Die zentrale Botschaft von Koenig & Bauer-Finanzvorstand Alexander Blum bei seiner Präsentation auf der von Equity Forum organisierten Herbstkonferenz 2025 in Frankfurt ist ganz simpel: „Die Phase der Diversifikation ist abgeschlossen. Das Portfolio ist gestrafft. Wir wollen das Unternehmen jetzt wesentlich stärker auf Profitabilität trimmen.“ So soll der Druckmaschinenhersteller, der im August 2025 bereits seit 40 Jahren börsennotiert ist, im kommenden Jahr Umsatzerlöse zwischen 1,4 und 1,5 Mrd. Euro und eine operative EBIT-Marge von 5 bis 6 Prozent erreichen. Im Mittel entspricht das einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von rund 80 Mio. Euro.
Damit würde Koenig & Bauer ungefähr auf das damals sehr auskömmliche Niveau von 2017 zurückkehren. Mit dem Unterschied, dass der Aktienkurs der Würzburger zu dieser Zeit in der Spitze leicht nördlich von 70 Euro im Chart zu finden war. Gemessen an der aktuellen Notiz von gut 14 Euro liegen also Welten dazwischen. Ganz falsch liegt der Kapitalmarkt natürlich nicht, denn in den vergangenen Jahren gab es mitunter sehr schmerzliche Verlustjahre und auch jetzt ist das wirtschaftliche Umfeld alles andere als stabil. Immerhin: Gemessen an den vielen schwachen Konjunkturdaten steht der Auftragsbestand von Koenig & Bauer mit annähernd 1.100 Mio. Euro auf einem erstaunlich hohen Niveau. „Wir sehen momentan nicht, dass die Aufträge einbrechen“, sagt CFO Blum in Frankfurt. Aber klar: Schwierige Themen wie die US-Zölle oder auch die unvorteilhafte Entwicklung des Dollars gegenüber dem Euro machen auch um Koenig & Bauer keinen Bogen.
Für 2025 steht jedoch die Prognose mit leicht steigenden Umsätzen von rund 1.300 Mio. Euro sowie einem operativen EBIT zwischen 35 und 50 Mio. Euro. Wie üblich muss sich das Unternehmen dafür in der zweiten Jahreshälfte mächtig ins Zeug legen, denn zum Halbjahr 2025 steht noch ein operatives EBIT von minus 9,6 Mio. Euro in den Büchern. Vermutlich erst für 2026 sind derweil Effekte aus dem möglichen Verkauf von Koenig & Bauer Coding zu erwarten. Grundsätzlich passen die eher kleineren Druckmaschinen zur Produktkennzeichnung via Tinte oder Laser aufgrund der unterschiedlichen Marktausrichtung nicht wirklich ins Portfolio, so dass sich der Vorstand alle Optionen für eine strategische Lösung offenhält.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
1.218,50
1.028,60
1.115,80
1.185,70
1.326,80
1.274,40
1.300,00
EBITDA1,2
89,60
-33,40
67,80
62,80
75,60
11,60
82,00
EBITDA-Marge %3
7,35
-3,25
6,08
5,30
5,70
0,91
6,31
EBIT1,4
56,00
-67,90
28,50
22,00
29,90
-35,10
40,00
EBIT-Marge %5
4,60
-6,60
2,55
1,86
2,25
-2,75
3,08
Jahresüberschuss1
38,40
-103,10
14,50
11,10
2,80
-69,80
14,00
Netto-Marge %6
3,15
-10,02
1,30
0,94
0,21
-5,48
1,08
Cashflow1,7
-7,90
12,20
95,00
5,40
-31,80
73,40
18,00
Ergebnis je Aktie8
2,31
-6,27
0,83
0,63
0,16
-4,24
0,90
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Auf Kurs ist Koenig & Bauer derweil weiterhin, was die Zusammenarbeit mit der Volkswagen-Tochter PowerCo im Bereich der Batteriezellfertigung angeht. Koenig & Bauer hat hier eine Trockenbeschichtungsanlage für Anoden und Kathoden entwickelt. Ein Projekt, das insbesondere auf Kapitalmarktkonferenzen immer wieder intensiv diskutiert wird. Prognosen sind hier jedoch ganz schwierig, da VW letztlich die Route vorgibt. Losgelöst davon wird die KoeBau-Aktie noch immer mit einem deutlichen Abschlag zum Buchwert gehandelt. Dividenden hat das Unternehmen schon seit vielen Jahren nicht mehr gezahlt. Mit einer Rückkehr in die Profitabilität sind Ausschüttungen jedoch fest eingeplant – bei einer avisierten Mindestdividende von 0,30 Euro je Aktie.
Die Analysten von Montega setzen das Kursziel für die Aktie bei 18 Euro an. Das entspricht einem Potenzial von knapp einem Viertel. mwb Research siedelt den fairen Wert sogar bei 21 Euro an. Interessant ist ein Blick auf die Aktionärsstruktur: Mit 15,07 Prozent gehört die Leibinger Consulting AG – die Unternehmerfamilie Leibinger ist unter anderem auch bei der Maschinenfabrik Berthold Hermle beteiligt – mittlerweile zu den Ankerinvestoren. Formal größter Anteilseigner mit 16,7 Prozent ist die Koenig’sche Aktionärsvereinigung um die Familie des ehemaligen Vorstands Claus Bolza-Schünemann. Insgesamt bietet die Aktie nach Auffassung von boersengefluester.de eine runde Investmentstory, die allerdings ohne Rückenwind von der Konjunktur nur schwer nachhaltig trägt. Mit Blick auf den Aktienchart wäre es ein gutes Signal, wenn der Aktienkurs über die noch immer steigende 200-Tage-Durchschnittslinie kommen würde.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
Koenig & Bauer
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
719350
DE0007193500
AG
237,96 Mio. €
06.08.1985
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Foto: Koenig & Bauer AG