Es gibt da diesen Werbeslogan für die Kirschpralinen von Mon Chéri: „Wer kann dazu schon nein sagen?“ An diesen Klassiker mussten boersengefluester.de unweigerlich denken, als wir die neuesten Nachrichten von Cyan gelesen haben. So wird Vorstandschef Thomas Kicker den Anbieter von Sicherheitslösungen für Smartphones zu Ende Juli 2025 verlassen und den Posten des CEO von Magenta Österreich übernehmen. Für Kicker sicher eine einmalige Chance, für Cyan und die damit verbundene Investmentstory dagegen zunächst einmal ein Rückschlag. Immerhin war es der umtriebige Telekom-Manager Kicker, der gleich mit seinem Amtsantritt im Januar 2024 erhebliche Umstellungen in der strategischen Ausrichtung des formal in München ansässigen – operativ aber von Wien aus tätigen – Unternehmens vorgenommen hat und darüber hinaus am Kapitalmarkt schnell Vertrauen in die neue Ausrichtung aufgebaut hat.
Das war damals so nicht unbedingt zu erwarten. Denn Cyan ist in den Jahren nach dem Börsengang im März 2018 in erster Linie durch zu ungestümes Wachstum, diverse Kapitalmaßnahmen sowie diverse Rochaden auf Vorstandsebene aufgefallen. Entsprechend tief lag der Aktienkurs unter Wasser. Nun: Mit Kursen unterhalb von 3 Euro ist die Notiz zwar noch immer meilenweit von früheren Höchstständen von 2019 – in der Spitze kostete die Aktie damals 36,70 Euro – entfernt. Doch die Grundrichtung stimmt seit einigen Quartalen wieder und auch der Ruf von Cyan an der Börse hat sich signifikant verbessert. Das ist auf den Kapitalmarktkonferenzen wie zuletzt den Hamburger Investorentagen (HIT) deutlich zu spüren gewesen. „Ich hatte sehr intensive anderthalb Jahre als CEO bei Cyan. Zusammen mit dem fantastischen Team haben wir sehr intensiv und erfolgreich gearbeitet. Cyan steht heute so gut da wie noch nie in der Unternehmensgeschichte. Die Wachstumsaussichten sind mit dem klaren Fokus auf Cybersecurity sehr gut. Auch nach meinem Ausscheiden werde ich die Entwicklung intensiv verfolgen und stehe bei Bedarf jederzeit zur Verfügung“, sagt Kicker zu boersengefluester.de.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | 2025 | ||
Umsatzerlöse1 | 26,75 | 21,29 | 8,48 | 3,80 | 4,72 | 7,10 | 9,00 | |
EBITDA1,2 | 11,67 | -5,06 | -12,32 | -4,36 | -4,47 | -1,48 | 0,20 | |
EBITDA-Marge %3 | 43,63 | -23,77 | -145,28 | -114,74 | -94,70 | -20,85 | 2,22 | |
EBIT1,4 | 5,53 | -11,04 | -18,06 | -7,01 | -7,01 | -3,98 | -1,60 | |
EBIT-Marge %5 | 20,67 | -51,86 | -212,97 | -184,47 | -148,52 | -56,06 | -17,78 | |
Jahresüberschuss1 | 4,53 | -9,27 | -13,88 | -14,71 | -20,72 | -3,74 | -1,75 | |
Netto-Marge %6 | 16,94 | -43,54 | -163,68 | -387,11 | -438,98 | -52,68 | -19,44 | |
Cashflow1,7 | -5,83 | -8,71 | -9,50 | -6,87 | -4,01 | -3,80 | -0,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,49 | -0,95 | -1,30 | -0,99 | -1,10 | -0,17 | -0,09 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Wie geht es nun weiter? Der Aufsichtsrat hat dem Vernehmen nach einen Headhunter eingeschaltet, um möglichst schnell einen Nachfolger an Bord zu haben. „Die Suche läuft bereits auf Hochtouren“, heißt es offiziell. Sollte es bis zum Wechsel von Thomas Kicker zu Magenta Österreich noch keine Lösung geben, wird CTO Markus Cserna interimsweise die Führung übernehmen, was kein Neuland für ihn ist. Immerhin ist es Markus Cserna, der 2006 die damalige Cyan Networks Software in Wien gegründet hat. Befürchtungen um einen neuerlichen Wechsel in der operativen Ausrichtung hat Cserna nicht: „Die Strategie wird auch in Zukunft die gleiche bleiben. Gemeinsam mit dem Aufsichtsrat werden wir jemanden finden, der diesen Weg weitergeht.“ Damit dürfte unter anderem auch die kürzlich gestartete Offensive Richtung Cyberschutz für kleine und mittlere Unternehmen fortgesetzt werden, ebenso die Ausweitung des Angebots auf andere Branchen wie Banken, Versicherungen oder auch E-Commerce-Firmen außerhalb des klassischen Telekomsektors.
Spannend bleibt indes, wie sich ein neuer Vorstand hinsichtlich des anorganischen Wachstums positioniert. Diesem Punkt war Kicker durchaus zugewandt und hätte – je nach Möglichkeit – sogar eine Kapitalmaßnahme in Erwägung gezogen. Immerhin sind die Bordmittel mit zuletzt auf 816.000 Euro geschrumpften liquiden Mitteln vergleichsweise limitiert. Immerhin: Die Finanzverbindlichkeiten liegen mit 784.000 Euro unter dem Cashbestand. Ansonsten liefert der – parallel zu der Vorstandspersonalie veröffentlichte – Geschäftsbericht 2024 keine großen Überraschungen, da die Eckdaten zu Umsatz und EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bereits seit Mitte März bekannt sind. Allerdings ist der Fehlbetrag von 3,74 Mio. Euro für 2024 höher als von boersengefluster.de vermutet. Gleiches gilt für den operativen Cashflow von minus 3,80 Mio. Euro.
Für das laufende Jahr bleibt es dabei, dass Cyan Erlöse zwischen 8,4 und 9,2 Mio. Euro sowie ein EBITDA im Bereich einer schwarzen Null erreichen will. Um die Ziele zu erreichen, investiert Cyan insbesondere weiter in den Vertrieb. Die deutlich erhöhte Zahl an Endkunden im ersten Quartal 2025 zeigt, dass die Gesellschaft hier auf Kurs ist – auch was das avisierte Ergebnis angeht. Summa summarum bleibt die Investmentstory von Cyan intakt. Der Börsenkurs hat auf die anstehenden Veränderungen jedenfalls nicht verschnupft reagiert und schaut eher auf die operative Entwicklung. Aus Sicht der Analysten gehört der Aktienkurs ohnehin eher in Regionen um 4 Euro, hat als noch immer spürbares Aufwärtspotenzial.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
Cyan
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A2E4SV
DE000A2E4SV8
AG
61,78 Mio. €
28.03.2018
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