Hoffentlich ein Insiderdeal mit Signalwirkung. Ende Oktober 2025 hat Dirk Kraus, Vorstand und Gründer der YOC AG, seinen Anteil an dem Werbetechnologie-Unternehmen nochmals aufgestockt und rund 7.200 YOC-Aktien gekauft. Das Timing ist insofern bemerkenswert, weil die Berliner zuvor aufgrund verschiedener Entwicklungen ihre Jahresziele für das Gesamtjahr nach unten anpassen mussten und der Aktienkurs deutlich eingeknickt war. „Wir haben kein strukturelles Defizit“, sagte Kraus damals im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de (HIER). Allerdings haben sich die Belastungen aus der Expansion in den schwedischen Markt, negative Währungseffekte sowie die zwischenzeitlich höheren Kosten für den Betrieb der für YOC so zentralen VIS.X-Plattform derart aufgetürmt, dass sich der Rückstand nicht mehr vollständig aufholen lässt.
Dabei war das für die Werbebranche so wichtige vierte Quartal zum Zeitpunkt der Gewinnwarnung gerade erst angelaufen. Ein Blick auf die Segmentberichterstattung der einzelnen Zwischenberichte zeigt zudem Folgendes. Der programmatische Umsatz in Q2 und Q3 2025 war sehr deutlich über die entsprechenden Vorjahreswerte gestiegen. Währenddessen ging der vermutlich lukrativere Umsatz mit Direktkunden diesem Tempo nicht mit. Hintergrund ist dem Vernehmen nach eine temporär unvorteilhaft angesetzte Preisstruktur im programmatischen Handel, die letztlich zu einem hausgemachten Problem in der Rohertragsmarge führte. Die Mechanismen dahinter sind längst erkannt und abgestellt und so richtet sich der Blick nach vorn. „Wir gehen davon aus, dass sich unsere Profitabilität im vierten Quartal wieder auf einem gewohnt höheren Niveau bewegt“, sagt Kraus.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
15,11
15,49
18,84
23,43
30,63
35,01
40,30
EBITDA1,2
0,58
1,84
2,85
3,47
4,40
5,17
4,40
EBITDA-Marge %3
3,84
11,88
15,13
14,81
14,37
14,77
10,92
EBIT1,4
0,02
1,13
2,01
2,33
2,93
3,50
2,20
EBIT-Marge %5
0,13
7,30
10,67
9,95
9,57
10,00
5,46
Jahresüberschuss1
-0,47
1,26
2,07
2,34
2,90
3,72
1,60
Netto-Marge %6
-3,11
8,13
10,99
9,99
9,47
10,63
3,97
Cashflow1,7
1,21
1,02
2,72
2,45
3,91
4,10
2,00
Ergebnis je Aktie8
-0,14
0,09
0,60
0,67
0,83
1,07
0,46
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Nun: Im Abschlussviertel 2024 erwirtschaftete YOC ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von rund 2,5 Mio. Euro. Unterstellt, dass das Unternehmen diesen Vergleichswert um rund 10 Prozent toppt, würde YOC für 2025 auf ein EBITDA von knapp 4,0 Mio. Euro zusteuern. Bei einem EBITDA-Zuwachs von 30 Prozent gegenüber Q4 2024 wären es etwa 4,4 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die zuletzt gekappte Prognose geht für das Gesamtjahr von einem EBITDA zwischen 4,0 und 5,0 Mio. Euro aus. Um etwa in der Mitte der Bandbreite zu liegen, muss sich YOC also ordentlich strecken. Bezogen auf den Gewinn nach Steuern kalkuliert der Vorstand mit einer Spanne zwischen 1,0 und 2,0 Mio. Euro für 2025.
Freilich richten sich die Blicke der Investoren längst Richtung 2026. Hier rechnen die Analysten von Montega bereits mit einem EBITDA von 7,6 Mio. Euro sowie einem Überschuss nördlich von 5 Mio. Euro, da die zuletzt drückenden Ergebnisbelastungen so nicht mehr auftreten dürften. Das wiederum korrespondiert zurzeit mit einem Börsenwert von weniger als 42 Mio. Euro, wobei YOC sogar eine Netto-Liquidität von etwas mehr als 1 Mio. Euro in der Bilanz ausweist. Somit wird YOC momentan zu weniger als dem 5,5-Fachen des für 2026 zu erwartenden EBITDA am Kapitalmarkt gehandelt. Gemessen am grundsätzlich starken Trackrecord der vergangenen Jahre scheint uns das ein deutlich zu niedriges Multiple. Entsprechend kann sich boersengefluester.de auch gut dem Kursziel 24 Euro von Montega anschließen. Und dann gibt es ja auch noch den Insider-Kauf von CEO Dirk Kraus als Vertrauensbeweis in die Stärke des Geschäftsmodells von YOC.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
YOC
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
593273
DE0005932735
AG
41,72 Mio. €
30.04.2009
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Foto: Freepik

