CR Energy: So funktioniert das mit den Gratisaktien

Sehr viel mehr geht nicht. 99,79 Prozent des anwesenden Kapitals von CR Energy stimmten auf der Hauptversammlung am 27. Juni 2024 für die Umsetzung von Tagesordnungspunkt 5: "Beschlussfassung über eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln (Ausgabe von Gratisaktien)." Demnach will die in den Bereichen Energieversorgung und nachhaltiger Wohnungsbau aktive Beteiligungsgesellschaft um Großaktionär MPH Health Care Gratisaktien im Verhältnis 1:3 ausgeben. Für jeweils eine bestehende Aktie bekommen Anleger in Kürze zusätzlich drei zusätzliche Anteilscheine ins Depot gebucht. Das Ziel der Aktion ist etwas diffus, denn mit knapp 25 Euro ist der Aktienkurs jetzt nicht so hoch, als dass er auf potenziell interessierte Investoren zwingend abschreckend wirkt.

Aber wer weiß: Vielleicht bekommt die Notiz von CR Energy durch die Light-Kur doch einen frischen Energieschub – auch in Form höherer Handelsumsätze. Letztlich handelt es sich aber nur um einen Griff in die Psychokiste, durch den niemand reicher wird. An der Börse hat sich das Prozedere – zumindest kurzfristig – aber häufig bewährt und für steigende Kurse gesorgt. Nach dem Motto: Ein Portemonnaie mit fünf 10-Euro-Scheinen in der Tasche wirkt irgendwie voller, als eine Geldbörse mit nur einer 50-Euro-Note. Aber wie funktioniert die Maßnahme genau und was sind die Effekte für Privatanleger? Boersengefluester.de erklärt den Ablauf aus Bilanzsicht. Keine Sorge, ein BWL-Studium ist für das Verständnis nicht erforderlich.

Zunächst einmal ist bereits der Begriff Gratisaktien nicht ganz korrekt, denn es gibt definitiv nichts umsonst. Der Bestand wird nur anders verteilt, daher ist auch die etwas sperrige Bezeichnung „Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln“ formal richtig. Nun: Bislang gibt es 5.880.216 Aktien von CR Energy – eine Zahl, die sich so auch im Gezeichneten Kapital der Gesellschaft aus Kleinmachnow in der Nähe von Berlin widerspiegelt. Hinweis: Im Geschäftsbericht für 2023 findet sich diese Angabe übrigens noch nicht, da CR Energy im Januar 2024 eine kleinere Kapitalerhöhung im Volumen von brutto knapp 3,5 Mio. Euro durchgeführt hat. Und ein quartalsweises Reporting gibt es bei der im Freiverkehr der Frankfurter Börse gelisteten Gesellschaft nicht, der nächste Bericht zum Halbjahr 2024 steht erst im September 2024 an. Dieser Umstand macht es etwas schwierig, die Gratisaktien-Transaktion exakt anhand veröffentlichter Bilanzzahlen nachzuvollziehen.

Um die von CR Energy geplante Maßnahme durchzuführen, muss das Gezeichnete Kapital zunächst um 17.640.654 Aktien (und in diesem Fall auch Euro) aufgefüllt werden, so dass das Gezeichnete Kapital künftig die gewünschten 23.520.872 Euro – eingeteilt in ebenso viele Aktien – beträgt. Die Geldquelle dafür ist die Kapitalrücklage als Teil des gesamten Eigenkapitals. Bei CR Energy betrug die Kapitalrücklage zum 31. Dezember 2023 rund 48,81 Mio. Euro, ist also ausreichend bestückt. Nach der Umbuchung erhöht sich als das Gezeichnete Kapital um 17,64 Mio. Euro und die Kapitalrücklage vermindert sich entsprechend. An der Höhe des gesamten Eigenkapitals ändert sich nichts, lediglich die Zusammensetzung wird angepasst. Auch der Nominalwert der Aktien bleibt gleich, so dass die Maßnahme von CR Energy streng genommen nicht als Aktiensplit zu bezeichnen ist. In der Praxis verschwimmen die Begriffe freilich, da sich die Effekte aus Anlegersicht am Ende nicht wirklich unterscheiden.

Konkret: Ein Anleger, der derzeit beispielsweise 250 Aktien von CR Energy im Depot hat, bekommt für jede bestehende Aktie drei zusätzliche Anteilscheine eingebucht – insgesamt also 750 Anteilscheine, so dass sich sein Gesamtbestand auf 1.000 Stück erhöht. Da sich an der wirtschaftlichen Situation nichts ändert, erfolgt die Korrektur über den Aktienkurs. Rein rechnerisch müsste sich dieser von derzeit 24,70 Euro auf 6,175 Euro vierteln, so dass die Gesamtposition weiterhin einen Wert von 6.175 Euro hat. Und genau hier setzt der Psychotrick an: Womöglich werfen nun auch Anleger, denen die Aktie bei 25 Euro optisch zu teuer war, einen Blick auf das Papier und heizen so die Nachfrage und damit auch den Aktienkurs an. Um es an dieser Stelle noch einmal klar zu sagen: Von der Maßnahme bleiben sämtliche Kennzahlen wie KGV, Buchwert oder Dividendenrendite unberührt, da sich entsprechend auch das Ergebnis oder die Ausschüttung je Aktie viertelt. Die entsprechenden Updates in unserer Datenbank werden unmitelbar nach der Umsetzung gemacht.

CR Energy Kurs: 4,85

Als Privatanleger brauchen Sie übrigens nichts zu tun, die Umstellung innerhalb des Depots wird von Ihrem Broker erledigt. Was boersengefluester.de an der ganzen Aktion nicht gefällt, ist indes der Umstand, dass die Gesellschaft in ihrer Ankündigung vom 2. Mai 2024 „CR Energy AG schlägt der Hauptversammlung statt einer Bardividende die Ausgabe von Gratisaktien im Verhältnis 1:3 vor“ den Eindruck erweckt, dass die Berichtigungsaktien eine Art Dividendenersatz sind – was inhaltlich so einfach nicht korrekt ist, da Äpfel mit Birnen verglichen werden. Immerhin handelt es sich bei Berichtigungsaktien nicht – wie bei Dividenden – um eine Gewinnverwendung, sondern um eine Neueinteilung des Aktienkapitals.

Bezogen auf CR Energy ist die jüngste Nullrunde besonders markant, denn für die Jahre 2021 und 2022 schüttete das Unternehmen noch jeweils üppige 2,50 Euro je Aktie aus, was bezogen auf die neue Aktienstückzahl einer Dividende von 0,625 Euro entspricht. Immerhin: Für die Zukunft will die Gesellschaft auch wieder Bardividenden auskehren, was ein gutes Signal ist. Die Analysten von GBC, NuWays und First Berlin empfehlen die Aktie derzeit unisono zum Kauf und sehen beträchtliches Kurspotenzial bis hin zu 56 Euro, was etwa 14 Euro umgerechnet auf die neue Aktienzahl entspricht.

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