Wenn der Aktienkurs eines Unternehmens in den vergangenen 24 Monaten um fast 70 Prozent in die Knie gegangen ist, das ehemals deutlich positive Konzernergebnis an die Null-Linie purzelt und der Vorstand dem Geschäftsjahr 2023 erneut gerade einmal die Schulnote 4 oder 4 minus (Vorjahr: 4) gibt, dann müsste es auf der dazugehörigen Hauptversammlung (HV) im Normalfall ganz schön knirschen. Tatsächlich lief die HV von Weng Fine Art (WFA) am 18. Dezember 2024 im Düsseldorfer Industrie-Club erstaunlich ruhig. Das mag zum Teil daran liegen, dass sich so kurz vor Weihnachten etwas weniger Aktionäre als üblich auf den Weg in die Landeshauptstadt gemacht haben. Vielleicht wächst aber auch einfach das Vertrauen der Investoren in die Zukunft. Dass die HV überhaupt so spät im Jahr angesetzt war, hängt derweil mit dem allgegenwärtigen Thema Artnet zusammen.
So wollte WFA die eigene HV nach dem Aktionärstreffen des Kunstdatenunternehmens durchführen, konnte zum Zeitpunkt der Planung aber noch nicht ahnen, dass Artnet die HV im November 2024 kurzfristig abgesagt hat. Andererseits waren mit in der Spitze 102 Teilnehmern erstaunlich viele Aktionäre im Industrie-Club anwesend. Mit dabei auch boersengefluester.de als Vertreter der Finanzpresse. Schließlich wollten auch wir wissen, wie es mit dem Dauerbrenner Artnet weitergeht und wie sich die Weng Fine Art AG auf die geänderten Rahmenbedingungen auf dem Kunstmarkt einstellen will. Immerhin hatte Vorstand Rüdiger K. Weng bei seiner Präsentation auf der von GBC organisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz im November noch anklingen lassen, dass er auf der HV Details zur geplanten Neuausrichtung verraten will (siehe dazu unseren Beitrag HIER). Nun: Zumindest diesbezüglich gab es jetzt nicht viele Überraschungen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,64 | 7,40 | 10,43 | 13,06 | 8,53 | 5,92 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 1,66 | 2,26 | 6,01 | 5,13 | 1,20 | 0,73 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 21,73 | 30,54 | 57,62 | 39,28 | 14,07 | 12,33 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 1,61 | 2,19 | 5,92 | 5,01 | 1,09 | 0,64 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 21,07 | 29,60 | 56,76 | 38,36 | 12,78 | 10,81 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 1,07 | 1,75 | 5,27 | 4,25 | 0,60 | 0,01 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 14,01 | 23,65 | 50,53 | 32,54 | 7,03 | 0,17 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,02 | 1,60 | 0,53 | 0,44 | 1,94 | -2,88 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,19 | 0,32 | 0,91 | 0,62 | 0,11 | 0,00 | 0,11 | |
Dividende je Aktie8 | 0,10 | 0,75 | 0,25 | 0,16 | 0,11 | 0,05 | 0,05 |
So wird sich WFA künftig noch viel stärker als ohnehin auf das besser skalierbare – bislang in der ArtXX AG gebündelte – Editionsgeschäft fokussieren und den traditionellen Kunsthandel sukzessive herunterfahren. Parallel dazu wird das zwischenzeitlich in den Winterschlaf geschickte Projekt um eine Kunst-Investitionsplattform reaktiviert. „Weng Art Invest steht mit ganz oben auf der Liste von Projekten, die wir 2025 angehen“, sagt Rüdiger K. Weng. Noch keine Aussagen gibt es indes dazu, ob mit den geänderten Gewichten in der operativen Ausrichtung auch gesellschaftsrechtliche Veränderungen einhergehen. Immerhin ist das zur Disposition stehende Kunsthandelsgeschäft mit Unikaten in der deutschen AG beheimatet, während die Editionsaktivitäten in der Schweizer Beteiligung ArtXX angedockt sind. Nun: Wahrscheinlich wird diesbezüglich auch der nahezu komplett neuformierte Aufsichtsrat ein Wort mitreden wollen.
An Bord geblieben ist der Kapitalmarktexperte Patrick Kiss, während der Unternehmer Michael Gehlen sowie der „Art-Banker“ Maximilian Wolters neu dazugekommen sind. Der in der Finanzszene bestens bekannte bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Christian W. Röhl hatte nach seinem Wechsel als Chief Economist zu Scalable Capital keine Kapazitäten mehr für den Posten bei Weng Fine Art. Mit Blick auf die „Artnet-Saga“, wie Rüdiger K. Weng den sich nun schon eine halbe Ewigkeit hinziehenden Prozess bezeichnet, sieht Weng eine Lösung in Reichweite: „Wir haben jetzt die beste und günstigste Situation in diesem Komplex.“ Gut möglich, dass es bereits in zwei bis drei Monaten zum Finale kommt. Die seit einigen Monaten wieder deutlich forscher gewordene Tonalität sowie die aktuellen Mehrheitsverhältnisse zeigen scheinbar Wirkung. Viel hängt jetzt davon ab, wie und wann die Artnet-HV über die Bühne geht. „Letzte Chance“, lautet die klare Botschaft von Weng Richtung Artnet.
Vielleicht nur eine Petitesse, aber der in der Kritik stehende Artnet-Gründer Hans Neuendorf verkauft seit Anfang Dezember in kleinem Umfang Artnet-Aktien. Dem Vernehmen nach sprechen derzeit mehr als ein halbes Dutzend strategische Investoren mit WFA über ein mögliches Engagement bei Artnet. Plan von WFA ist es, einen Teil seiner Stücke anzudienen, gleichsam Artnet aber als Marketingplattform für die Forcierung des eigenen Editionsgeschäfts zu nutzen. Nach allen Eindrücken, die boersengefluester.de von der Hauptversammlung mitgenommen hat, spricht tatsächlich viel dafür, dass 2025 eine markante Wende bringen wird – nachdem 2024 nochmals schlecht gelaufen ist. Davon sollte dann auch der Aktienkurs deutlich profitieren. Nicht minder interessant ist für Anleger auch ein Engagement in Artnet, denn hier könnten perspektivisch noch sehr viele größere Dinge passieren – auch was die Börsennotierung angeht. Bereits auf der MKK in München hatte Weng spannende Optionen wie eine Sitzverlegung nach New York inklusive eines Nasdaq-Listing in den Raum gestellt.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Weng Fine Art | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
518160 | DE0005181606 | AG | 23,10 Mio. € | 02.01.2012 | Halten |
Foto: boersengefluester.de (Weng Fine Art-HV 2024)