio. Euro. Boersengefluester.de setzt die Schätzung für das berichtete EBIT für 2025 zurzeit bei rund 40 Mio. Euro an. Gemessen am aktuellen Börsenwert leicht nördlich von 260 Mio. Euro ist das aber noch immer eine sehr moderate Bewertung.

Abzüge in der B-Note gibt es allerdings dafür, dass Koenig & Bauer die bisherige Mittelfristprognose für 2026 mit rund 1.500 Mio. Euro Umsatz und einer operativen EBIT-Marge von rund 6 Prozent zwar weiter für möglich hält, angesichts der anhaltenden globalen Unsicherheiten aber vorsichtshalber auf eine Bandbreitenprognose mit Erlösen zwischen 1.400 und 1.500 Mio. Euro sowie einer operativen EBIT-Rendite von 5 bis 6 Prozent umschwenkt. Die Zeiten bleiben also beweglich und nur schwer vorhersehbar – auch für Koenig & Bauer. Andererseits ist das Unternehmen mit seiner Ausrichtung auf Verpackungsdruck gut positioniert und hat zumindest das Potenzial, den Markt positiv zu überraschen. Der enorme Auftragsbestand von zurzeit knapp 1.040 Mio. Euro ist zumindest eine gute Basis. Die Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2024 ist für den 26. März 2025 angesetzt. 

Foto: Clipdealer