Auch das ein Zeichen: Nach sieben Jahren mit nahezu identischem Coverdesign kommt der Geschäftsbericht 2024 von YOC mit anderen Farben und neuer Optik daher. Veränderungen gibt es auch beim Abschlussprüfer, denn nach 14 Jahren EY (seit 2010) hat erstmals PricewaterhouseCoopers (PwC) das Zahlenwerk des auf die Ausspielung hochwertiger digitaler Markenwerbung spezialisierten Unternehmens geprüft. Kein ganz einfaches Unterfangen, denn sowohl die Erlösströme im Werbeumfeld als auch die Bewertung der für den wirtschaftlichen Erfolg von YOC essentiell wichtigen eigenen Handelsplattform VIS.X gilt es erstmal zu durchdringen. Offensichtlich hat sich PwC aber tief in das komplexe Geschäftsmodell der Berliner eingefuchst und ein (wie zu erwarten war) uneingeschränktes Testat erteilt. Interessant für Investoren: Mit 150.000 Euro blieb das Prüferhonorar für PwC – trotz Erstprüfung – sogar leicht unter dem Vorjahreshonorar für EY.
Offensichtlich hat das Team um YOC-Vorstand Dirk Kraus ein gutes Setup zum gesetzlich vorgeschriebenen Prüferwechsel ausgehandelt. Um die eigene Marktposition zu festigen beziehungsweise auszubauen, hat YOC 2024 nochmals rund 2,6 Mio. Euro in die Weiterentwicklung von VIS.X investiert. „Ein Großteil unserer Investitionen fließt in die Weiterentwicklung unseres Ansatzes, durch KI bessere Kampagnenergebnisse für unsere Kunden zu erzielen“, sagt Kraus. Trotz der unverändert hohen Investitionen schaffte es YOC jedoch, den Free Cashflow für 2024 von 1,30 auf 1,50 Mio. Euro auszubauen. Das freilich liegt daran, dass der operative Cashflow erstmalig in der Firmengeschichte die Marke von 4 Mio. Euro übersprang. Ansonsten sind die wesentlichen Eckdaten zu Umsatz und Ergebnis bereits seit einigen Wochen bekannt. Gleiches gilt für den Ausblick auf das laufende Jahr, den YOC Anfang April kommunizierte. Demnach rechnet die Gesellschaft für 2025 mit Erlösen zwischen 39 und 41 Mio. Euro sowie einem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) in einer Bandbreite von 5,50 bis 6,50 Mio. Euro – nach 5,17 Mio. Euro für 2024. Bei der Rohertragsmarge hält Kraus eine Spanne zwischen 47 und 49 Prozent für realistisch, was am unteren Ende zwar „nur“ dem Vorjahreswert von 47,3 Prozent entspricht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
15,11
15,49
18,84
23,43
30,63
35,01
40,60
EBITDA1,2
0,58
1,84
2,85
3,47
4,40
5,17
6,30
EBITDA-Marge %3
3,84
11,88
15,13
14,81
14,37
14,77
15,52
EBIT1,4
0,02
1,13
2,01
2,33
2,93
3,50
4,55
EBIT-Marge %5
0,13
7,30
10,67
9,95
9,57
10,00
11,21
Jahresüberschuss1
-0,47
1,26
2,07
2,34
2,80
3,72
4,20
Netto-Marge %6
-3,11
8,13
10,99
9,99
9,14
10,63
10,35
Cashflow1,7
1,21
1,02
2,72
2,45
3,91
4,10
5,35
Ergebnis je Aktie8
-0,14
0,09
0,60
0,67
0,83
1,07
1,21
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Tatsächlich bewegt sich YOC hier aber auf einem Hochplateau, denn es ist noch gar nicht so viele Jahre her, da galt eine Rohertragsmarge von 44 Prozent als eine Art natürliche Begrenzung. Damit zeigt sich einmal mehr, welchen Einfluss VIS.X sowie Künstliche Intelligenz auf die Renditestärke haben. Boersengefluester.de ist gespannt, wann erstmals die 50-Prozent-Marke in einem Ausblick genannt wird. Das wiederum hängt auch mit der weiteren Internationalisierungsstrategie zusammen. So wurde vor knapp einem Jahr YOC Sweden in Stockholm gegründet. Grundsätzlich war das ein sinnvoller Schritt, der das Ergebnis aber erst einmal belastet. Für 2024 zeigt YOC hier Anlaufaufwendungen von 0,3 Mio. Euro. Entsprechend gilt es, eine sinnvolle Balance zwischen Wachstum und Profitabilität zu wahren, gerade auch mit Blick auf die Wahrnehmung des Kapitalmarkts. Immerhin knapp 44 Prozent der Umsatzerlöse erzielt YOC dabei schon jetzt außerhalb der Landesgrenzen. Interessant wird derweil auch, inwiefern sich die Akzeptanz der Werbekunden gegenüber den Plattformen der großen US-Player möglicherweise verschiebt. „Wir beobachten aktuell eine spürbare Veränderung im Markt. Immer mehr werbetreibende Unternehmen werden sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, in welche Bereiche sie ihre Werbeausgaben investieren, bewusst und hinterfragen diese Strukturen. Sie erkennen, dass echte, nachhaltige Werbewirkung nicht alleine von Reichweite, sondern auch vom Umfeld, vom Format und von vertrauenswürdigen Messungen abhängt“, sagt YOC-Vorstand Dirk Kraus.
Mit Blick auf den Aktienchart bewegt sich die Notiz seit vielen Monaten in einem breiten Seitwärtstrend zwischen rund 15 und 20 Euro, wobei der Kurs zurzeit mal wieder die untere Begrenzung testet. Dabei liegen die Kursziele der Analysten deutlich oberhalb der Marke von 20 Euro und reichen in der Spitze bis 28 Euro. So gesehen ist das aktuelle Niveau eher eine gute Einstiegschance. Der aktuelle Börsenwert von 53,5 Mio. Euro entspricht dabei etwas weniger als dem Faktor 10 auf das für 2025 zu erwartende EBITDA. Für ein Werbe-Unternehmen mit eigener Technologie ist das sehr moderat. Operativ kommt YOC gut voran, die leichte Abkühlung des Geschäfts zum Jahresende 2024 scheint jedenfalls eher ein kurzfristiges Phänomen gewesen zu sein. Am 12. Mai 2025 präsentiert Dirk Kraus auf der von Equity Forum veranstalteten Frühjahrskonferenz in Frankfurt. Dann werden sich die Fragen der Investoren vermutlich genau um diesen Punkt drehen, zumal am 26. Mai 2025 bereits das Update für das Auftaktquartal 2025 ansteht.
INVESTOR-INFORMATIONEN
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YOC
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
593273
DE0005932735
AG
55,28 Mio. €
30.04.2009
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