Exasol: Strategie zeigt Wirkung

Zum Halbjahr hat der Datenbankspezialist Exasol ordentliche Zahlen mit einem Nettogewinn vorgelegt, die trotzdem erklärungsbedürftig sind. Wir haben mit CFO Jan-Dirk Henrich gesprochen.
Thursday, 14 Aug 2025
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Exasol

WKN: A0LR9G
ISIN: DE000A0LR9G9
Price Snapshot

3,24 €

(-3.28%)

Im Ein-Jahres-Chart sieht es so aus, als ob der Aktienkurs von Exasol rund um 3 Euro eine Konsolidierung auf Hochplateau – in der Regel oberhalb der 200-Tage-Durchschnittslinie – hinlegt. Tatsächlich täuscht der Eindruck ein wenig. Vor einigen Jahren hat die Notiz des Anbieters von Spezialsoftware für eine hochperformante Datenanalyse nämlich schon ungleich höhere Kurse von bis zu 29,50 Euro gesehen. Doch das waren andere Zeiten mit stürmischem Wachstum ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne den Strategiewechsel wäre die Gesellschaft über kurz oder lang so vermutlich gegen die Wand gefahren. In einem deutlich schlankeren Setup hat Exasol aber den Dreh hinbekommen und schreibt seit 2024 sogar auch unter dem Strich schwarze Zahlen.


Zum Halbjahr 2025 steht – bei um rund 10 Prozent höheren Erlösen von 21,47 Mio. Euro – ein Gewinn nach Steuern von 1,37 Mio. Euro zu Buche. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) kletterte von 0,67 auf 1,97 Mio. Euro. Auf den ersten Blick ganz ordentlich, bei näherer Analyse aber doch auch erklärungsbedürftig. Boersengefluester.de hat daher mit CFO Jan-Dirk Henrich ein Hintergrundgespräch geführt. Nicht unbedingt auf dem Schirm hatte der Kapitalmarkt insbesondere das Tempo, in dem die Umsätze mit Kunden aus den als nicht mehr im Fokus stehenden Bereichen E-Commerce bzw. Einzelhandel geschmolzen sind. So sind die Annual Recurring Revenues (ARR) – als Indikator für die Höhe der wiederkehrenden Erlöse in den kommenden zwölf Monaten – mit Kunden aus Nicht-Fokus-Branchen im ersten Halbjahr deutlicher als erwartet um 7,0 auf 12,1 Mio. Euro zurückgekommen.


Kursentwicklung auf 3 Jahre
Exasol Kurs: 3,35


Dahinter steht im Wesentlichen eine markante Verringerung des Geschäfts mit zwei europäischen Großkunden aus dem Handelsbereich. Finanzvorstand Henrich spricht in diesem Zusammenhang von einer „Wachablösung im Kundenportfolio“ und betont: „Churn ist nie eine gute Nachricht. Die größten Abwanderungen haben wir damit aber verdaut.“ Warum überhaupt diese Differenzierung der Branchen? Nun: Die typischen Kunden von Exasol haben große Mengen an sensiblen Daten, die sie entweder in der eigenen Infrastruktur – also On-Premise – oder in einer selbst verwalteten Cloud-Umgebung vorhalten. Safety first! Zudem sind die Anforderungen an die Datenauswertungen vergleichsweise homogen. Anders ist das bei großen Handelskonzernen mit mitunter heftigen Volumenausschlägen, etwa zu verkaufsstarken Tagen wie dem Black Friday. Für diese Gruppe eignen sich eher per saldo große Cloudlösungen wie die von Amazon, Microsoft oder Google.


Die Ausrichtung auf On-Premise-Kunden will Henrich aber nicht zwingend als Nischenstrategie verstanden wissen. Dafür ist das adressierte Volumen schlichtweg zu groß. Andererseits sind die Nürnberger vermutlich froh, damit nicht unmittelbar in Konkurrenz zum prominenten Marktbegleiter Snowflake, der US-Konzern setzt auf eine cloudbasierte Data-Warehousing-Plattform, zu stehen. Schließlich sind schon die klassischen Wettbewerber wie Microsoft, Oracle, SAP, Teradata oder IBM gigantische Gegner, die aber eben ihre Schwächen haben und Geschäft allein aufgrund ihrer Dimension liegen lassen. „Wir adressierten ein Marktsegment, in dem die großen Cloud-native Spieler nicht so aktiv sind“, sagt Henrich. Bei Exasol hat die jüngste Abwanderung von Kunden aus dem Retail-Sektor dafür gesorgt, dass nun rund 69 Prozent des ARR auf die Fokussektoren Finanzen, Telekommunikation, Gesundheit oder auch Behörden entfallen. Zum Jahresende 2024 lag die Quote noch bei 52 Prozent. „Für die Zukunft würde ich von einer 80:20-Struktur ausgehen“, sagt Henrich.


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The most important financial data at a glance
  2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025
Sales1 21,61 23,60 27,46 33,19 35,14 39,63 41,80
EBITDA1,2 -10,96 -29,94 -25,67 -12,16 -5,68 2,07 3,85
EBITDA-margin %3 -50,72 -126,86 -93,48 -36,64 -16,16 5,22 9,21
EBIT1,4 -13,16 -34,10 -28,50 -14,92 -8,32 -0,08 2,50
EBIT-margin %5 -60,90 -144,49 -103,79 -44,95 -23,68 -0,20 5,98
Net profit1 -13,98 -34,33 -29,30 -15,01 -8,22 0,23 1,60
Net-margin %6 -64,69 -145,47 -106,70 -45,22 -23,39 0,58 3,83
Cashflow1,7 2,23 -11,21 -36,07 -14,28 -6,29 1,38 2,80
Earnings per share8 -0,63 -1,40 -1,20 -0,61 -0,30 0,01 0,06
Dividend per share8 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
Quelle: boersengefluester.de and company details


Mit Blick auf das zweite Halbjahr kommt es freilich erst einmal darauf an, die gesamten ARR wieder auf Wachstumskurs zu hieven. Zum Halbjahr 2025 lagen die annualisierten wiederkehrenden Erlöse mit 38,7 Mio. Euro nämlich noch um 2,8 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Vor dem Hintergrund kommt die für das Gesamtjahr avisierte Wachstumsrate des ARR in einem mittleren einstelligen Prozentbereich (Vorjahr: 42,2 Mio. Euro) doch sehr ambitioniert daher. Deutlich entspannter sieht schon da die für 2024 avisierte EBITDA-Spanne zwischen 3 und 4 Euro aus – bei einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Gut möglich, dass Exasol hier sogar im oberen Bereich der Bandbreite ankommt. Wichtig aber auch, dass der im Scale-Gesellschaft gelistete Datenbankspezialist über eine komfortable Bilanz – frei von Bankverbindlichkeiten – mit einer Eigenkapitalquote von gut 23 Prozent verfügt. Die liquiden Mittel erreichten zuletzt etwas mehr 22 Mio. Euro.


Damit hat Exasol genügend Beinfreiheit, um einerseits wichtige Themen wie KI voranzutreiben, andererseits aber auch die nötige finanzielle Solidität gegenüber den Kunden zu zeigen. Ein Coup ist dem Unternehmen dabei erst vor wenigen Tagen gelungen: So wurde die Zusammenarbeit mit der in Frankfurt ansässigen Finanz Informatik GmbH & Co. KG um vier Jahre verlängert und zudem auf ein jährliches Geschäftsvolumen in einem mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich verdoppelt. Damit ist der Digitalisierungspartner aus dem Sparkassen-Verbund nun der wichtigste Kunde im Portfolio.


Insgesamt zeigt also vieles in die richtige Richtung bei Exasol. Diese Gemengelage korrespondiert zurzeit mit einem Börsenwert von gut 83 Mio. Euro – bei der durchaus signifikanten Netto-Liquidität. Geht man davon aus, dass das EBITDA weiterhin dynamisch wächst – die Analysten von Warburg Research halten für 2027 bereits ein EBITDA von 8,0 Mio. Euro für möglich –, ist das eine deutlich ausbaufähige Bewertung. Entsprechend weit gesteckt auch das Kursziel von 6,20 Euro von Warburg. Geeignet ist der Titel insbesondere für eher risikofreudige Investoren.


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INVESTOR-INFORMATION
©boersengefluester.de
Exasol
WKN ISIN Legal Type Marketcap IPO Recommendation Located
A0LR9G DE000A0LR9G9 AG 90,06 Mio € 25.05.2020 Kaufen
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Foto: Shutterstock

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