Das war jetzt auch nicht unbedingt so zu erwarten, dass der Aktienkurs von Steyr Motors drei Wochen nach der Notizaufnahme im Scale-Segment noch immer um den Emissionskurs für institutionelle Investoren von 14 Euro herumpendelt. Immerhin hat die Gesellschaft aus dem Mutares-Portfolio eine starke Expertise im militärischen Bereich und stattet Sonderfahrzeuge vieler Einheiten – unter anderem für die Navy Seals oder das KSK (Kommando Spezialkräfte) – mit extrem robusten und leistungsstarken Motoren aus. Das sollte im Normalfall gut ankommen an der Börse zurzeit. „Die Endanwendung ist tatsächlich immer maßgeschneidert“, sagt CEO Julian Cassutti im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de. Zum Produktspektrum gehören aber auch Stromaggregate für Diesellokomotiven oder Motoren für zivile Rettungsboote.
Zurzeit entfällt knapp 60 Prozent des Umsatzes auf den militärischen Sektor. Tendenz leicht steigend. Entsprechend kreist auch die Equitystory von Steyr Motors in erster Linie um die zurzeit so prosperierenden Geschäfte im Defencebereich. Nachdem die Österreicher bis 2022 – bedingt durch ein chinesisches Management – kaum von der Stelle kamen und zwischenzeitlich sogar ein harter Restrukturierungsfall waren, hat sich das Blatt mit der geänderten weltpolitischen Sicherheitslage radikal gewandelt. Nicht zu unterschätzen ist freilich, dass die Sanierer-Teams von Mutares kräftig optimiert und die Wertschöpfungskette von Steyr Motors deutlich ausgebaut haben: von der Entwicklung bis zum nachgelagerten Service. Hintergrund: Mutares hatte Steyr Motors im November 2022 vom Technologiekonzern Thales Austria für einen symbolischen Kaufpreis von 1 Euro erworben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 40,40 | 28,05 | 31,13 | 42,50 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 2,90 | 1,38 | -3,99 | 9,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 7,18 | 4,92 | -12,82 | 21,18 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 2,00 | 0,39 | -4,66 | 8,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 4,95 | 1,39 | -14,97 | 18,82 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 1,50 | 0,19 | -4,73 | 5,83 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 3,71 | 0,68 | -15,19 | 13,72 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,90 | -5,80 | 4,90 | 6,80 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,29 | 0,04 | -0,90 | 1,10 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Hinweis: Zahlen für Steyr Motors erst ab 2021 verfügbar
Für das laufende Jahr kalkuliert Cassutti bereits mit Erlösen von 41 bis 45 Mio. Euro sowie einem im Wesentlichen um die Management-Fees für Mutares bereinigten EBIT von 9 bis 11 Mio. Euro. Im Mittel entspricht das einer adjustierten EBIT-Marge von etwas mehr als 23 Prozent. Für das kommende Jahr peilt Cassutti dann ein Umsatzwachstum von mehr als 40 Prozent sowie eine bereinigte EBIT-Marge von über 20 Prozent an. Renditetechnisch scheint Steyr damit eher auf der Stelle zu treten. Doch der Blick hinter die Kulissen zeigt, dass die Österreicher sehr wohl vorankommen. Rechnen Anleger etwa die Management-Fee an Mutares für 2024 sowie die Ausgaben für das Börsenlisting von insgesamt vermutlich knapp 2 Mio. Euro heraus und unterstellen zugleich, dass diese Posten für 2025 nicht mehr anfallen, dann läge die vergleichbare operative Marge für 2024 eher im Bereich um 18,5 Prozent – versus Untergrenze 20 Prozent unbereinigte EBIT-Marge für 2025.
So oder so. „Schon heute sind wir deutlich profitabler als vergleichbare Unternehmen“, betont Cassutti. Wie günstig die Aktie von Steyr Motors zurzeit ist, zeigt sich aber auch darin, dass das ganz normale KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) auf Basis der Ergebnisschätzungen für 2026 der Analysten von Hauck & Aufhäuser bei gerade einmal 6,5 liegt. Woran liegt es also, dass etliche Investoren mit Neuengagements offenbar noch abwarten? Ein Punkt ist sicherlich, dass gerade einmal 11,4 Prozent der Aktien dem Streubesitz zuzurechnen sind – und das bei einem gesamten Börsenwert von rund 72 Mio. Euro. Insbesondere für institutionelle Investoren könnte das ein Hindernis sein. Da der niedrige Freefloat nicht wirklich förderlich für die mittelfristige Performance am Kapitalmarkt ist, liegt die Spekulation nahe, dass Mutares seinen Anteil von zurzeit 70,9 Prozent perspektivisch über größere Umplatzierungen abbaut. Grundsätzlich gut, aber kurzfristig könnten sich daraus immer wieder Belastungen für die Aktie ergeben.
Interessant: 9,9 Prozent der Anteile hält die insbesondere in Österreich bekannte B&C Holding. Zu deren Portfolio gehören unter anderem AMAG Austria Metal, Lenzing, Semperit oder auch die auf boersengefluester.de regelmäßig vorgestellte Frequentis aus Wien. Das sieht nach stabilem Anker aus. Eher keine Sorgen sollten sich Investoren um eine mögliche nachgelagerte Kapitalerhöhung machen, selbst wenn zum Scale-Listing Ende Oktober 2024 brutto gerade einmal 2,8 Mio. Euro neu in die Kassen kamen. „Wir planen das Wachstum aus eigenen Mitteln zu schaffen“, sagt Cassutti und verweist unter anderem auf die vorhandene Netto-Liquidität von rund 9 Mio. Euro. Nicht minder interessant sein Hinweis auf die noch längst nicht vollständig abgerufenen internationalen Verteidigungsbudgets: „Der eigentliche Ukraine-Effekt ist bei uns noch gar nicht in den Büchern zu sehen.“
Sollte es an der Börse perspektivisch zu einem Favoritenwechsel von Defence hin zu Infrastruktur (Thema Wiederaufbau) kommen, muss das also nicht zwingend zu Lasten der Steyr Motors-Aktie gehen. Nun: Bis zu einem Friedensabkommen in der Ukraine ist es ohnehin noch ein weiter und holpriger Weg. Sehr viel näher ist da die Präsentation von Julian Cassutti auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse AG vom 25. bis 27. November in Frankfurt. Tatsächlich die ideale Möglichkeit, die Aktienstory von Steyr Motors einem größeren Fachpublikum vorzustellen und Schwung in die Notiz zu bringen.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Steyr Motors | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A40TC4 | AT0000A3FW25 | AG | 73,32 Mio. € | 30.10.2024 |
Foto: Steyr Motors AG