Spätestens bei 4 Euro war für den Aktienkurs der Verve Group im vergangenen halben Jahr immer der Deckel drauf. Angesichts der vielen positiven Nachrichten, die das für seine KI-gesteuerte Werbesoftware-Plattform bekannte Medienunternehmen zuletzt gemeldet hat, ist das kurzfristig natürlich schade – denn auch jetzt konsolidiert die Notiz wieder. Zumindest rückt die Marke von 3 Euro nach Veröffentlichung der Q1-Zahlen wieder näher. Andererseits muss man berücksichtigen, dass die Verve-Aktie 2024 eine steile Rally von 1 Euro auf in der Spitze 4 Euro hinter sich hat. Solch einen Anstieg gilt es erst einmal zu verdauen.
Welche Entwicklung das Team um CEO Remco Westermann hinter sich hat, ist boersengefluester.de freilich erst am 12. Mai 2025 bewusst geworden, als wir bei der feierlichen Opening-Bell-Zeremonie im Handelssaal der Frankfurter Börse anlässlich des Uplistings von Scale in den General Standard dabei waren. Was viele Investoren vermutlich immer noch nicht auf dem Schirm haben: Mit dem Wechsel in den Geregelten Markt schafft die Verve Group (ehemals MGI Media and Games Invest) die formalen Voraussetzungen für einen Aufstieg in den SDAX. Bezogen auf den gesamten Börsenwert von zurzeit 588 Mio. Euro – davon sind knapp die Hälfte dem Streubesitz zuzurechnen – ist die in Stockholm ansässige Gesellschaft ohnehin schon reif für einen Platz im Smallcap-Index der Deutschen Börse AG.
Auf der Investorenkonferenz zur Vorlage des Zwischenberichts für die ersten drei Monate 2025 betont Westermann gleichwohl, dass die Investor-Relations-Aktivitäten weiter ausgebaut werden: „Es gibt immer noch viele Leute, die uns nicht kennen.“ Dafür spricht auch, dass sich die Verve Group erst kürzlich mit dem erfahrenen IR-Manager Ingo Middelmenne verstärkt hat, um dem Unternehmen auch auf europäischer Ebene mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Losgelöst von den reinen Börsenthemen investiert Remco Westermann weiter in das operative Geschäft: Von der Plattformtechnik über den Vertrieb bis zu Produktinnovationen. „Das macht uns zu einer wesentlich effizienteren Company.“ Wenig überraschend, dass auch der Bereich KI extrem wichtig für die Verve Group ist.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
83,89
140,22
252,17
324,44
321,98
437,01
550,00
EBITDA1,2
15,54
26,55
65,04
84,75
128,46
128,52
165,00
EBITDA-Marge %3
18,52
18,94
25,79
26,12
39,90
29,41
30,00
EBIT1,4
5,00
11,04
36,80
26,62
99,00
90,28
0,00
EBIT-Marge %5
5,96
7,87
14,59
8,21
30,75
20,66
0,00
Jahresüberschuss1
1,25
2,71
16,06
-20,41
46,22
28,81
0,00
Netto-Marge %6
1,49
1,93
6,37
-6,29
14,36
6,59
0,00
Cashflow1,7
16,20
25,20
64,84
134,22
69,45
136,99
0,00
Ergebnis je Aktie8
-0,01
0,03
0,11
-0,12
0,03
0,14
0,22
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Die Zahlen für das erste Quartal 2025 sind derweil mit Erlösen von 109,04 (Vorjahr: 82,47) Mio. Euro sowie einem Anstieg des um Sondereffekte adjustierten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 37,3 Prozent auf 30,2 Mio. Euro solide. Dennoch ist es auffällig, dass der Gewinn nach Steuern in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres aufgrund einer unvorteilhaften Steuerquote von 608.000 auf 175.000 Euro eingeknickt ist. Allerdings hält sich die Aussagekraft insofern in Grenzen, weil Q1 in der Werbebranche traditionell das schwächste Quartal ist und die tatsächliche Entwicklung sich regelmäßig erst im Abschlussviertel entscheidet.
Die für das Gesamtjahr von CFO Christian Duus in Aussicht gestellten Umsätze zwischen 530 und 565 Mio. Euro sind momentan also noch ein gutes Stück entfernt. Die vergleichsweise große Prognosebandbreite erklärt Duus mit der allgemein schwierigen Wirtschaftslage, in der valide Prognosen „tricky“ sind. Das adjustierte EBITDA soll derweil zwischen 155 und 175 Mio. Euro ankommen – nach 133 Mio. Euro für das abgelaufene Jahr. An dieser Stelle gleich die Mittelfristprognose bis 2028/29: Bis dahin will The Verve nämlich auf Erlöse von mindestens 1 Mrd. Euro kommen und ein EBITDA von Untergrenze 330 Mio. Euro stemmen. Ansonsten bleibt der Fokus auf dem Cashflow sowie einer weiteren Verbesserung der Finanzierungskennzahlen. „Deleveraging“ heißt das Stichwort. Konkret geht es darum, den Verschuldungsgrad von zurzeit 2,5 mittelfristig auf einen Korridor von 1,5 bis 2,5 zu drücken.
Um die Zinslast zu mildern, hat das Unternehmen zuletzt unter anderem einen bestehenden Bond mit einer neuen Anleihe im Volumen von 500 Mio. Euro abgelöst. Abzuwarten bleibt, wie es um künftige Akquisitionen bestellt ist. Immerhin: Mit der Entwicklung des vor rund einem Jahr für etwa 170 Mio. Euro zukauften Mobile-Werbespezialisten Jun Group zeigt sich Finanzvorstand Duus zufrieden: „Die Jun Group performt sehr schön.“ Unter dem Strich läuft bei der Verve Group also vieles in die richtige Richtung. Die Kursziele der Analysten liegen in der Mehrzahl signifikant über der aktuellen Notiz und deuten auf einen potenziellen Verdoppler hin. Nur muss dafür auch der Werbemarkt wieder mehr Schwung bekommen.
INVESTOR-INFORMATIONEN
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Verve Group
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A3D3A1
SE0018538068
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581,79 Mio. €
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