HomeToGo: Bislang unterschätzter Deal

Mit der Übernahme von Interhome verschiebt HomeToGo sein bislang in erster Linie auf Urlauber ausgerichtetes Geschäftsmodell stärker in Richtung B2B-Kundschaft. Das sollte die Erträge künftig sehr viel besser planbar machen. Noch hält sich der Kapitalmarkt bezüglich der so wichtigen Interhome-Transaktion aber zurück. Wir haben mit HomeToGo-Finanzvorstand Sebastian Bielski gesprochen.
Dienstag, 04 Nov 2025
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HomeToGo

WKN: A2QM3K
ISIN: LU2290523658
Aktienkurs

1,54 €

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„Wir haben uns mehr oder weniger verdoppelt“, sagte HomeToGo-CFO Sebastian Bielski bei seiner Präsentation auf den Hamburger Investorentagen (HIT) Ende August 2025. Gemeint ist die Übernahme der Schweizer Interhome – einem Spezialisten für die Vermietung sowie die Verwaltung von Ferienhäusern und -wohnungen. Ein „wirklich großer, transformativer Deal“, wie Bielski ebenfalls auf dem von Montega organisierten HIT betonte. Vorausgegangen waren zehn aufregende Monate zwischen der erstmaligen Bestätigung von Gesprächen Ende Oktober 2024 und dem tatsächlichen Abschluss der Transaktion im Spätsommer 2025.


Schließlich gab es auf dem Weg einige anspruchsvolle Etappen zu bewältigen: Etwa die umfangreichen Kartellprüfungen der parallel zu dem Interhome-Paket geschnürten Übernahme des Reiseveranstaltungsgeschäfts der Hotelplan Group durch die zur REWE-Gruppe gehörende DERTOUR – beide Teile stammten aus dem Portfolio des Schweizer Mischkonzerns Migros. Zudem musste HomeToGo eine Barkapitalerhöhung über brutto 85 Mio. Euro stemmen und ein Darlehen über rund 75 Mio. Euro aufnehmen. Last but not least gibt es in vier Tranchen nachgelagerte Kaufpreiszahlungen von in Summe etwa 90 Mio. Euro, die bis 2029 fällig werden.


Insgesamt hat der Vorstand von HomeToGo also nicht zu dick aufgetragen, zumal sich das früher durch die Buchungsplattform für Urlauber eher B2C-lastige Geschäft nun signifikant Richtung B2B verschiebt. Soll heißen: Mit Interhome gewinnt das direkte Geschäft mit den Anbietern von Ferienunterkünften sehr viel mehr an Gewicht. Entsprechend wird der Neuzugang auch in dem Segment HomeToGo_PRO angedockt. Hier bieten die Berliner derzeit über diverse Töchter Software- und Servicelösungen für Haus- und Wohnungsbesitzer an. Stand der B2B-Bereich in der Vergangenheit für rund ein Drittel der Umsätze, werden es künftig etwa zwei Drittel sein – mit steigender Tendenz. Und was noch viel wichtiger ist: Es handelt sich um sehr viel besser planbare und nachhaltigere Erlöse. Ein „Sticky Business“, wie es im Finanzsprech heißt.


Kursentwicklung 1 Jahr
HomeToGo Kurs: 1,52


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Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
  2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025
Umsatzerlöse1 69,50 65,86 94,84 146,84 162,03 212,28 263,00
EBITDA1,2 -16,00 -13,61 -125,77 -52,69 -19,33 -9,80 -4,50
EBITDA-Marge %3 -23,02 -20,67 -132,61 -35,88 -11,93 -4,62 -1,71
EBIT1,4 -29,60 -17,22 -130,46 -65,67 -31,34 -29,69 -28,00
EBIT-Marge %5 -42,59 -26,15 -137,56 -44,72 -19,34 -13,99 -10,65
Jahresüberschuss1 -29,40 -23,81 -166,79 -53,72 -28,28 -28,08 -26,00
Netto-Marge %6 -42,30 -36,15 -175,87 -36,58 -17,45 -13,23 -9,89
Cashflow1,7 -10,10 -10,47 -82,09 -36,35 -8,96 0,94 -3,40
Ergebnis je Aktie8 -0,31 -0,36 -2,09 -0,47 -0,25 -0,26 -0,14
Dividende je Aktie8 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
Quelle: boersengefluester.de und Firmenangaben


Während HomeToGo im B2C-Segment mit Giganten wie Booking.com und Airbnb konkurriert, ist die Gesellschaft im B2B-Markt nach der Interhome-Akquisition einer der drei größten europäischen Anbieter – in einem stark fragmentierten Markt. Umso überraschender, dass sich der Kapitalmarkt – zumindest mit Blick auf die Kursentwicklung der vergangenen Wochen – beinahe gar nicht für die Interhome-Übernahme erwärmen kann. Dabei gibt es knackige Kursziele für die HomeToGo-Aktie von bis zu 4,30 Euro, wie zuletzt vom US-Analysehaus Cantor Fitzgerald. So gesehen wartet noch viel Überzeugungsarbeit auf das Team von HomeToGo. „Wir werden die Kapitalmarktkommunikation deutlich verstärken“, sagt CFO Sebastian Bielski. Aber auch Bielski weiß, dass HomeToGo am besten über anhaltend gute Quartalszahlen punkten kann.


Schließlich hat der Vorstand bereits umfassend über die identifizierten Synergiepotenziale sowie die avisierten Margensteigerungen, Pro-forma-Zahlen und Strategie-Updates informiert. „Am Ende müssen wir jetzt liefern“, sagt Bielski. „Unser klares Ziel ist es, das EBITDA von Interhome in einigen Jahren signifikant zu steigern. Wenn wir es schaffen, dieses in Richtung 40 bis 50 Mio. Euro zu entwickeln, realisieren wir damit einen sehr attraktiven impliziten Multiple.“ Tatsächlich deutet der aktuelle Börsenwert von gut 275 Mio. Euro darauf hin, dass entweder die Interhome-Transaktion noch gar nicht im Kurs reflektiert ist – oder aber, dass die Börse den bisherigen B2C-Aktivitäten keinen markanten Wert mehr beimisst. Beides wäre wohl eine Fehleinschätzung und bietet langfristig ausgerichteten Investoren eine gute Chance-Risiko-Kombination. Am 13. November stehen die Daten für das in der Touristikbranche regelmäßig so wichtige dritte Quartal an.


Für das Gesamtjahr 2025 sieht die aktuelle Prognose (Pro-forma-Basis) Umsätze von rund 400 Mio. Euro sowie ein um außerordentliche Effekte adjustiertes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von etwa 40 Mio. Euro vor. Da Interhome aber erst per Ende August 2025 in das Zahlenwerk einfließt, liegt die tatsächliche Umsatzvorschau bei Untergrenze 260 Mio. Euro – und einem bereinigten EBITDA von mindestens 11 Mio. Euro. Ohne die Ausklammerung von Sonderfaktoren dürfte das berichtete operative Ergebnis für 2025 deutlich niedriger sein. Eine erste Prognose für 2026 will das Unternehmen zur Bilanzvorlage im Mai März 2026 vorlegen. 


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INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
HomeToGo
WKN ISIN Rechtsform Börsenwert IPO Einschätzung Hauptsitz
A2QM3K LU2290523658 SE 274,00 Mio. € 22.02.2021 Kaufen
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Foto: Freepik

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Gereon Kruse ist Gründer des mehrfach preisgekrönten Finanzportals boersengefluester.de (BGFL) und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs. Tipp: Auf der BGFL-Unterseite Referenzen stellen wir regelmäßig vor, auf welchen Konferenzen und anderen Kapitalmarktveranstaltungen das in Frankfurt ansässige Team von boersengefluester.de gerade unterwegs ist.

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