Zwei Stunden Druckbetankung – inklusive gut 20 Minuten Frage-Antwort-Runde: Die jüngste KPI-Präsentation der Smartbroker Holding am 27. Februar 2025 fand im XXL-Format statt. Das gilt auch für die Zahl der Teilnehmer, die mit rund 80 eingewählten Investoren auf der Airtime-Plattform von Montega ungefähr doppelt so groß war wie sonst üblich bei der monatlichen Vorstellung der wesentlichen Leistungsindikatoren. Allerdings hat das Team um CEO André Kolbinger diesmal auch die Eckdaten für 2024 sowie einen ersten Ausblick für das laufende Jahr im Köcher. Demnach zeigt der Unternehmensverbund aus diversen Finanzmedien (u. a. wallstreet-online.de) sowie dem neu aufgesetzten Onlinebroker Smartbroker+ Erlöse von 52,6 Mio. Euro sowie ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 8,9 Mio. Euro.
Allesamt Zahlen, mit denen der Kapitalmarkt gut umgehen sollte, da sie im mittleren bis oberen Bereich der Erwartungen liegen. Allerdings ist die Halbwertzeit auf der Ergebnisseite sehr begrenzt, denn 2024 haben die Berliner einige Monate später mit ihrer Marketingoffensive für den Smartbroker+ begonnen als gedacht und daher das deutlich positive EBITDA erst ermöglicht. Unterm Strich steht dennoch ein Fehlbetrag von 1,8 Mio. Euro, was im Wesentlichen an den enormen Abschreibungen von 10,7 Mio. Euro – die wiederum maßgeblich auf das Konto des Smartbrokers+ gehen – liegt. Bereits für das laufende Jahr sieht das Bild aber ganz anders aus, denn die Werbemaschinerie für den Smartbroker+ läuft nun richtig an. Immerhin rund 7 Mio. Euro sind für die Gewinnung von Neukunden reserviert. Mehr als ein EBITDA zwischen 0,0 und minus 3,0 Mio. Euro ist da für 2025 nicht zu erwarten.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
8,55
28,21
48,20
52,79
46,54
52,60
58,50
EBITDA1,2
3,70
4,52
3,56
8,77
1,35
8,90
-1,20
EBITDA-Marge %3
43,28
16,02
7,39
16,61
2,90
16,92
-2,05
EBIT1,4
3,69
2,03
0,35
-8,41
-5,22
-1,80
-3,50
EBIT-Marge %5
43,16
7,20
0,73
-15,93
-11,22
-3,42
-5,98
Jahresüberschuss1
1,90
3,55
-0,54
-10,07
-5,92
-1,80
-4,50
Netto-Marge %6
22,22
12,58
-1,12
-19,08
-12,72
-3,42
-7,69
Cashflow1,7
1,91
1,18
13,93
5,04
0,19
5,50
3,90
Ergebnis je Aktie8
0,13
0,25
-0,04
-0,64
-0,38
-0,11
-0,27
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Für Puristen mag das enttäuschend sein, allerdings dreht sich nahezu die ganze Investmentstory um eine möglichst große Zahl an Neukunden, die dann zu einem späteren Zeitpunkt für einen ungleich höheren Ergebnishebel sorgt. Immerhin räumt Kolbinger auf dem Airtime-Call ein, dass die Prognose „vorsichtig“ formuliert sei. Wesentlicher Sinn der digitalen Zwei-Stunden-Investorenpräsentation war es aber ohnehin, einmal ausgiebig über den Tellerrand hinauszuschauen und strategische Themen wie die eigene Positionierung sowie die Zukunft des Discountbrokersegments zu beleuchten. Und da lautet die Kernbotschaft von Kolbinger: „Wir wollen das beste Produkt für Trader und aktive Investoren schaffen.“ Zumindest kundenseitig deckt sich das mit der kürzlich von flatexDEGIRO-Vorstand Oliver Behrens formulierten klaren Abgrenzung zu dem für Neo-Broker häufig üblichen Massengeschäft rund um ETF-Sparpläne sowie dem allgemein eingeschränkten Leistungsangebot.
Um bei dem zahlungskräftigen und auch anspruchsvollen Anlegerklientel voll zu punkten, darf der Smartbroker+ allerdings nicht stehenbleiben, sondern muss sein Produkt weiter voranbringen. Noch 2025 soll es etwa ein Frontend für Professionals geben, aber auch die Anbindung an andere Plattformen nach dem stock3-Vorbild Brokerize ist ein wichtiges Thema. „Das ist ein unendliches Betätigungsfeld“, weiß auch Kolbinger. Selbst der bislang klar performancebasierte Marketingansatz ist auf mittlere Sicht nicht zwingend mehr die alleinige Wahl, da es auch die Marke Smartbroker nachhaltig zu stärken gilt. Mit anderen Worten: Die Smartbroker Holding gibt auch nach dem finanziellen und entwicklungstechnischen Kraftakt der vergangenen fast zwei Jahre weiter Vollgas, um sich am Markt entsprechend zu positionieren.
Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht, zumal der Discountbroker-Markt traditionell ein Haifischbecken ist. Andererseits zeigt das Team Kolbinger bemerkenswerten unternehmerischen Spirit und hat in den vergangenen Quartalen kontinuierlich geliefert. "Wir haben unseren Peak noch nicht erreicht", sagt Kolbinger. Die Chance-Risiko-Relation gefällt boersengefluester.de daher überdurchschnittlich gut. Das Kursziel von 12 Euro der Montega-Analysten ist wohl eher Unterkante von dem, was perspektivisch möglich ist. Hinzu kommt, dass die Aktie mit zunehmendem Börsenwert auch wieder stärker in den Fokus der institutionellen Investoren rückt.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Smartbroker Holding | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A2GS60 | DE000A2GS609 | AG | 172,85 Mio. € | 22.02.2006 | Kaufen |
Foto: Clipdealer