Die amerikanische Trader-Legende Jesse Livermore hat es vor vielen Jahren auf den Punkt gebracht: „Es gibt eine Zeit, um long zu gehen, eine Zeit, um short zu gehen – und eine Zeit, um angeln zu gehen.“ Alle drei Marktphasen hat die Aktie der Smartbroker Holding nun in nur vier Jahren in jeweils extremer Form durchgemacht. Erst der steile Anstieg vom Frühjahr 2020 bis in den Frühsommer 2021 im Zuge der Corona-Hausse mit super aktiven Privatanlegern, dann der ebenso rasante Rückgang bis in den Herbst 2022. Seitdem hängt der Chart der Berliner – von zwischenzeitlich extrem volatilen Bewegungen einmal abgesehen – ziemlich durch und steht mit gut 6 Euro ungefähr auf dem Niveau von Anfang 2023. Die vergangenen 18 Monate wären also eine gute Gelegenheit für eine ausgedehnte Angelpartie gewesen – zumindest aus Sicht der Investoren.
Dabei verlief diese Zeit für das Team der Smartbroker Holding alles andere als easy-peasy. Schließlich ist der in diese Phase fallende komplette Neuaufbau des Neobrokers Smartbroker+ der wohl größte Kraftakt in der Firmengeschichte. Doch die Ziellinie ist in Sichtweite, wenn nicht sogar schon erreicht – wenngleich ein derartiges Projekt niemals ganz fertig ist. Und so verwundert es nicht, dass CEO André Kolbinger sein monatliches Video-Update zur Entwicklung der wesentlichen Leistungskennzahlen (KPIs) für Juni 2024 diesmal ganz pragmatisch abschließt: „Wir gehen wieder an die Arbeit.“ Dabei haben Kolbinger und der für den Smartbroker+ verantwortliche Vorstand Thomas Soltau überwiegend gute Nachrichten im Gepäck. So liegen Ergebnis und Cashflow zum Halbjahr über Plan, der Umsatz zumindest im Plan. „Für eine Anpassung der Prognose ist es aber noch zu früh, da die Trading-Zahlen zuletzt schwächer waren“, sagt Kolbinger.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,78 | 8,55 | 28,21 | 48,20 | 52,79 | 46,54 | 53,00 | |
EBITDA1,2 | 3,71 | 3,70 | 4,52 | 3,56 | 8,77 | 1,35 | 8,40 | |
EBITDA-Marge3 | 47,69 | 43,28 | 16,02 | 7,39 | 16,61 | 2,90 | 15,85 | |
EBIT1,4 | 3,64 | 3,69 | 2,03 | 0,35 | -8,41 | -5,22 | -2,10 | |
EBIT-Marge5 | 46,79 | 43,16 | 7,20 | 0,73 | -15,93 | -11,22 | -3,96 | |
Jahresüberschuss1 | 3,23 | 1,90 | 3,55 | -0,54 | -10,07 | -5,92 | -2,55 | |
Netto-Marge6 | 41,52 | 22,22 | 12,58 | -1,12 | -19,08 | -12,72 | -4,81 | |
Cashflow1,7 | 3,30 | 1,91 | 1,18 | 13,93 | 5,04 | 0,19 | 2,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,24 | 0,13 | 0,25 | -0,04 | -0,64 | -0,38 | -0,15 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Hinzu kommt, dass nun zunehmend mehr Geld in das Marketing zur Forcierung des Neukundenwachstums gesteckt wird, was dann auf das Ergebnis drückt. Ob die verbleibenden Monate ausreichen, um das für 2024 avisierte Ziel von brutto 27.000 Neukunden zu erreichen, wird indes spannend. „Das Ziel ist noch aktuell, aber ambitioniert“, sagt Kolbinger. Letztlich kommt es ihm aber ohnehin mehr auf die Kundenqualität an. Reißerische und teure Marketing-Aktionen, deren Wirkung schnell verpufft, schließt Kolbinger – nur um das im Frühjahr kommunizierte Neukundenziel voll einzulösen – jedenfalls aus: „Wir halten da nicht krampfhaft dran fest.“ Und was die zuletzt rückläufige Zahl der Trades angeht, ist er ohnehin auf Schützenhilfe vom Gesamtmarkt abhängig: „Wenn die Leute nicht handeln wollen und lieber ins Freibad gehen, dann ist das so.“
Ansonsten arbeitet Thomas Soltau die To-Do-Liste, was Preisgestaltung und neue Services für den Smartbroker+ angeht, weiter ab (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). So starten demnächst die ersten Live-Tests mit echten Kunden beim wichtigen Projekt Kryptohandel. „Wir sind hier sehr weit“, sagt Soltau. „Im August, spätestens September gehen wir live.“ Keine große Dynamik ist derweil weiter im Mediageschäft – wichtigste Seite ist wallstreet:online – zu verzeichnen. Laut Kolbinger sind hier rund 5 bis 6 Mio. Euro Ergebnis möglich, was für sich genommen ein gutes Resultat ist, aber eben doch meilenweit hinter den Rekordzahlen von 2021 mit gut 17 Mio. Euro liegt.
Tatsächlich sind die Seitenaufrufe der Finanzportale aus dem Smartbroker-Verbund im Juni sogar um 13,6 Prozent rückläufig gewesen. Insgesamt bleibt boersengefluester.de jedoch bei der Einschätzung, dass die meisten Smallcap-Investoren bei der Smartbroker Holding noch auf dem Angeltrip sind, obwohl es längst Zeit wird, zurück in die am Boden liegende Aktie zu gehen. Die Bewertung ist moderat, was auch das stattliche 12-Euro-Kursziel der Analysten von Montega zum Ausdruck bringt.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Smartbroker Holding | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A2GS60 | DE000A2GS609 | AG | 154,39 Mio. € | 22.02.2006 | Kaufen |
Foto: Unsplash+
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