Absolut zermürbend, was Takkt seit nun schon so langer Zeit operativ abliefert – selbst wenn der Versandhändler für Büro- und Geschäftsausstattungen ein klassischer Zykliker ist und sich entsprechend kaum von der allgemein schwierigen konjunkturellen Lage abkoppeln kann. Fakt ist aber, dass der Aktienkurs nach der jüngsten Gewinnwarnung auf das Niveau von 2012 zurückgefallen ist. Einzig unter Berücksichtigung der üppigen Dividenden – allein für die vergangenen zehn Geschäftsjahre hat Takkt kumuliert fast 7 Euro je Aktie ausgezahlt – sieht die Bilanz nicht ganz so trüb ist. Gleichwohl sitzen die meisten Investoren auf dicken Verlusten. Und mit dem überraschenden Abgang von CEO Maria Zesch per Ende Juli 2024 scheint die Gesellschaft auch bilanziell klare Verhältnisse vorzubereiten.
„Die derzeit sehr schwache Umsatz- und Ergebnisentwicklung in der FoodService Division hat möglicherweise Auswirkungen auf deren Bewertung im Rahmen eines Werthaltigkeitstests. Zusammen mit potenziellen Veränderungen bei den Bewertungsparametern führt dies zu einem erhöhten Risiko von Wertminderungen“, heißt es in der jüngsten Meldung zu den Vorabzahlen für das erste Halbjahr. Zur Einordnung: Bislang entfällt auf die dem Foodbereich zuzurechnende Einheit CenBert (Central und Hubert) ein Firmenwert von rund 139 Mio. Euro, das sind immerhin rund ein Viertel des gesamten Goodwills in der Konzernbilanz für 2023 von Takkt. Wer sich als Investor derzeit am vergleichsweise niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von derzeit knapp 1,2 orientiert, könnte bald also eine weitere Enttäuschung erleben. Immerhin würde eine Korrektur des Firmenwerts mit dem Eigenkapital verrechnet – führt dann also zu einem niedrigeren Buchwert je Aktie.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.181,09 | 1.213,67 | 1.067,43 | 1.177,97 | 1.336,78 | 1.240,02 | 1.042,00 | |
EBITDA1,2 | 150,07 | 150,17 | 92,58 | 112,64 | 132,12 | 111,86 | 68,00 | |
EBITDA-Marge3 | 12,71 | 12,37 | 8,67 | 9,56 | 9,88 | 9,02 | 6,53 | |
EBIT1,4 | 122,54 | 108,81 | 52,38 | 73,92 | 80,79 | 38,87 | -9,00 | |
EBIT-Marge5 | 10,38 | 8,97 | 4,91 | 6,28 | 6,04 | 3,14 | -0,86 | |
Jahresüberschuss1 | 88,08 | 74,69 | 37,23 | 57,03 | 59,29 | 24,55 | -16,00 | |
Netto-Marge6 | 7,46 | 6,15 | 3,49 | 4,84 | 4,44 | 1,98 | -1,54 | |
Cashflow1,7 | 99,42 | 130,79 | 120,52 | 56,32 | 84,42 | 106,44 | 93,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,34 | 1,14 | 0,57 | 0,87 | 0,90 | 0,38 | -0,24 | |
Dividende je Aktie8 | 0,85 | 0,00 | 1,10 | 1,10 | 1,00 | 1,00 | 0,50 |
Dabei hat der Aktienkurs schon genug mit der neuerlichen Gewinnwarnung zu tun. So rechnet der Takkt-Vorstand für 2024 jetzt mit einem organischen Umsatzrückgang zwischen 12 und 17 Prozent. Bislang lag die Bandbreite für das zu befürchtende Erlösminus im hohen einstelligen bis niedrig zweistelligen Prozentbereich. Die um Sondereffekte bereinigte EBITDA-Marge soll nun zwischen 7,3 und 8,3 Prozent liegen – nach bislang 8,0 bis 9,5 Prozent. Unterm Strich wird da nicht viel übrig bleiben, zumal boersengefluester.de von stattlichen Aufwendungen für die weitere Restrukturierung ausgeht. Jedenfalls ist es nicht ungewöhnlich, dass ein neuer CEO gleich erst einmal alle möglichen Risiken in seine Startbilanz steckt, um dann im neuen Jahr entsprechend gut performen zu können. Bis dahin ist es allerdings noch eine ordentliche Wegstrecke für die Stuttgarter.
Was spricht derzeit überhaupt für die SDAX-Aktie? Zunächst einmal besteht immer noch die „Fantasie“, dass Großaktionär Haniel Takkt von der Börse nimmt und es im Zuge dessen zu einer (hoffentlich) möglichst ansprechenden Offerte an die freien Aktionäre kommt. Das kann sein, klare Indizien dafür gibt es aber nicht. Möglicherweise liegen nun auch so viele schlechte Nachrichten auf dem Tisch, dass es eigentlich nur besser werden kann. Aber auch darauf würde boersengefluester.de jetzt nicht zwingend setzen. Dafür scheinen uns die anstehenden Prozesse einfach noch zu komplex, zumal selbst die gerade erst überarbeiteten mittelfristigen Ziele, die die schrittweise Verbesserung der EBITDA-Marge auf 12 Prozent vorsehen, nochmals auf ihre Plausibilität abgeklopft werden dürften.
Erstmals nach langer Zeit ändern wir unsere Einschätzung für die Takkt-Aktie daher auf „Verkaufen“. Nur sehr langfristig orientierte Anleger sollten bei dem Titel engagiert bleiben und auf eine Rückkehr auf gute Zahlen und knackige Dividenden setzen.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Takkt | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
744600 | DE0007446007 | AG | 474,36 Mio. € | 15.09.1999 | Verkaufen |
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