Nach 50 Prozent Kursrückgang allein in den vergangenen drei Monaten ist es ein starkes Signal für die NFON-Aktie: Aufsichtsrat Günter Müller hat für etwas mehr als 3,2 Mio. Euro annähernd 531.000 Anteilscheine des auf Telefonie für Firmenkunden spezialisierten Unternehmens gekauft. Die Stücke stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit – auch wenn es dafür keine keine offizielle Bestätigung gibt – von der schwedischen Swedbank, die ihren Anteil an NFON parallel dazu von ehemals 3,18 auf jetzt null Prozent reduziert hat. Für Müller offenbar eine willkommene Gelegenheit, denn der langjährige Großaktionär – zugerechnet werden ihm die Stücke über die ASC Technologies bzw. dem Investmentvehikel Milestone Venture Capital – hat regelmäßig erklärt, dass er seinen Anteil an NFON aufstocken will.
Krass: Der nun gemeldete Insiderdeal zu 6,10 Euro je Aktie kam zu nur etwa der Hälfte des Emissionspreises von 12 Euro aus dem Frühjahr 2018 zustande. Hätte boersengefluester.de nicht gedacht, dass der Titel noch einmal auf einen Börsenwert von im Tief 103 Mio. Euro abrutscht, zumal der NFON-Aktienkurs Anfang März 2021 in der Spitze bereits bis auf knapp 23 Euro – entsprechend einer Marktkapitalisierung von 379 Mio. Euro – geklettert war. Was beunruhigt den Kapitalmarkt so sehr? Zunächst einmal gehört NFON in die Gruppe von Unternehmen, die Wachstum vor Profitabilität gestellt haben. So ist es das erklärte Ziel gewesen, den in vielen europäischen Ländern gerade erst Fahrt aufnehmenden Markt für Cloud-basierte Businesskommunikation mit möglichst großer Produktabdeckung und entsprechend internationaler Präsenz anzugehen.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
NFON | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A0N4N5 | DE000A0N4N52 | AG | 85,29 Mio. € | 11.05.2018 |
Grundsätzlicher Vorteil des Geschäftsmodells ist dabei der enorm hohe Anteil von wiederkehrenden Erlösen von annähernd 90 Prozent. Andererseits ist aber auch so, dass das Wachstum mit der Anzahl an installierten Nebenstellen (Seats) bei den Kunden gekoppelt ist. Entsprechend hätte eine Rezession mit dann zu befürchtenden deutlichen Stellenkürzungen bei den Unternehmen auch negative Effekte auf NFON. Hinzu kommt, dass sich der Markt für Geschäftstelefonie schnell wandelt und sich darüber hinaus in der aktuellen Situation Investitionsentscheidungen häufig verzögern. „Dies bedeutet für uns, dass wir in der aktuellen Situation unsere Wachstumsinvestitionen in Marketing und Personal nicht weiter erhöhen werden. Profitabilität hat nun klare Priorität“, sagt CEO Klaus von Rottkay.
Dabei rechnet NFON für 2022 nur noch mit einem Anstieg der Seats am unteren Ende der avisierten Spanne von 10 bis 12 Prozent. Zum Halbjahr 2022 kam diese Kennzahl um 9,4 Prozent voran. Wann die Gesellschaft aus München in der neuen Zielkonfiguration der Turnaround gelingt, ist schwer abzuschätzen. Wir vermuten jedoch, dass es erst 2025 zu markanten Gewinnen kommen wird. Gleichwohl halten wir die Bewertung der Aktie auf dem aktuellen Niveau für deutlich zu niedrig. Insbesondere das grundsätzlich gut planbare Geschäftsmodell ist nämlich nach dem Geschmack der Investoren. Zudem sind wir gespannt, wie sich die Aktionärsstruktur – die dominierenden Investorengruppen sind Milestone und Active Ownership – weiter verändern wird. Im Streubesitz befinden sich nur etwa 17 Prozent der Aktien. Bilanziell ist das Unternehmen trotz der bislang roten Zahlen stabil aufgestellt. Summa summarum sollte der im streng regulierten Segment Prime Standard gelistete Titel zumindest für eine kräftige Gegenbewegung nach dem Kursabsturz gut sein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 43,03 | 57,12 | 67,60 | 75,89 | 80,79 | 82,34 | 88,00 | |
EBITDA1,2 | -7,78 | -6,98 | 2,32 | -2,03 | -5,27 | 6,80 | 10,00 | |
EBITDA-Marge3 | -18,08 | -12,22 | 3,43 | -2,68 | -6,52 | 8,26 | 11,36 | |
EBIT1,4 | -8,47 | -9,99 | -1,83 | -8,97 | -12,03 | -0,52 | 2,50 | |
EBIT-Marge5 | -19,68 | -17,49 | -2,71 | -11,82 | -14,89 | -0,63 | 2,84 | |
Jahresüberschuss1 | -8,11 | -10,92 | -2,24 | -8,91 | -15,58 | -0,80 | 1,90 | |
Netto-Marge6 | -18,85 | -19,12 | -3,31 | -11,74 | -19,29 | -0,97 | 2,16 | |
Cashflow1,7 | -4,96 | -7,19 | 1,15 | -1,76 | -3,87 | 6,84 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,76 | -0,77 | -0,15 | -0,54 | -0,94 | -0,05 | 0,11 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |