Das ist fast schon gute Tradition: Seit nun bereits etlichen Jahren stellt sich Bernhard Oberschmidt, CEO von USU Software, im November/Dezember den Fragen von boersengefluester.de. Von einigen Sonderthemen in diesem Zeitraum wie KI, Konjunktur, Corona oder der internationalen Expansion einmal abgesehen, bleibt die Transformation vom klassischen Lizenzgeschäft zu einem Mietmodell (Software as a Service) das übergeordnete Thema für das auf Software für Wissensdatenbanken und Lizenzmanagement spezialisierte Unternehmen. Aber auch zum eigenen Aktienkurs äußert sich Bernhard Oberschmidt regelmäßig sehr konkret. Selbst wenn der Chart momentan nicht sonderlich spektakulär aussieht: Für boersengefluester.de bietet der Titel auf dem aktuellen Niveau eine attraktive Einstiegsbasis. Das gilt insbesondere für dividendenorientierte Investoren.
Herr Oberschmidt, für die Aktie von USU Software war 2023 bislang ein Jahr mit zwei Gesichtern. In der ersten Jahreshälfte ging es ordentlich nach oben, seit Mitte Juni aber noch kräftiger nach unten. Die Prognosekorrektur für 2023 vom August wirkt doch sehr nachhaltig. Jetzt, wo die Neun-Monats-Zahlen vorliegen: Welche Signale sehen Sie für eine wieder positivere Kursentwicklung?
Bernhard Oberschmidt: Die Kursentwicklung der USU-Aktie ist in der Tat auch für mich sehr enttäuschend und spiegelt in keiner Weise das Potenzial unserer Gesellschaft wider. Wir befinden uns ja aktuell noch mitten in der Transformation von On Premises hin zu Software-as-a-Service (SaaS), was üblicherweise während der Transformation mit rückläufigen Lizenzerlösen einhergeht und sich demgemäß auch auf das Ergebnis niederschlägt. Und auch die Gesamtwirtschaft gibt uns aktuell leider keinen Rückenwind. Mittel- und langfristig führt der Wandel aber naturgemäß zu einer deutlich steigenden Marge, was sich in unserer Mittelfrist-Guidance ja auch entsprechend widerspiegelt. Bereits heute haben wir nach drei Quartalen schon wiederkehrende Umsatzerlöse (Recurring Revenue) von etwa 32 Mio. Euro in den Büchern und dieser Betrag wird in den kommenden Quartalen stetig ansteigen, was bis 2026 zu einer Bereinigten EBITDA-Marge von 17 bis 19 Prozent führen wird.
Ihre Dividendenpolitik ist vergleichsweise einfach: Nie unter Vorjahr, wobei grundsätzlich etwa die Hälfte des Gewinns ausgeschüttet werden soll. Demnach müsste es zur nächsten Hauptversammlung auf eine unveränderte Dividende von 0,55 Euro je Aktie hinauslaufen. Oder haben wir bei dieser Schnelleinschätzung etwas übersehen?
Bernhard Oberschmidt: Nein, Ihre Aussage ist komplett richtig. Wir wollen mit unserer Dividendenpolicy ein verlässlicher Partner unserer Investoren sein und deshalb gilt, dass die Dividende nie unter Vorjahr liegen soll. Das heißt wiederum, dass wir in einem Jahr die Dividende vielleicht einmal nicht sofort erhöhen, obwohl dies möglich wäre, aber dafür die Nachhaltigkeit der Gewinnausschüttung langfristig aufrechterhalten. Selbstverständlich trifft letztendlich die Hauptversammlung die Entscheidung, aber Vorstand und Aufsichtsrat werden demgemäß der Hauptversammlung einen entsprechenden Beschlussvorschlag unterbreiten.
Das ist fast schon gute Tradition: Seit nun bereits etlichen Jahren stellt sich Bernhard Oberschmidt, CEO von USU Software, im November/Dezember den Fragen von boersengefluester.de. Von einigen Sonderthemen in diesem Zeitraum wie KI, Konjunktur, Corona oder der internationalen Expansion einmal abgesehen, bleibt die Transformation vom klassischen Lizenzgeschäft zu einem Mietmodell (Software as a Service) das übergeordnete Thema für das auf Software für Wissensdatenbanken und Lizenzmanagement spezialisierte Unternehmen. Aber auch zum eigenen Aktienkurs äußert sich Bernhard Oberschmidt regelmäßig sehr konkret. Selbst wenn der Chart momentan nicht sonderlich spektakulär aussieht: Für boersengefluester.de bietet der Titel auf dem aktuellen Niveau eine attraktive Einstiegsbasis. Das gilt insbesondere für dividendenorientierte Investoren.
Herr Oberschmidt, für die Aktie von USU Software war 2023 bislang ein Jahr mit zwei Gesichtern. In der ersten Jahreshälfte ging es ordentlich nach oben, seit Mitte Juni aber noch kräftiger nach unten. Die Prognosekorrektur für 2023 vom August wirkt doch sehr nachhaltig. Jetzt, wo die Neun-Monats-Zahlen vorliegen: Welche Signale sehen Sie für eine wieder positivere Kursentwicklung?
Bernhard Oberschmidt: Die Kursentwicklung der USU-Aktie ist in der Tat auch für mich sehr enttäuschend und spiegelt in keiner Weise das Potenzial unserer Gesellschaft wider. Wir befinden uns ja aktuell noch mitten in der Transformation von On Premises hin zu Software-as-a-Service (SaaS), was üblicherweise während der Transformation mit rückläufigen Lizenzerlösen einhergeht und sich demgemäß auch auf das Ergebnis niederschlägt. Und auch die Gesamtwirtschaft gibt uns aktuell leider keinen Rückenwind. Mittel- und langfristig führt der Wandel aber naturgemäß zu einer deutlich steigenden Marge, was sich in unserer Mittelfrist-Guidance ja auch entsprechend widerspiegelt. Bereits heute haben wir nach drei Quartalen schon wiederkehrende Umsatzerlöse (Recurring Revenue) von etwa 32 Mio. Euro in den Büchern und dieser Betrag wird in den kommenden Quartalen stetig ansteigen, was bis 2026 zu einer Bereinigten EBITDA-Marge von 17 bis 19 Prozent führen wird.
Ihre Dividendenpolitik ist vergleichsweise einfach: Nie unter Vorjahr, wobei grundsätzlich etwa die Hälfte des Gewinns ausgeschüttet werden soll. Demnach müsste es zur nächsten Hauptversammlung auf eine unveränderte Dividende von 0,55 Euro je Aktie hinauslaufen. Oder haben wir bei dieser Schnelleinschätzung etwas übersehen?
Bernhard Oberschmidt: Nein, Ihre Aussage ist komplett richtig. Wir wollen mit unserer Dividendenpolicy ein verlässlicher Partner unserer Investoren sein und deshalb gilt, dass die Dividende nie unter Vorjahr liegen soll. Das heißt wiederum, dass wir in einem Jahr die Dividende vielleicht einmal nicht sofort erhöhen, obwohl dies möglich wäre, aber dafür die Nachhaltigkeit der Gewinnausschüttung langfristig aufrechterhalten. Selbstverständlich trifft letztendlich die Hauptversammlung die Entscheidung, aber Vorstand und Aufsichtsrat werden demgemäß der Hauptversammlung einen entsprechenden Beschlussvorschlag unterbreiten.
Für die vielen neuen Mitarbeiter-Aktionäre bei USU Software ist die Dividende sicher ein wichtiges Kriterium. Wie nehmen Sie die Entwicklung wahr: Wird bei USU jetzt häufiger in der Belegschaft über den Aktienkurs diskutiert?
Bernhard Oberschmidt: Einzelne Diskussionen gibt es schon, insbesondere jetzt, da die Aktie extrem tief steht, aber das hält sich insgesamt in Grenzen. Die Dividende ist da ganz sicher ein wichtiges Kriterium, um sich nicht von einem temporär niedrigen Aktienkurs verunsichern zu lassen.
Auf Neun-Monats-Sicht ist der USU-Konzernumsatz mit 97,8 Mio. Euro um gut fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen – das ist etwas mehr als der gesamte IT-Markt hergibt. Sind Sie grundsätzlich mit der Entwicklung zufrieden?
Bernhard Oberschmidt: Die Entwicklung in Summe ist schon recht gut, insbesondere im Hinblick auf das SaaS- und Beratungsgeschäft. Dagegen ist das Lizenzgeschäft im laufenden Jahr infolge der erläuterten SaaS-Transformation und verlängerter Sales-Zyklen im Zuge der verhaltenen Gesamtwirtschaft eher enttäuschend verlaufen. Dem steht das wieder anziehende Auslandsgeschäft – insbesondere im Bereich SaaS – gegenüber, das sich nach der Corona-bedingten Delle gefangen hat und insbesondere im dritten Quartal zum Umsatzwachstum führte, so dass in der Neun-Monats-Betrachtung das Positive für mich insgesamt überwiegt.
Sie sprechen von einem wieder anziehenden Auslandsgeschäft insbesondere im Bereich SaaS, was vermutlich im Wesentlichen die USA betrifft. Wie weit ist der strategische Wandel vom Einmallizenz- hin zum Software-as-a-Service-(SaaS-)Geschäft inzwischen gediehen?
Bernhard Oberschmidt: Wie erwähnt befinden wir uns noch mitten in der Transformation. Inzwischen entscheiden sich gut die Hälfte der Neukunden weltweit für eine SaaS-Lösung, Tendenz steigend. Geht die Entwicklung so weiter, wovon ich stark ausgehe, werden wir bis 2026 wahrscheinlich bereits bei einer Quote von rund 80 Prozent liegen. Und dann wird sich das auch deutlich positiv im Ergebnis widerspiegeln. Zudem werden wir dann auch keine Ergebnissprünge wie im aktuellen Jahr mehr sehen, sondern dank der bestehenden Auftragsbestände und sukzessive neu hinzukommender Aufträge sehr kontinuierlich und nachhaltig wachsen. Das wird dann auch zu einer eher linearen Entwicklung über die Quartale hinweg führen, während früher und auch heute noch die Lizenzeinnahmen insbesondere im Abschlussquartal des Jahres primär das Gesamtergebnis bestimmen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 90,49 | 95,63 | 107,33 | 111,90 | 126,52 | 132,08 | 145,00 | |
EBITDA1,2 | 5,51 | 9,92 | 13,38 | 14,39 | 16,84 | 12,43 | 14,00 | |
EBITDA-Marge3 | 6,09 | 10,37 | 12,47 | 12,86 | 13,31 | 9,41 | 9,66 | |
EBIT1,4 | 2,71 | 4,05 | 7,02 | 9,67 | 11,80 | 7,62 | 9,80 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | 4,24 | 6,54 | 8,64 | 9,33 | 5,77 | 6,76 | |
Jahresüberschuss1 | 0,96 | 5,27 | 5,48 | 6,76 | 7,58 | 5,28 | 7,00 | |
Netto-Marge6 | 1,06 | 5,51 | 5,11 | 6,04 | 5,99 | 4,00 | 4,83 | |
Cashflow1,7 | 2,00 | 9,52 | 17,74 | 13,35 | 10,37 | 7,88 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,09 | 0,50 | 0,52 | 0,64 | 0,72 | 0,50 | 0,69 | |
Dividende je Aktie8 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,50 | 0,55 | 1,70 | 0,55 |
Können Sie uns ein Gefühl dafür geben, wie sehr das Thema „Investitionsverschiebungen“, das bei USU einen leichten Rückgang des Auftragsbestandes gegenüber dem zweiten Quartal um rund 3,4 Mio. Euro verursacht hat, bei den Kunden derzeit verankert ist? Rechnen Sie im vierten Quartal mit einer ähnlichen Entwicklung?
Bernhard Oberschmidt: Die Investitionsverschiebungen bzw. verlängerten Sales-Zyklen im Zuge der schwachen Gesamtwirtschaft machen auf Neun-Monats-Sicht etwa die Hälfte der im Vorjahresvergleich verzeichneten Lizenzlücke von gut 6 Mio. Euro aus, während die andere Hälfte in Richtung SaaS geswitcht ist und erst in den folgenden Quartalen umsatzrelevant wird. Wenn ich heute einen Lizenzdeal gewinne, wird die Lizenz ja sofort umsatz- und entsprechend auch ergebnisrelevant, während ein SaaS-Deal erst über die Vertragslaufzeit ratierlich zu Umsatz führt. Das ist besonders zum Jahresende hin wichtig, da dann die Lizenzerlöse das Jahresergebnis noch wesentlich beeinflussen können, während sich neu abgeschlossene SaaS-Deals erst in der Folgezeit positiv auswirken und zum Abschlusszeitpunkt noch keinen Impact haben. Der SaaS-Block im Auftragsbestand wächst permanent an und ich gehe davon aus, dass wir auch im laufenden Quartal mehrere SaaS-Abschlüsse verzeichnen werden, so dass dieser SaaS-Block weiter zulegen wird.
Welche Maßnahmen planen Sie, um die Profitabilität wieder nachhaltig auf ein höheres Niveau zu heben?
Bernhard Oberschmidt: Allein aus der SaaS-Transformation heraus werden wir nachhaltig profitabler werden, da auf lange Sicht ein SaaS-Auftrag höhermargig ist. Insofern ist bereits heute absehbar, dass die Marge und insofern die Profitabilität in Gänze deutlich zulegen wird, was ich ja anhand unseres Mittelfristplanes bereits erläutert habe.
Sie haben die F&E-Ausgaben auf 16 Mio. Euro in den ersten neun Monaten etwas ausgebaut. Welchen Anteil daran hat das Themenfeld KI und woran arbeiten Sie in dieser Hinsicht konkret? Wann wird es daraus weitere Produktangebote geben?
Bernhard Oberschmidt: Der Anstieg der F&E-Aufwendungen steht vor allem mit den verstärkten Aktivitäten zur Entwicklung der neuen Produktplattform in Verbindung. Dies bedeutet für uns einen bedeutenden neuen technologischen Schritt, mit dem wir eine durchgängige, nutzerfreundliche und einfach administrierfähige sowie erweiterbare Produktplattform entwickeln. Das Thema KI ist für uns ja nicht neu, vielmehr haben wir bereits seit mehr als fünf Jahren ein eigenes KI-Team von heute 15 Mitarbeitenden. Da KI kein Selbstzweck ist, sondern nur im Zusammenhang mit ganz spezifischen Use Cases einen Nutzen bringt, zielt unser KI-Team darauf ab, unsere bestehenden Produkte um spezifische KI-Funktionalitäten zu erweitern. So ermöglicht beispielsweise die neue AI-based Ticket Classification and Routing eine automatische Klassifizierung und Zuordnung von eingehenden Tickets zu den jeweiligen Experten, welche das Ticket bearbeiten und lösen können, was bisher von sogenannten Dispatchern manuell erledigt wurde. Auch ermöglicht die KI-Erweiterung unserer IT-Service-Management-Lösung durch die automatische Erkennung von kurzfristig eingehenden ähnlichen Tickets die frühzeitige KI-gestützte Erkennung von Störfällen.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
USU Software | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A0BVU2 | DE000A0BVU28 | AG | 226,26 Mio. € | 21.03.2000 | Halten |
Und auch ChatGPT setzen Sie inzwischen aktiv ein – wo genau?
Bernhard Oberschmidt: Ja, wir haben unser Chatbot-Universe gezielt um ChatGPT erweitert. Das USU Chatbot Universe kombiniert beliebig viele spezialisierte Chatbots mit ChatGPT und ermöglicht es, viele Bots und Services zu kombinieren und zu koordinieren. So hat der Nutzer einen zentralen Kontakt, der auf das Wissen vieler Experten-Bots zugreift, zu dem jetzt auch ChatGPT gehört. Damit hat USU auch aus Analystensicht einen einmaligen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb erzielt und als erstes Unternehmen eine ChatGPT-Anwendung geschaffen, die den Service sinnvoll unterstützt und sich ohne Aufwand in bestehende Systeme integrieren lässt. Und das alles sind keine Zukunftsvisionen, sondern Lösungen, die heute bereits im produktiven Einsatz beim Kunden und demzufolge auch umsatzrelevant sind. Hier erweitern wir sukzessive unsere Produkte um weitere KI-basierte Anwendungsfall-bezogene Funktionen.
Sie verfügen noch über rund 10 Mio. Euro an liquiden Mitteln, für die es mittlerweile auch wieder Zinsen gibt. Wie sind diese angelegt?
Bernhard Oberschmidt: In der Tat freue ich mich sehr über das inzwischen wieder positive Zinsniveau. Wir haben keinerlei Bankverbindlichkeiten und verfügen wie angesprochen über etwa 10 Mio. Euro an freier Liquidität, die gemäß den Vorgaben unseres Aufsichtsrats aber ausschließlich in risikoarme Anlagen wie Tagesgelder oder Sichteinlagen investiert sind. In Aktien, Optionen oder vergleichbare Anlagen dürfen wir nicht investieren, erzielen aber dafür gesicherte Zinserträge.
Welche Erwartungen haben Sie an das Jahresendgeschäft? Auf Basis Ihrer Guidance müsste das sowohl beim Umsatz als auch margenseitig deutlich besser laufen?
Bernhard Oberschmidt: Dass dem so sein wird, ist bereits heute aufgrund der eingegangenen Aufträge absehbar, aber erfahrungsgemäß kommt das Gros der Aufträge erst in der zweiten Dezemberhälfte und unser Forecast zeigt da noch weiteres deutliches Potenzial. Insofern gehe ich von einem positiven Abschlussquartal aus und erwarte, dass wir am Jahresende innerhalb unserer Guidance liegen werden.
Trotz des konjunkturellen Gegenwindes verfügt USU über 85,6 Mio. Euro Auftragsbestand, damit sollte 2024 weiteres Wachstum machbar sein. Gilt das dann auch wieder ergebnisseitig?
Bernhard Oberschmidt: Ja, da bin ich mir ebenfalls sicher. Schon allein aufgrund der kürzlich gewonnenen SaaS-Deals, die ja primär erst in 2024 umsatz- und entsprechend auch ergebnisrelevant werden, ist eine Ergebnisverbesserung absehbar. Dank der steigenden SaaS-Einnahmen wird die Marge sukzessive ansteigen.
Herr Oberschmidt, besten Dank für das Interview.
Bernhard Oberschmidt kam nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften 1996 zur USU AG, der heutigen Konzerntochter der USU Software AG. Nach Tätigkeiten im Bereich Finanzen und Qualitätsmanagement übernahm er 1998 die Leitung für die Bereiche Rechnungswesen und Controlling und begleitete in 2000 verantwortlich den Börsengang der USU AG. Im Rahmen des Zusammenschlusses der Openshop Holding AG und der USU AG zur heutigen USU-Gruppe wurde Bernhard Oberschmidt im Jahr 2002 zum Chief Financial Officer ernannt. Heute agiert er als Vorstandsvorsitzender und verantwortet die Konzernstrategie sowie die Ressorts Finanzen, Investor Relations und zentrale Administration.
Foto: USU Software AG
Für die vielen neuen Mitarbeiter-Aktionäre bei USU Software ist die Dividende sicher ein wichtiges Kriterium. Wie nehmen Sie die Entwicklung wahr: Wird bei USU jetzt häufiger in der Belegschaft über den Aktienkurs diskutiert?
Bernhard Oberschmidt: Einzelne Diskussionen gibt es schon, insbesondere jetzt, da die Aktie extrem tief steht, aber das hält sich insgesamt in Grenzen. Die Dividende ist da ganz sicher ein wichtiges Kriterium, um sich nicht von einem temporär niedrigen Aktienkurs verunsichern zu lassen.
Auf Neun-Monats-Sicht ist der USU-Konzernumsatz mit 97,8 Mio. Euro um gut fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen – das ist etwas mehr als der gesamte IT-Markt hergibt. Sind Sie grundsätzlich mit der Entwicklung zufrieden?
Bernhard Oberschmidt: Die Entwicklung in Summe ist schon recht gut, insbesondere im Hinblick auf das SaaS- und Beratungsgeschäft. Dagegen ist das Lizenzgeschäft im laufenden Jahr infolge der erläuterten SaaS-Transformation und verlängerter Sales-Zyklen im Zuge der verhaltenen Gesamtwirtschaft eher enttäuschend verlaufen. Dem steht das wieder anziehende Auslandsgeschäft – insbesondere im Bereich SaaS – gegenüber, das sich nach der Corona-bedingten Delle gefangen hat und insbesondere im dritten Quartal zum Umsatzwachstum führte, so dass in der Neun-Monats-Betrachtung das Positive für mich insgesamt überwiegt.
Sie sprechen von einem wieder anziehenden Auslandsgeschäft insbesondere im Bereich SaaS, was vermutlich im Wesentlichen die USA betrifft. Wie weit ist der strategische Wandel vom Einmallizenz- hin zum Software-as-a-Service-(SaaS-)Geschäft inzwischen gediehen?
Bernhard Oberschmidt: Wie erwähnt befinden wir uns noch mitten in der Transformation. Inzwischen entscheiden sich gut die Hälfte der Neukunden weltweit für eine SaaS-Lösung, Tendenz steigend. Geht die Entwicklung so weiter, wovon ich stark ausgehe, werden wir bis 2026 wahrscheinlich bereits bei einer Quote von rund 80 Prozent liegen. Und dann wird sich das auch deutlich positiv im Ergebnis widerspiegeln. Zudem werden wir dann auch keine Ergebnissprünge wie im aktuellen Jahr mehr sehen, sondern dank der bestehenden Auftragsbestände und sukzessive neu hinzukommender Aufträge sehr kontinuierlich und nachhaltig wachsen. Das wird dann auch zu einer eher linearen Entwicklung über die Quartale hinweg führen, während früher und auch heute noch die Lizenzeinnahmen insbesondere im Abschlussquartal des Jahres primär das Gesamtergebnis bestimmen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 90,49 | 95,63 | 107,33 | 111,90 | 126,52 | 132,08 | 145,00 | |
EBITDA1,2 | 5,51 | 9,92 | 13,38 | 14,39 | 16,84 | 12,43 | 14,00 | |
EBITDA-Marge3 | 6,09 | 10,37 | 12,47 | 12,86 | 13,31 | 9,41 | 9,66 | |
EBIT1,4 | 2,71 | 4,05 | 7,02 | 9,67 | 11,80 | 7,62 | 9,80 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | 4,24 | 6,54 | 8,64 | 9,33 | 5,77 | 6,76 | |
Jahresüberschuss1 | 0,96 | 5,27 | 5,48 | 6,76 | 7,58 | 5,28 | 7,00 | |
Netto-Marge6 | 1,06 | 5,51 | 5,11 | 6,04 | 5,99 | 4,00 | 4,83 | |
Cashflow1,7 | 2,00 | 9,52 | 17,74 | 13,35 | 10,37 | 7,88 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,09 | 0,50 | 0,52 | 0,64 | 0,72 | 0,50 | 0,69 | |
Dividende je Aktie8 | 0,40 | 0,40 | 0,40 | 0,50 | 0,55 | 1,70 | 0,55 |
Können Sie uns ein Gefühl dafür geben, wie sehr das Thema „Investitionsverschiebungen“, das bei USU einen leichten Rückgang des Auftragsbestandes gegenüber dem zweiten Quartal um rund 3,4 Mio. Euro verursacht hat, bei den Kunden derzeit verankert ist? Rechnen Sie im vierten Quartal mit einer ähnlichen Entwicklung?
Bernhard Oberschmidt: Die Investitionsverschiebungen bzw. verlängerten Sales-Zyklen im Zuge der schwachen Gesamtwirtschaft machen auf Neun-Monats-Sicht etwa die Hälfte der im Vorjahresvergleich verzeichneten Lizenzlücke von gut 6 Mio. Euro aus, während die andere Hälfte in Richtung SaaS geswitcht ist und erst in den folgenden Quartalen umsatzrelevant wird. Wenn ich heute einen Lizenzdeal gewinne, wird die Lizenz ja sofort umsatz- und entsprechend auch ergebnisrelevant, während ein SaaS-Deal erst über die Vertragslaufzeit ratierlich zu Umsatz führt. Das ist besonders zum Jahresende hin wichtig, da dann die Lizenzerlöse das Jahresergebnis noch wesentlich beeinflussen können, während sich neu abgeschlossene SaaS-Deals erst in der Folgezeit positiv auswirken und zum Abschlusszeitpunkt noch keinen Impact haben. Der SaaS-Block im Auftragsbestand wächst permanent an und ich gehe davon aus, dass wir auch im laufenden Quartal mehrere SaaS-Abschlüsse verzeichnen werden, so dass dieser SaaS-Block weiter zulegen wird.
Welche Maßnahmen planen Sie, um die Profitabilität wieder nachhaltig auf ein höheres Niveau zu heben?
Bernhard Oberschmidt: Allein aus der SaaS-Transformation heraus werden wir nachhaltig profitabler werden, da auf lange Sicht ein SaaS-Auftrag höhermargig ist. Insofern ist bereits heute absehbar, dass die Marge und insofern die Profitabilität in Gänze deutlich zulegen wird, was ich ja anhand unseres Mittelfristplanes bereits erläutert habe.
Sie haben die F&E-Ausgaben auf 16 Mio. Euro in den ersten neun Monaten etwas ausgebaut. Welchen Anteil daran hat das Themenfeld KI und woran arbeiten Sie in dieser Hinsicht konkret? Wann wird es daraus weitere Produktangebote geben?
Bernhard Oberschmidt: Der Anstieg der F&E-Aufwendungen steht vor allem mit den verstärkten Aktivitäten zur Entwicklung der neuen Produktplattform in Verbindung. Dies bedeutet für uns einen bedeutenden neuen technologischen Schritt, mit dem wir eine durchgängige, nutzerfreundliche und einfach administrierfähige sowie erweiterbare Produktplattform entwickeln. Das Thema KI ist für uns ja nicht neu, vielmehr haben wir bereits seit mehr als fünf Jahren ein eigenes KI-Team von heute 15 Mitarbeitenden. Da KI kein Selbstzweck ist, sondern nur im Zusammenhang mit ganz spezifischen Use Cases einen Nutzen bringt, zielt unser KI-Team darauf ab, unsere bestehenden Produkte um spezifische KI-Funktionalitäten zu erweitern. So ermöglicht beispielsweise die neue AI-based Ticket Classification and Routing eine automatische Klassifizierung und Zuordnung von eingehenden Tickets zu den jeweiligen Experten, welche das Ticket bearbeiten und lösen können, was bisher von sogenannten Dispatchern manuell erledigt wurde. Auch ermöglicht die KI-Erweiterung unserer IT-Service-Management-Lösung durch die automatische Erkennung von kurzfristig eingehenden ähnlichen Tickets die frühzeitige KI-gestützte Erkennung von Störfällen.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
USU Software | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A0BVU2 | DE000A0BVU28 | AG | 226,26 Mio. € | 21.03.2000 | Halten |
Und auch ChatGPT setzen Sie inzwischen aktiv ein – wo genau?
Bernhard Oberschmidt: Ja, wir haben unser Chatbot-Universe gezielt um ChatGPT erweitert. Das USU Chatbot Universe kombiniert beliebig viele spezialisierte Chatbots mit ChatGPT und ermöglicht es, viele Bots und Services zu kombinieren und zu koordinieren. So hat der Nutzer einen zentralen Kontakt, der auf das Wissen vieler Experten-Bots zugreift, zu dem jetzt auch ChatGPT gehört. Damit hat USU auch aus Analystensicht einen einmaligen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb erzielt und als erstes Unternehmen eine ChatGPT-Anwendung geschaffen, die den Service sinnvoll unterstützt und sich ohne Aufwand in bestehende Systeme integrieren lässt. Und das alles sind keine Zukunftsvisionen, sondern Lösungen, die heute bereits im produktiven Einsatz beim Kunden und demzufolge auch umsatzrelevant sind. Hier erweitern wir sukzessive unsere Produkte um weitere KI-basierte Anwendungsfall-bezogene Funktionen.
Sie verfügen noch über rund 10 Mio. Euro an liquiden Mitteln, für die es mittlerweile auch wieder Zinsen gibt. Wie sind diese angelegt?
Bernhard Oberschmidt: In der Tat freue ich mich sehr über das inzwischen wieder positive Zinsniveau. Wir haben keinerlei Bankverbindlichkeiten und verfügen wie angesprochen über etwa 10 Mio. Euro an freier Liquidität, die gemäß den Vorgaben unseres Aufsichtsrats aber ausschließlich in risikoarme Anlagen wie Tagesgelder oder Sichteinlagen investiert sind. In Aktien, Optionen oder vergleichbare Anlagen dürfen wir nicht investieren, erzielen aber dafür gesicherte Zinserträge.
Welche Erwartungen haben Sie an das Jahresendgeschäft? Auf Basis Ihrer Guidance müsste das sowohl beim Umsatz als auch margenseitig deutlich besser laufen?
Bernhard Oberschmidt: Dass dem so sein wird, ist bereits heute aufgrund der eingegangenen Aufträge absehbar, aber erfahrungsgemäß kommt das Gros der Aufträge erst in der zweiten Dezemberhälfte und unser Forecast zeigt da noch weiteres deutliches Potenzial. Insofern gehe ich von einem positiven Abschlussquartal aus und erwarte, dass wir am Jahresende innerhalb unserer Guidance liegen werden.
Trotz des konjunkturellen Gegenwindes verfügt USU über 85,6 Mio. Euro Auftragsbestand, damit sollte 2024 weiteres Wachstum machbar sein. Gilt das dann auch wieder ergebnisseitig?
Bernhard Oberschmidt: Ja, da bin ich mir ebenfalls sicher. Schon allein aufgrund der kürzlich gewonnenen SaaS-Deals, die ja primär erst in 2024 umsatz- und entsprechend auch ergebnisrelevant werden, ist eine Ergebnisverbesserung absehbar. Dank der steigenden SaaS-Einnahmen wird die Marge sukzessive ansteigen.
Herr Oberschmidt, besten Dank für das Interview.
Bernhard Oberschmidt kam nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften 1996 zur USU AG, der heutigen Konzerntochter der USU Software AG. Nach Tätigkeiten im Bereich Finanzen und Qualitätsmanagement übernahm er 1998 die Leitung für die Bereiche Rechnungswesen und Controlling und begleitete in 2000 verantwortlich den Börsengang der USU AG. Im Rahmen des Zusammenschlusses der Openshop Holding AG und der USU AG zur heutigen USU-Gruppe wurde Bernhard Oberschmidt im Jahr 2002 zum Chief Financial Officer ernannt. Heute agiert er als Vorstandsvorsitzender und verantwortet die Konzernstrategie sowie die Ressorts Finanzen, Investor Relations und zentrale Administration.
Foto: USU Software AG