In einer Sache kennt Dominik Benner kein Pardon. „Wir akzeptieren kein Cashburn. Wir sind immer darauf ausgerichtet, positive Cashflows und auch Gewinne zu machen", betont der CEO von The Platform Group bei seiner Präsentation auf der Frühjahrskonferenz in Frankfurt. Derart markige Sätze kommen am Kapitalmarkt gut an, was sich auch in einem Aktienkurs auf Jahreshoch widerspiegelt. Kein Wunder, dass der Vortragsraum „Session II" im Le Méridien Hotel derart gut gefüllt ist, dass Frischluft zum knappen Gut wird. Dabei ist es gerade einmal rund acht Monate her, dass das Software-Unternehmen mit seinem Ökosystem aus E-Commerce-Plattformen und darin angeschlossenen Partnern aus dem damals chronisch erfolglosen Luxus-Handtaschen-Shop fashionette hervorgegangen ist.
Mittlerweile gehören 22 Plattformen aus den unterschiedlichsten Sektoren zum Konsolidierungskreis. Die jüngsten Neuzugänge sind hood.de, der auf nachhaltige Produkte spezialisierte avocadostore sowie eine – was normalerweise komplett untypisch für TPG ist – Minderheitsbeteiligung von rund 7,6 Prozent an dem ebenfalls börsennotierten Online-Brillenhändler Mister Spex. Was die Intention bei Mister Spex ist, bleibt bislang im Dunkeln. „Kein Kommentar", wiegelt Benner in Frankfurt ab. Schauen wir mal, wann die Auflösung kommt. Ansonsten folgen die Transaktionen stets dem gleichen Strickmuster: TPG steigt günstig bei den E-Commerce-Plattformen ein und optimiert alles mit Hilfe der eigenen Software, schafft Schnittstellen für Partner und übernimmt das Marketing. Alles fürchterlich effizient und branchenübergreifend einsetzbar.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 65,24 | 73,16 | 94,81 | 133,76 | 168,43 | 432,20 | 465,00 | |
EBITDA1,2 | 5,00 | 6,77 | 5,88 | 1,59 | 14,11 | 46,75 | 27,00 | |
EBITDA-Marge3 | 7,66 | 9,25 | 6,20 | 1,19 | 8,38 | 10,82 | 5,81 | |
EBIT1,4 | 2,60 | 4,27 | 3,45 | -0,51 | 9,12 | 38,91 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 3,99 | 5,84 | 3,64 | -0,38 | 5,42 | 9,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,30 | 1,40 | 0,87 | -1,70 | 7,98 | 26,99 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,46 | 1,91 | 0,92 | -1,27 | 4,74 | 6,25 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 26,90 | 1,84 | 5,24 | -13,81 | 2,22 | 104,09 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,05 | 0,23 | 0,14 | -0,27 | 0,34 | 1,30 | 1,16 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Die Zeit spielt dem Team um Dominik Benner dabei in die Karten, denn nach dem Corona-Hype sind viele E-Commerce-Modelle auf dem harten Boden der Realität gelandet. „Wir kaufen jetzt, weil andere kein Geld haben", drückt es Benner plastisch aus. Mittelfristig will die Gesellschaft in 30 Branchen aktiv sein, ein Bruttowarenvolumen von mehr 1 Mrd. Euro erreichen und dabei eine EBITDA-Marge von Untergrenze 7 Prozent erwirtschaften. Zum Vergleich: Für 2023 kommt TPG auf ein Bruttowarenvolumen von (pro forma) 705 Mio. Euro sowie eine bereinigte EBITDA-Marge von etwas mehr als 5 Prozent. Für das laufende Jahr peilt Benner bislang ein Bruttowarenvolumen von 760 bis 800 Mio. Euro, einen Nettoumsatz zwischen 460 und 470 Mio. Euro sowie ein adjustierten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Bandbreite von 24 bis 28 Mio. Euro an.
Das wiederum dürfte jedoch nur eine Zwischenetappe an, denn die Gesellschaft befindet sich in sehr konkreten Übernahmeverhandlungen mit drei Kandidaten. Sollten die Transaktionen zustande kommen – wonach es aussieht – dürfte TPK die Prognose neu formulieren. Der perfekte Zeitpunkt dafür wäre der Kapitalmarkttag am 11. Juni 2024 im Spin-Tower in der Frankfurter City. Insgesamt sieht das alles nach einer knackigen Investmentstory aus, zumal auch die Zahlen im jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht 2023 allesamt in die richtige Richtung zeigen. Bei Erlösen von 432,20 Mio. Euro blieb ein Jahresüberschuss von 24,48 Mio. Euro hängen – nach knapp 8,00 Mio. Euro im Jahr zuvor. „Wir haben Rückenwind und sind bullish“, sagt Dominik Benner.
Wirklich vergleichbar sind die Daten aber nicht, denn für 2022 (und die Jahre davor) handelt es sich um die Historie der früheren fashionette. Die Kursziele der meisten Analysten rücken – abgesehen von den 17 Euro, die Hauck Aufhäuser momentan für realistisch hält – zwar allmählich in Reichweite, doch boersengefluester.de geht davon aus, dass die Experten ihre Modelle nach dem Kapitalmarkttag nochmals überarbeiten. Dabei sieht die Bewertung der Aktie schon jetzt nicht übermäßig ambitioniert aus.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
The Platform Group | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A2QEFA | DE000A2QEFA1 | AG | 150,26 Mio. € | 29.10.2020 | Kaufen |
Foto: Clipdealer