Northern Data: Blick in den Geschäftsbericht

Endlich ist er da: Der Geschäftsbericht 2021 von Northern Data. Nach einem Jahr Unterbrechung wieder mit einem in schwarz gehaltenen Cover und mit 172 Seiten gleich um 50 Seiten umfassender als das Vorgängermodell 2020.
Freitag, 02 Sep 2022
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Northern Data

WKN: A0SMU8
ISIN: DE000A0SMU87
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Endlich ist er da: Der Geschäftsbericht 2021 von Northern Data. Nach einem Jahr Unterbrechung wieder mit einem in schwarz gehaltenen Cover und mit 172 Seiten gleich um 50 Seiten umfassender als das Vorgängermodell 2020. Das wiederum wundert schon insofern nicht, weil das Bitcoin-Mining-Unternehmen wegen der Krypto-Krise künftig verstärkt auf Cloud Computing-Angebote setzen will und es im Zuge der Umstrukturierung wesentliche Veränderungen im Konsolidierungskreis der Gesellschaft gegeben hat. Insgesamt türmen sich die Sondereffekte aus dem Verkauf der US-Tochter Whinstone sowie Erstattungen aus Stromverträgen auf knapp 230,50 Mio. Euro, so dass das um diese Faktoren adjustierte Ergebnis vor Zinsen Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mit 89,60 Mio. Euro sehr viel niedriger ist als das berichtete EBITDA von 320,06 Mio. Euro.

Dass das bereinigte EBITDA am Ende unter der offiziellen Prognose 100 bis 125 Mio. Euro angekommen ist, dürfte die Investoren wohl nicht sonderlich überraschen. Immerhin hatten Krypto-Währungen bereits Ende 2021 deutlich an Wert eingetrübt. Seitdem hat sich die Lage nochmals deutlich verschärft. „Das Bitcoin-Mining wird bei den aktuellen Profitabilitäts-Leveln herausfordernd bleiben, da Faktoren wie Inflation der Preise für Strom und Baumaterialien, Wettereinflüsse und Umweltauflagen sowie mögliche regulatorische Eingriffe zum Tragen kommen“, sagt Northern Data-CEO Aroosh Thillainathan. Dennoch bleibt Thillainathan überzeugt, dass das Bitcoin-Mining – zumindest bei entsprechender Größe – dauerhaft ein „Cash-Lieferant“ für Northern Data sein wird. 

Um die Wegstrecke möglichst gut zu bewältigen, ist es allerdings eine erklärte Option, strategische Investoren auf Ebene der Einzelgesellschaften mit an Bord zu nehmen. Um darüber hinaus das Risiko zu reduzieren, hatte das Unternehmen zuletzt sogar beschlossen, den kompletten Bestand an Krypto-Währungen zu veräußern und zusätzlich auch die von externen Kunden als Vergütung für die erzeugte Rechenleistung erhaltenen Bitcoins & Co. tagesaktuell zu verkaufen. Angesichts der deutlich nach Süden zeigenden Krypto-Charts eine zunächst einmal verlustträchtige Entscheidung, die das Unternehmen zum Anlass nimmt, auch für 2022 eine – genau um diesen Umstand – bereinigte EBITDA-Planung von 40 bis 75 Mio. Euro ins Programm aufzunehmen. Die ungefilterte EBITDA-Vorschau für 2022 bewegt sich derweil in einem Korridor von 6 bis 40 Mio. Euro (Basisszenario: 20 Mio. Euro).

Gleichzeitig will Vorstand Aroosh Thillainathan die Gesellschaft bis 2024 zu einem der drei größten europäischen Cloud Computing-Anbieter mit dreistelligem Millionen-Umsatz machen. Die Planungen für 2022 sehen hier freilich „erst“ Erlöse in einer Bandbreite von 5 bis 14 Mio. Euro vor – mit einem noch negativen EBITDA-Beitrag von im Mittel minus 1 Mio. Euro. Zum Vergleich: Für das Bitcoin-Mining liegt die prognostizierte EBITDA-Spanne für 2022 zwischen 6 und 33 Mio. Euro. Entsprechend liegt in den Kryptokursen derzeit auch der mit Abstand größte Hebel für die Ertragsentwicklung des in der Frankfurter City beheimateten Unternehmens. Wo Chancen, da aber eben auch Rutschgefahr: „Sollte die Mining-Profitabilität sinken und die Strompreise signifikant steigen, kann diese Entwicklung für Northern Data das Risiko darstellen, dass die Prognose nicht erreicht werden kann“, heißt es im Geschäftsbericht. Das wiederum würde dann zwangsläufig auf die geplante Neuausrichtung des Gesamtkonzerns abstrahlen.

So betonen die Abschlussprüfer von KPMG: „Infolge der rückläufigen Entwicklungen der Mining-Profitabilität im ersten Halbjahr 2022 ist unter den derzeit gegebenen Voraussetzungen der weitere geplante Ausbau der Infrastruktur davon abhängig, dass eine Fremdfinanzierung realisiert werden kann.“ Immerhin: Die eigentlich gute Botschaft ist zunächst einmal, dass KPMG den Jahresabschluss uneingeschränkt testiert hat. Angesichts der Verschiebungen bei der Erstellung des Reports war das nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit, sollte jetzt aber umso mehr für neues Vertrauen in der Aktie von Northern Data sorgen. Auf Basis der EBITDA-Prognosen für das laufende Jahr wird das Unternehmen auf schuldenfreier Basis mit einem Faktor von rund 20 bewertet. Das klingt zunächst einmal nicht sonderlich niedrig, aber der Hebel bei einer operativen Verbesserung im Sinne einer steigenden Mining-Profitabilität ist enorm. Für risikobereite Anleger ist der Titel somit zumindest einen Blick wert. Hinzu kommt, dass auch der Chart nach dem derben Kursrutsch eine ausgeprägte Stabilisierung im Bereich um 20 Euro signalisiert. Mitte Februar 2021 kostete die Aktie auf dem Top schon einmal 143 Euro. 

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Gereon Kruse ist Gründer des mehrfach preisgekrönten Finanzportals boersengefluester.de (BGFL) und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs. Tipp: Auf der BGFL-Unterseite Referenzen stellen wir regelmäßig vor, auf welchen Konferenzen und anderen Kapitalmarktveranstaltungen das in Frankfurt ansässige Team von boersengefluester.de gerade unterwegs ist.

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