Ganz fertig sind große Softwareprojekte bekanntlich nie – schon gar nicht, wenn sie den Komplexitätsgrad eines neuen Discountbrokers wie den Smartbroker+ haben. Längst ist die Smartbroker Holding aber an einem Punkt, wo man mal einen raushauen kann. „Wir haben da etwas hingestellt, was es in Deutschland so lange nicht gegeben hat“, sagt Thomas Soltau, Vorstand der Smartbroker AG, mit stolzer Brust bei seiner Präsentation vor rund 160 Investoren auf der von Mathias Stüfe organisierten Riverboat Cruise 2025 in Heidelberg. Zwar spielen die auf Masse ausgerichteten Neobroker wie Trade Republic oder Scalable längst in einer anderen Liga. Doch in der von den Berlinern besetzten Nische um aktive Anleger und künftig zunehmend auch Daytrader fühlt sich das Team um CEO André Kolbinger offensichtlich pudelwohl. Den monatlichen KPI-Call auf der Airtime-Plattform haben Kolbinger und Soltau jetzt jedenfalls für ein XXL-Update über 75 Minuten genutzt.
Viele Themen – von den langfristigen Umsatz- und EBITDA-Zielen bis 2030 bis hin zu dem mit tick Trading Software frisch auf die Schiene gesetzten Ökosystem für Heavy-Trader – sind in den Grundzügen bereits bekannt (siehe etwa den Bericht von boersengefluester.de HIER). Letztlich gibt es aber auch aus Anlegersicht noch ein paar Detailinfos, die gut zu wissen sind: Dazu gehört freilich auch das aktualisierte Research der Montega-Analysten mit einem von 13 auf 16 Euro heraufgesetzten Kursziel. Bei einer aktuellen Notiz von etwa 12 Euro hätte der Titel demnach noch ein Potenzial von rund einem Drittel. Kursrelevant auch die Aussage von Kolbinger, wonach für die Umsetzung der Wachstumsstrategie keine Kapitalmaßnahmen notwendig sind. Zur Einordnung: Bis 2030 soll die Smartbroker Holding auf Konzernerlöse von 128 Mio. Euro sowie ein EBITDA (Ergebnis nach Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 42 Mio. Euro kommen – mit einem Etappenziel für 2027 von 85 Mio. Euro Umsatz und 13 Mio. Euro EBITDA.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
8,55
28,21
48,20
52,79
46,54
52,48
64,00
EBITDA1,2
3,70
4,52
3,56
8,77
1,35
8,97
-1,30
EBITDA-Marge %3
43,28
16,02
7,39
16,61
2,90
17,09
-2,03
EBIT1,4
3,69
2,03
0,35
-8,41
-5,22
-1,70
-11,90
EBIT-Marge %5
43,16
7,20
0,73
-15,93
-11,22
-3,24
-18,59
Jahresüberschuss1
1,90
3,55
-0,54
-10,07
-5,92
-1,39
-12,40
Netto-Marge %6
22,22
12,58
-1,12
-19,08
-12,72
-2,65
-19,38
Cashflow1,7
1,91
1,18
13,93
5,04
0,19
9,99
3,80
Ergebnis je Aktie8
0,13
0,25
-0,04
-0,64
-0,38
-0,08
-0,74
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Nun weiß ein Börsenprofi wie Kolbinger ganz genau, dass es auf 5-Jahres-Sicht an den Kapitalmärkten meist ganz anders kommt als gedacht. Umso fairer, die Basisannahmen rund um Kundenwachstum, Tradingaktivitäten der Kunden oder auch das Zinsumfeld offenzulegen. Zudem verspricht Kolbinger, dass die Zielsetzungen bis 2030 mindestens einmal pro Jahr – vermutlich zur Hauptversammlung (HV) – überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden. „Wir wollen da sehr transparent sein“, sagt Kolbinger. Mit Blick auf die enorme Popularität von Trade Republic gerade bei jüngeren Anlegern weiß Kolbinger aber, dass es – trotz des leistungsfähigen technischen Setups und guter Bewertungen in den einschlägigen Vergleichsportalen – noch viel zu erledigen gibt, was freilich auch eine abgeleitete Funktion des zur Verfügung stehenden Marketingbudgets ist: „Uns fehlt die Bekanntheit in der Breite.“ Losgelöst davon staffelt sich die Prioritätenliste für die Einführung neuer Services und Funktionalitäten danach, was den meisten Nutzen für eine möglichst große Zahl an Kunden bringt.
Ein klares Bekenntnis gibt es derweil von Vorstand und Großaktionär Thomas Kolbinger, was die Börsennotiz der Smartbroker Holding angeht. Das berichtete jedenfalls Bankvorstand Thomas Soltau in Heidelberg als Mitbringsel von der HV am 11. September 2025 in Berlin. Nun: Nicht, dass boersengefluester.de die Smartbroker-Aktie momentan als potenziellen Delisting-Kandidaten eingestuft hätte. Warum auch, angesichts der guten Perspektiven und der zunehmenden Honorierung durch den Kapitalmarkt? Angesichts der großen Zahl von Börsenrückzügen in den vergangenen Jahren ist das Versprechen Richtung Börsennotiz dann aber doch wieder eine beruhigende Aussage. Dabei betont Kolbinger: „Ich würde uns als Wachstumsunternehmen mit erheblichem Potenzial einordnen.“ Ein KGV von 10, 12 oder auch 15 würde dazu nach Auffassung von Kolbinger jedenfalls nicht passen. So weit ist es aber ohnehin noch nicht. Bis auf Weiteres steht Wachstum vor Profitabilität.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
Smartbroker Holding
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A2GS60
DE000A2GS609
AG
199,70 Mio. €
22.02.2006
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