„Ich liebe die Börse. Ich lebe das“, sagt Jan-Hendrik Mohr, CEO der Chapters Group, auf der Investorenveranstaltung mwb Inspired im Frankfurter Westend. Entsprechend ist es für Mohr auch keine Option, auf Angebote von Private Equity einzugehen, das auf Nischenanbieter aus dem Softwaresektor spezialisierte Geschäftsmodell als Beteiligungsgesellschaft abseits einer Börsennotiz aufzuziehen. Andererseits ist es allerdings auch so, dass Mohr keine aktive Investor-Relations-Arbeit betreibt. „Die besten Beziehungen zwischen Unternehmen und Aktionariat finden sich von allein. Wir gehen kaum auf Equity-Konferenzen – machen wir nicht“, sagt der ehemals als Fondsmanager für die Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV um Unternehmer Norman Rentrop tätige Mohr. Aus dieser Verbindung stammt auch seine Verbindung zur Chapters Group, die wiederum historisch aus dem Krankenhaussoftware-Anbieter Medical Columbus hervorgegangen ist.
Dieser hatte 2018 sein Kerngeschäft verkauft und sich anschließend als Beteiligungsgesellschaft – zwischenzeitlich unter dem Namen Mediqon – neu erfunden. Seit August 2023 hat das Unternehmen dann als Chapters Group endgültig ein neues Kapitel in der Firmengeschichte aufgeschlagen. Mittlerweile befinden sich rund 39,5 Prozent der Aktien im Streubesitz. Zu den größten Einzelinvestoren gehören – neben dem Management – der US-Geschäftsmann Mitchell Rales oder auch das Family-Office des Spotify-Gründers Daniel Ek. Ein illusterer Kreis also.
Mittlerweile sind mehr als 50 operative Unternehmen in dem Firmenverbund der Chapters Group zusammengefasst. Von der Ende 2024 von PSI Software erworbenen Transcom bis zu Opas, einem Anbieter für Orchester- und Ensemblemanagement-Software. Jüngster Coup ist die Einbindung der aus Berlin stammenden Expatrio Global Services in die Töchter Fintiba und Coracle, die sich allesamt um Finanzdienstleistungen für ausländische Studenten wie etwa Krankenversicherungen oder auch spezielle Bafög-Kontoverbindungen kümmern. Alles zusammengefasst im neuen Chapters-Segment Financial Technologies. „Wir glauben, dass sich da erhebliche Synergien auftun“, sagt Mohr. Als Kaufpreis zahlt das Chapters-Team üblicherweise den Faktor 6 bis 7 auf das EBITDA bzw. EBIT.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
0,10
1,08
28,66
42,07
70,77
124,00
0,00
EBITDA1,2
-0,44
-0,61
6,21
10,50
10,80
30,00
0,00
EBITDA-Marge %3
-440,00
-56,48
21,67
24,96
15,26
24,19
0,00
EBIT1,4
-5,51
-2,56
0,94
2,51
-1,68
0,00
0,00
EBIT-Marge %5
-5.510,00
-237,04
3,28
5,97
-2,37
0,00
0,00
Jahresüberschuss1
-5,01
-2,27
-2,27
-6,60
-6,39
0,00
0,00
Netto-Marge %6
-5.010,00
-210,19
-7,92
-15,69
-9,03
0,00
0,00
Cashflow1,7
-5,00
-1,13
2,87
5,69
7,37
0,00
0,00
Ergebnis je Aktie8
-1,50
-0,18
0,38
0,05
-0,23
0,36
0,52
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Aus der Außensicht sind die Gemeinsamkeiten bei den vielen anderen Portfoliotiteln zwar weit weniger ausgeprägt, aber das täuscht offenbar. „Wir schaffen es systematisch, die Unternehmen wieder zu mehr Wachstum zu bekommen“, saht Mohr. Wichtig zu wissen: Die Chapters Group fährt einen Evergreen-Ansatz wie etwa auch MBB. Das heißt: Sämtliche Beteiligungen sind extrem langfristig ausgerichtet. „Prinzipiell verkaufen wir nicht. Wir wollen ein Zuhause für kleine Software-Firmen aufbauen“, ist das Credo von Mohr. Das Gegenteil davon sind etwa Geschäftsmodelle, wie sie Mutares oder auch Blue Cap betreiben. Internationales Vorbild ist am ehesten die kanadische Constellation Software. Verlassen kann sich die Chapters Group dabei auf ihr starkes Aktionariat, das in den vergangenen Jahren mehrere Barkapitalerhöhungen mitgetragen hat. Die Finanzierung scheint jedenfalls kein Engpassfaktor bei den Hamburgern zu sein.
Und auch die IR-Aktivitäten auf Sparflamme schaden nicht, immerhin befindet sich der Aktienkurs auf All-Time-High. Die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt dabei fast 1 Mrd. Euro. Damit hat die nur im Freiverkehr notierte und damit nicht indexberechtigte Chapters Group übrigens einen um fast 20 Prozent höheren Börsenwert als die im SDAX notierte MBB – die Muttergesellschaft von Friedrich Vorwerk. Den Geschäftsbericht für 2024 wird das Unternehmen in der letzten Mai-Woche veröffentlichen. Gemäß den vor Mitte März kommunizierten Vorabzahlen kommt die Chapters Group für das vergangene Jahr auf einen pro forma-Umsatz von rund 124 Mio. Euro sowie ein operatives EBITDA von etwa 30 Mio. Euro. Sobald der Geschäftsbericht vorliegt, wird boersengefluester.de die Zahlen in unserer Datenbank aktualisieren. Die Analysten von mwb Research siedeln das Kursziel für die Aktie bei jetzt 49 Euro an.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
Chapters Group
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
661830
DE0006618309
AG
996,93 Mio. €
03.06.2005
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