Für Rüdiger K. Weng war es ein – wie er sagt – „epischer Kampf“, der am Ende mehr als fünf Jahre gedauert hat. Nun der Durchbruch für den Vorstand von Weng Fine Art (WFA): So wird das Kunsthandelsunternehmen seine Beteiligung an Artnet an die US‑Investorengruppe um Andrew Wolff – gebündelt in dem Investmentvehikel Leonardo Art Holdings – verkaufen und dafür knapp 15,19 Mio. Euro in bar erhalten. Das entspricht einem Andienungspreis von 11,25 Euro je Artnet‑Aktie. Das im Handelssegment General Standard notierte Kunstdatenunternehmen Artnet wiederum soll von der Börse genommen werden. Außenstehende Aktionäre der Berliner bekommen schon bald eine entsprechende Delisting-Offerte zu ebenfalls je 11,25 Euro.
Eine Verpflichtung, diese anzunehmen, gibt es freilich nicht. Zudem dürfte der Titel auch nach dem offiziellen Börsenrückzug inoffiziell im Hamburger Freiverkehr weitergehandelt werden. Schluss wäre tatsächlich erst mit einem formalen Squeeze-out-Verlangen, für das Leonardo bzw. die damit verbundene Investmentgesellschaft Beowolff Capital dann jedoch mehr als 95 Prozent der Artnet-Aktien halten müsste. Das ist derzeit aber noch Zukunftsmusik, selbst wenn die jetzige Offerte zunächst einmal an keine Mindestschwellen geknüpft ist. Auf die lange Sicht ist jedoch durchaus vorstellbar, dass eine operativ gestärkte und neu formierte Artnet irgendwann ein Börsencomeback an der US-Börse Nasdaq feiern wird. Aus heutiger Sicht erscheint der ausgehandelte Abfindungspreis aber für alle Seiten fair zu sein. Schließlich wurde lange genug um den Preis und zig Details gerungen.
Umso bemerkenswerter, dass WFA-Vorstand Rüdiger K. Weng bereits bei seiner Präsentation auf der MKK Münchner Kapitalmarktkonferenz im November 2023 – damals plauderte Weng erstmals ein wenig aus dem Nähkästchen über die Transaktion – einen Zielpreis von 11 bis 13 Euro für die Artnet-Aktie avisierte. Vor dem Hintergrund des sich in der Zwischenzeit nicht gerade aufgehellten allgemeinen Kunstumfelds ein erstaunliches Ergebnis. Noch offen ist, wie WFA sowie das künftige Konglomerat um Artnet und die seit kurzem mehrheitlich ebenfalls zu Beowolff gehörende Kunstplattform Artsy zusammenarbeiten werden. „Konkrete Gespräche dazu sollen nach dem Abschluss des Übernahme- und Delisting-Angebots für die Artnet-Aktien aufgenommen werden“, heißt es offiziell.
Ausrechnen lässt sich aber schon jetzt, dass sich die wirtschaftlichen Rahmendaten für WFA signifikant verbessern werden. Allein die Einsparungen bei dem jährlichen Zinsaufwand beziffert Weng auf 700.000 bis 800.000 Euro. Zudem erhöht sich das Eigenkapital der Monheimer in Höhe des mit der Transaktion verbundenen Gewinns von 7,27 Mio. Euro merklich. Nach zwei Jahren mit einer Minidividende von jeweils 0,05 Euro könnte sich damit auch die Ausschüttung künftig ganz anders darstellen. Wer regelmäßig die Hauptversammlungen von Weng Fine Art besucht, weiß, wie sehr den Firmengründer die gesamte Entwicklung gewurmt hat und letztlich auch viel zu viele Kapazitäten im eigenen Unternehmen gebunden hat.
Wenig verwunderlich daher seine Einstufung des Beowolff-Deals als „wichtigste Meldung“ seit dem Börsengang im Jahr 2012: „Ich bin sehr froh, den Kampf mit einem Happy-end für die Aktionäre der Artnet, der WFA und für mich beendet zu haben.“ Nach dem jüngsten Kurshüpfer deutlich über die Marke von 5 Euro beträgt der Börsenwert von WFA knapp 29 Mio. Euro. Für den Aktienkurs sollte es jedenfalls ein Befreiungsschlag sein, dass das Dauerthema Artnet nun endlich in den Hintergrund rückt – auch wenn viele operative Herausforderungen bleiben. In den kommenden Wochen und Monaten wird WFA weitere Updates zur künftigen operativen Entwicklung geben. Nun kommt es also darauf an, die neuen Möglichkeiten auch zu nutzen.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
Weng Fine Art
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
518160
DE0005181606
AG
29,15 Mio. €
02.01.2012
Kaufen
Foto: Shutterstock