Was für eine Überraschung: Die formal delistete aifinyo AG hat sich neu erfunden. „Wir bauen die erste deutsche Corporate Bitcoin-Maschine“, sagt Vorstandssprecher Stefan Kempf. Die Startseite der Homepage aifinyo.de ist bereits auf Bitcoin-Charts sowie die gängigen Kennzahlen zur Analyse von Unternehmen umgestellt, die die Vermehrung des Bitcoins je Aktie in den Vordergrund ihrer Strategie stellen. So haben die Berliner mit Hilfe ihres strategischen US-Partners UTXO Management schon für rund 3 Mio. Euro Bitcoins gekauft. Der erste Kauf erfolgte dabei schon am 25. August 2025. Verantwortlich für die Bitcoin-Strategie ist auf Vorstandsebene von aifinyo der frühere N26-Manager Garry Krugljakow – und das mit markigen Worten: „Wer heute als CFO keine Position zu Bitcoin hat, wird morgen vor Investoren erklären müssen, warum die Rendite hinter internationalen Wettbewerbern liegt.“
Das ambitionierte Ziel: Bis 2027 sollen mehr als 10.000 Bitcoin in der Bilanz der Berliner stehen. Auf Basis der aktuellen Bitcoin-Preise würde das einem Krypto-Depot von etwa 950 Mio. Euro entsprechen. Auf dem LinkedIn-Profil der aifinyo AG hebt der Vorstand derweil die Börsennotiz als einen Punkt hervor, der das Unternehmen auszeichnet. Nun: In der jetzigen Form ist die Einschätzung schon absurd. Immerhin hat aifinyo erst im Februar 2024 beschlossen, die Börsennotiz im m:access sowie im Freiverkehr der Börse München „aus strategischen Gründen“ zu beenden. Ende September 2024 wurde das Delisting dann offiziell umgesetzt. Seitdem veröffentlicht die traditionell in der Finanzierung sowie der Rechnungsstellung für Mittelstandskunden tätige Gesellschaft keine Konzernzahlen mehr. Mit der HV-Einladung für den 10. September 2025 wurde lediglich ein (wenig aussagekräftiger) AG-Abschluss veröffentlicht. Hier stehen unverändert deutlich rote Zahlen.
Interessant im Rückblick ist freilich, dass – neben diversen Ermächtigungsrahmen – unter TOP 8 eine Änderung des Geschäftszwecks beschlossen wurde, die die „Verwaltung eigenen Vermögens (u.a. das Investment in Aktien, Anleihen, Edelmetalle, Immobilien und Kryptoanlagen)“ inkludiert. Nun: Ohne ordentliches Relisting in einem höheren Marktsegment ergibt die Treasury-Story von aifinyo nur begrenzt Sinn. Zur Unzeit kommen die Aktivitäten derweil für das Team um Nakiki-Vorstand Andreas Wegerich. Immerhin ist Wegerich seit Wochen auf Roadshow, um den Börsenmantel der Nakiki SE ebenfalls als Bitcoin-Treasury-Company zu vitalisieren – und zwar aus der Position des „First Movers“.
Als Anschubfinanzierung sind dafür eine Anleihe unterhalb von 10 Mio. Euro sowie eine 10-Prozent-Kapitalerhöhung geplant – ehe es im Frühjahr 2025 mit einer signifikanten Wandelschuldverschreibung im Volumen von womöglich bis zu 30 Mio. Euro richtig losgehen soll (siehe dazu auch den Bericht von boersengefluester.de HIER). Nun: Denkbar ist natürlich auch, dass Nakiki etwas von dem aifinyo-Schwung mitbekommt. Die Notiz von aifinyo hat im Hamburger Freiverkehr wenig überraschend massiv an Höhe gewonnen und ist in der Spitze bis auf 6,50 Euro geklettert. Das entspricht einem Börsenwert von rund 31,5 Mio. Euro. Dabei steht der Bitcoin zuletzt eher unter Druck. Summa summarum gibt es noch viele Punkte zu klären, wie die künftige Kapitalmarktstrategie von aifinyo genau aussehen wird. Boersengefluester.de bleibt am Ball: Bei aifinyo und auch Nakiki.
INVESTOR-INFORMATIONEN
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aifinyo
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A3EX2X
DE000A3EX2X7
AG
29,10 Mio. €
19.12.2018
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