Andreas Wegerich ist fest entschlossen. Der CEO und Großaktionär von Nakiki will aus dem zurzeit wenig vitalen Börsenmantel Deutschlands erste Bitcoin-Treasury-Aktie formen. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Das zeigt sich auch im Aktienkurs, der auf die ersten Ankündigungen im Sommer immerhin einen deutlichen Zacken nach oben gemacht hat. Mittlerweile ist die Notiz aber wieder sehr deutlich unter die Marke von 1 Euro gefallen. Der aktuelle Börsenwert beträgt gerade einmal 3,65 Mio. Euro. Die Ambitionen sind jedoch ganz andere.
Die Weichen dafür sollen auf der Hauptversammlung (HV) am 24. November 2025 in Form umfangreicher Ermächtigungen für Kapitalmaßnahmen gestellt werden. Nun: Ohne solch eine Perspektive würde sich das vergleichsweise teure Listing im General Standard-Segment der Börse Frankfurt auch gar nicht lohnen. Bis dahin gilt es freilich, noch einige Aufklärungsarbeit zu leisten. Immerhin dürften die meisten Investoren aus dem heimischen Nebenwertesegment mit dem Begriff „Bitcoin-Treasury-Company“ eher fremdeln, zumal das Geschäftsmodell nicht wirklich mit Unternehmen wie der 3U Holding zu vergleichen ist, die als Abrundung ihres Anlageportfolios mittlerweile mehr als 330 Bitcoins in ihre Bilanz aufgenommen hat.
Die Bitcoin Group aus Herford hält zwar beträchtliche Bestände an Kryptowährungen, ihr eigentliches operatives Geschäft adressiert aber eine Tradingplattform für den Handel mit Kryptowerten. Ähnlich verhält es sich bei der ebenfalls in Frankfurt notierten Samara Asset Group um Ankerinvestor Christian Angermayer, die zwar ebenfalls signifikante Bitcoin-Bestände hält, aber eben auch ein umfangreiches Portfolio an Beteiligungen von Firmen aus Wachstumsbereichen wie AI, Biotech, Krypto oder Fintech hält. Die von Nakiki angepeilte Bitcoin-Treasury-Variante ist radikaler und orientiert sich eher am Modell von Branchengrößen wie dem US-Branchenpionier Strategy (früher: MicroStrategy) oder dem europäischen Pendant Capital B – ehemals bekannt als The Blockchain Group.
Zentraler Ansatz dieser Unternehmen, von denen es international mittlerweile längst eine ganze Menge gibt, ist es, durch ausgeklügelte Finanzierungsstrategien via Kapitalerhöhungen oder Anleihen möglichst viele Bitcoins zu kaufen – und diese auch langfristig zu halten. Die Idee: Je cleverer die Finanzierungsvehikel, desto mehr Bitcoins je Aktie und damit umso größer die Prämie, die der Markt dafür zu zahlen bereit ist. Eine gängige Kennzahl ist dabei die Relation von Marktkapitalisierung zum Marktwert der gehaltenen Bitcoins – kurz: mNAV. Gerade bei den großen Playern waren die Investoren mitunter bereit, enorme Aufgelder zu zahlen. Ein Trend, der allerdings spürbar gedreht hat – trotz der Bitcoin-Kurse nahe All-Time-High. So lag der mNAV von Strategy im November 2024 in der Spitze bei knapp 3. Aktuell akzeptieren die Investoren einen mNAV von 1,44. Das heißt aber: Noch immer ist der Kapitalmarkt bereit, einen Aufpreis von 44 Prozent auf den Wert der im Portfolio befindlichen Bitcoins zu zahlen.
Klingt zunächst verrückt, doch es kann eben gute Gründe geben – dazu gehören auch steuerliche Aspekte –, eine zunächst hoch anmutende Prämie zu akzeptieren. Nun: Letztlich sind Auf- oder Abschläge zum NAV ein Phänomen, das auch in der klassischen Börsenwelt zur Normalität gehört. Aber klar: Kritisch wird die Kapitalaufnahme für Bitcoin-Treasury-Unternehmen, wenn der mNAV nachhaltig unter 1 bleibt und eine Baisse signalisiert. Wie kommt nun Nakiki aufs Spielfeld? Bekannt ist, dass das Unternehmen relativ kurzfristig eine Anleihe emittieren will, um mit den Erlösen erste Bitcoins zu kaufen. Auf der HV dürften dann erheblich größere Kapitalrahmen für die Ausgabe neuer Aktien oder auch Wandelanleihen beschlossen werden, deren Umsetzung im Frühjahr 2026 erfolgen könnte.
Grundsätzlich sogar vorstellbar: Ein außerbörsliches Zweitlisting in den USA. Dazu könnte passen, dass Nakiki über Minderheitsanteile von jeweils 45 Prozent an zwei US-Unternehmen aus dem Krypto- bzw. Blockchain-Bereich verhandelt. Bleibt allerdings abzuwarten, ob solch ein Setup ausreicht, um aus Nakiki einen angesagten Bitcoin-Stock in den USA zu machen. Soweit ist es ohnehin noch nicht. Zunächst geht es um die geplante Anleihe. Grundsätzlich ist so ein Bond – schon allein aufgrund des vergleichsweise geringen Emissionsvolumens – eine heiße Sache. Andererseits ist das Risiko dann doch überschaubar, da der Betrag voll in Bitcoin investiert wird und somit gut abgesichert ist – zumindest wenn der Bitcoin-Chart auf Sicht von drei bis fünf Jahren nicht kollabiert. Vorteilhaft aus Investorensicht ist, dass sich der Gegenwert ihres Kapitals nahezu in Echtzeit bemessen lässt.
Boersengefluester.de bleibt bei der Story am Ball. Letztlich wird es auch für uns spannend, zu sehen, wie die bunte Bitcoin-Welt und die eher gesetzte Nebenwerteszene zusammenfinden. Auf internationaler Ebene hat das vielfach geklappt und ist mitunter richtig groß geworden – aber es gab eben auch heftige Korrekturen. Der in der Börsenszene bestens bekannte und langjährige Anleihenprofi Andreas Wegerich bleibt da im Hintergrundgespräch mit uns aber ganz cool: „Die Transparenz am Kapitalmarkt ist entscheidend. Wir werden da Standards setzen.“
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Nakiki | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
WNDL30 | DE000WNDL300 | SE | 3,80 Mio. € | 09.04.2024 |
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