Mit der nun gebilligten Übernahme der Calida Financial Ltd. und der zuvor aktivierten E-Geld-Lizenz startet die The Payments Group Holding in eine neue Ära – als europäischer PayTech-Anbieter mit regulatorischer Unabhängigkeit, der von der europäischen Politik und Wirtschaft dringend gewünschten Unabhängigkeit von US- amerikanischen Kreditkarten-Oligopol, mit einer weitverzweigten Bargeldakzeptanzstellen-Infrastruktur, einer Vielzahl angeschlossener Online-Händler, realem Kundenvolumen und einer attraktiven Bewertung, die nach unserer Einschätzung bei Gelingen unserer Pläne viel Upside-Potenzial hat. Im Interview mit boersengefluester.de erklärt CEO Christoph Gerlinger das Geschäftsmodell der neu formierten Gruppe und klärt wichtige Bewertungsdetails. Keine Frage: Die Aktie ist nur für spekulative Investoren geeignet. Wer sich aber frühzeitig positionieren will, sollte die Aktie jetzt beobachten.
Herr Gerlinger, auf diese Meldung hat der Kapitalmarkt lange gewartet. Die Finanzaufsicht von Malta (MFSA) hat der Übernahme der The Payments Group seitens Ihrer The Payments Group Holding zugestimmt. Was bedeutet das konkret?
Christoph Gerlinger: Ja, das ist in der Tat ein Meilenstein für uns. Mit dieser Zustimmung vollziehen wir den entscheidenden Schritt, um eine in Deutschland beheimatete, börsennotierte PayTech-Gruppe zu formen. Die The Payments Group umfasst vier gemeinsam profitable und cashflow-positive Unternehmen mit über 50 Mitarbeitenden. Wir verfügen über eine E-Geld-Lizenz und ein Netzwerk von mehr als 550.000 technisch angebundenen physischen Bargeldakzeptanzstellen in über 20 Ländern – darunter Kioske, Einzelhändler und Tankstellen. Damit schlagen wir ein völlig neues Kapitel für unser Unternehmen auf.
Was heißt das für die Bewertung der The Payments Group Holding GmbH & Co. KGaA an der Börse?
Gerlinger: Das ist ein ganz zentraler Punkt. Bisher wurde unsere Aktie von Analysten ausschließlich auf Basis ihres Vermögens quasi als ruhende Gesellschaft bewertet – also ohne den jetzt genehmigten Erwerb der The Payments Group und deren Geschäft. Da die Zustimmung der MFSA noch fehlte, wurden Ertragskraft und Wachstumspotenzial der übernommenen Unternehmen bisher gar nicht berücksichtigt. Ich gehe davon aus, dass mwb Research in Kürze ein aktualisiertes Research-Update veröffentlicht. Das könnte dann zu einer ganz neuen Bewertung führen.
Was genau ist das Geschäft der The Payments Group? Was wird konkret gemacht, warum ist die E-Geld-Lizenz so wichtig – und wie verdient man damit Geld?
Gerlinger: Mit der jetzt aktivierten E-Geld-Lizenz sind wir erstmals in der Lage, europaweit innovative digitale Zahlungslösungen anzubieten. Ein zentrales Produkt ist ein E-Geld- basiertes Prepaid-Zahlungssystem – etwa für mobile Bezahl-Apps wie Bluecode. Damit lassen sich in ganz Europa Zahlungskonten – sogenannte Wallets – eröffnen, Zahlungen durchführen und entgegennehmen sowie digitale Guthaben verwalten. Wir können nun also nicht nur technische Infrastruktur bereitstellen, sondern selbst operativ als regulierter Finanzdienstleister auftreten. Mit einem vollständig europäischen Produkt, also souverän und nicht von den dominanten US-amerikanischen Kreditkartengesellschaften abhängig – was für viele Händler von den Kosten her sehr attraktiv ist. Das veranlasst sie dazu, ihre Kunden durch Bonus- und Kundenbindungsprogramme zu incentivieren, die Bluecode-App zur Zahlung in ihren Läden zu nutzen.
Was genau ist Bluecode und was hat es mit der Kooperation auf sich?
Gerlinger: Bluecode ist ein führender europäischer mobiler Zahlungsdienst mit rund 160 Millionen potenziellen Akzeptanzstellen. Er arbeitet unter anderem mit Alipay+ und dem Discover Global Network zusammen. Nutzer können mit der Bluecode-App nahezu weltweit bezahlen – vor allem aber in Europa mit einem datenschutzkonformen, EU-basierten System. Genau hier kommen wir ins Spiel: Wir sind nun der erste E-Geld-Emittent, der vollständig in das Bluecode-System integriert ist. Die Calida Financial Ltd. als eines der vier TPG-Unternehmen schlägt als E-Geld-Institut die Brücke zwischen den Endkunden und der ihrerseits an die Händler angebotenen Bluecode-App, ermöglicht also all denjenigen Kunden die Nutzung von Bluecode als Bezahlart, deren Bank nicht bereits direkt an Bluecode angebunden ist. Für uns ist das eine strategische Partnerschaft mit enormem
Wachstumspotenzial.
Was genau machen Sie dabei für Bluecode? Womit rechnen Sie finanziell?
Gerlinger: Konkret stellen wir eine Anbindung an die Endkunden bereit, und zwar mit einer Prepaid-Lösung. Unser Dienst ist nahtlos in die Bluecode-App integriert – Kontoeröffnung, Aufladung, Zahlungsabwicklung, Zahlungsübersichten, Compliance. Nutzer können Guthaben per SEPA, Karten oder landesspezifischen Methoden aufladen und sofort mit der App weltweit mobil bezahlen. Mit diesem System sprechen wir Millionen potenzielle Nutzer an. In Summe erwarten wir im Jahr 2026 einen Umsatz von spürbar über 10 Mio. Euro, mittelfristig deutlich mehr – bei sehr hoher Skalierbarkeit und Effizienz. Das operative Geschäft ist bereits profitabel.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
The Payments Group Holding
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A1MMEV
DE000A1MMEV4
GmbH & Co. KGaA
11,23 Mio. €
11.11.2015
Halten
In diesem Zusammenhang: Viele Anleger fragen sich, wie hoch eigentlich die reale Marktkapitalisierung Ihrer Aktie ist. In Finanzportalen stehen teils unterschiedliche Angaben.
Gerlinger: Es ist gut, dass Sie diese Frage stellen, denn hier gibt es tatsächlich erhebliche Missverständnisse. Es ist zwar korrekt, dass insgesamt rund 46,3 Millionen Aktien existieren. Davon halten wir als Unternehmen selbst aber 34,9 Millionen Stück. Das heißt: Die tatsächliche Zahl der ausstehenden Aktien liegt nur bei exakt 11,4 Millionen Stück. Beim aktuellen Kurs von 1,50 Euro liegt die Marktkapitalisierung also nicht etwa bei 69 Mio. Euro, wie oft fälschlich angenommen und auf vielen Finanzportalen so angezeigt, sondern nur bei rund 14 Mio. Euro. Das ist extrem niedrig – insbesondere angesichts der Tatsache, dass allein der Buchwert unseres Eigenkapitals per 30. Juni 2025 bei 12,6 Mio. Euro oder 1,11 Euro pro Aktie liegt.
Die Zahl der ausstehenden Aktien wird sich perspektivisch aber wieder erhöhen.
Gerlinger: Das stimmt. Wir rechnen damit, dass wir für den Erwerb der je 75 Prozent der TPG-Unternehmen – neben einer untergeordneten Barkomponente – zwischen 19 und 23 Millionen eigene Aktien werden aufwenden müssen. Auch nach der Übernahme dürfte die Anzahl der ausstehenden Aktien dann nur bei 35 bis 40 Millionen Stück liegen.
Was bedeutet das für Investoren?
Gerlinger: Man könnte die Bewertung angesichts des Optionswerts der TPG-Plattform für hoch skalierbare, margenträchtige Zahlungsdienstleistungen wohl als deutlich untertrieben einstufen. Die Anleger schauen auf die Finanzportale, sehen 46 Millionen Aktien und schließen daraus auf eine völlig falsche Marktkapitalisierung. In Wahrheit haben wir eine extrem schlanke Freefloat-Struktur – und durch die neuen Lizenzen und Kooperationen ein Geschäftsmodell mit großem Hebel. Ich freue mich sehr, dass wir das an dieser Stelle einmal klarstellen konnten. Wer heute in unsere Aktie investiert, ist fast ganz am Anfang einer spannenden Entwicklung dabei.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
16,45
0,13
11,10
13,32
4,79
1,18
0,00
EBITDA1,2
4,84
-1,12
6,79
2,61
-7,67
-4,58
0,00
EBITDA-Marge %3
29,42
-861,54
61,17
19,60
-160,13
-388,14
0,00
EBIT1,4
4,19
-1,12
5,61
-5,31
-82,49
-4,58
0,00
EBIT-Marge %5
25,47
-861,54
50,54
-39,87
-1.722,13
-388,14
0,00
Jahresüberschuss1
3,42
-0,74
14,08
6,85
-81,51
-4,31
0,00
Netto-Marge %6
20,79
-569,23
126,85
51,43
-1.701,67
-365,25
0,00
Cashflow1,7
0,88
-1,75
-5,83
10,76
-2,68
-4,38
0,00
Ergebnis je Aktie8
0,26
-0,05
0,28
0,16
-1,76
-0,28
-0,15
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,02
0,02
0,00
0,00
0,00