H&R: Aktie für ein Drittel des Buchwerts

Auf den Hamburger Investorentagen (HIT) Anfang Februar 2025 gab es sicher offensivere Präsentationen als die von H&R-CFO Alexander Reinsch. Allerdings spielte auch das allgemeine konjunkturelle Umfeld dem Spezialchemie-Unternehmen nicht wirklich in die Karten. Zudem hat das H&R zuletzt viel investiert, um die Raffinerieanlagen zu optimieren, was zusätzlich auf die Zahlen gedrückt hat. Andererseits ist schon allein die Tatsache, dass die Gesellschaft überhaupt auf einer Konferenz wie dem HIT Flagge zeigt, ein klares Signal. „Wir haben uns in letzter Zeit bei solchen Veranstaltungen rar gemacht“, räumt Reinsch ein. „Jetzt haben wir einen belastbaren Plan, und den wollen wir den Investoren präsentieren.“

Hochinteressant ist der im Börsensegment Prime Standard gelistete Spezialwert schon allein wegen seiner ungewöhnlichen Bewertungsrelationen: So zeigt H&R für 2024 leicht rückläufige Umsatzerlöse von 1.338,2 Mio. Euro – und bringt es trotzdem nur auf einen Börsenwert von knapp 140 Mio. Euro. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) liegt bei 94,8 Mio. Euro und damit leicht über unseren Erwartungen, auch wenn die ursprünglich formulierten Ziele sich am oberen Ende bis auf 110 Mio. Euro erstreckten. Historisch gesehen ist ein operatives Ergebnis der Größenordnung um 95 Mio. Euro ohnehin beachtlich, selbst wenn H&R in den Jahren 2021 und 2022 jeweils deutlich über der Marke von 120 Mio. Euro beim EBITDA agierte. Nun: In der Zwischenzeit haben sich die Rahmenbedingungen für den gesamten Chemiesektor allerdings auch massiv verändert, was es für einen Nischenanbieter wie H&R nicht gerade einfacher macht.

Kursentwicklung aktuell

H&R Kurs: 4,15

Eingesetzt werden die Produkte von H&R etwa in der Kosmetik, im Energiesektor oder auch bei diversen Anwendungen im Automotive- und Reifenbereich. Dabei spielen die zurzeit rückläufigen Ölpreise der Gesellschaft tendenziell in die Karten, selbst wenn hier Verzögerungen durch Lagereffekte zu beachten sind. Spaßverderber aus Renditesicht sind allerdings die – aufgrund der hohen Investitionen – regelmäßig sehr hohen Abschreibungen von in den vergangenen beiden Jahren jeweils mehr als 60 Mio. Euro. „Das bleibt auch noch eine Weile so“, sagt Alexander Reinsch in Hamburg.

Entsprechend reduziert sich der Gewinn vor Steuern für 2024 auf 20,7 Mio. Euro (Vorjahr: 18,8 Mio. Euro). Das Ergebnis je Aktie verharrte auf dem Vorjahreslevel von 0,28 Euro. Gemessen daran spricht einiges dafür, dass H&R auch zur Hauptversammlung (HV) am 27. Mai 2025 eine Dividende von 0,10 Euro auf die Tagesordnung setzt. Damit käme der Titel derzeit auf eine Rendite von fast 2,7 Prozent. Bemerkenswert auch, dass die H&R-Aktie nur zu etwa einem Drittel des Buchwerts gehandelt wird – keine andere Aktie aus dem heimischen Chemie-Umfeld ist unter KBV-Gesichtspunkten auch nur annähernd so günstig. Charttechnisch ist die Situation zurzeit eher neutral, zumal noch nicht klar ist, wie nachhaltig der jüngste Aufschwung ist. Ein starkes Signal wäre es, wenn die Notiz den Bereich um 5 Euro aus dem Sommer 2025 erfolgreich in Angriff nehmen würde. Fundamental hängt das wiederum vom Ausblick für 2025 ab, den der Vorstand spätestens mit Vorlage des Geschäftsberichts für 2024 Ende März kommunizieren wird.

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