Der Moderator einer großen WhatsApp-Gruppe über deutsche Nebenwerte brachte es im Chat kürzlich auf den Punkt: „Finde den Smartbroker-Ansatz brillant und nachahmenswert. Der André holt dich da in einen Fortsetzungsroman in Endlosschleife und navigiert dich strukturiert durch den Plot.“ Gemeint sind die monatlichen KPI-Calls der Smartbroker Holding auf der Montega-Plattform Airtime, in denen CEO André Kolbinger und Brokervorstand Thomas Soltau über die Fortschritte beim Neuaufbau des Neobrokers Smartbroker+ sowie die Entwicklung wesentlicher Kennzahlen des Gesamtunternehmens – zu dem auch Finanzmedien wie wallstreet:online gehören – berichten.
Lange Zeit sind diese digitalen Präsentationen, bei denen sich meist so um die 40 Kapitalmarktexperten für einen Stunde einwählen, zwar weitgehend am Kurs abgeperlt. Mit der Fertigstellung neuer Handelsmodule in der Smartbroker+ App, einer normalisierten Erreichbarkeit bei Kundenanfragen, regelmäßigen Insiderkäufen von André Kolbinger sowie der zuletzt besser als gedachten Ergebnisentwicklung und auch extrem spannenden Veränderungen innerhalb des Brokersektors (u.a. finanzen.net und Scalable) hat die Notiz der Smartbroker-Aktie seit Mitte September jedoch Flügel bekommen und nähert sich zweistelligen Regionen. Keine Frage: Ohne das entsprechende fundamentale Grundgerüst reicht reines Storytelling als Investor Relations-Strategie nicht aus.
Aber die Art und Weise, wie die Berliner alle vier Wochen die Entwicklung ihres Geschäftsmodells vorstellen – da können sich viele Unternehmen aus dem allgemein so vernachlässigten Spezialwertsegment definitiv eine Scheibe von abschneiden. Da passt es ins Bild, dass der KPI-Call zu den November-Daten sich erstmals nicht so sehr um Produkteinführungen oder Verbesserungen im Maschinenraum der Abwicklung drehte, sondern die Daten für Kunden- und Tradingzahlen im Vordergrund standen. So zeigt der Smartbroker zuletzt rund 3.600 Neukunden sowie eine per November insgesamt spürbar erhöhte Handelsaktivität von jährlich 25 Trades pro Kunde. Zum Vergleich: Im Sommer 2024 bewegten sich die Berliner hier noch zwischen 16 und 18 Transaktionen pro Jahr und Kunde.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 7,78 | 8,55 | 28,21 | 48,20 | 52,79 | 46,54 | 53,00 | |
EBITDA1,2 | 3,71 | 3,70 | 4,52 | 3,56 | 8,77 | 1,35 | 8,40 | |
EBITDA-Marge3 | 47,69 | 43,28 | 16,02 | 7,39 | 16,61 | 2,90 | 15,85 | |
EBIT1,4 | 3,64 | 3,69 | 2,03 | 0,35 | -8,41 | -5,22 | -2,10 | |
EBIT-Marge5 | 46,79 | 43,16 | 7,20 | 0,73 | -15,93 | -11,22 | -3,96 | |
Jahresüberschuss1 | 3,23 | 1,90 | 3,55 | -0,54 | -10,07 | -5,92 | -2,55 | |
Netto-Marge6 | 41,52 | 22,22 | 12,58 | -1,12 | -19,08 | -12,72 | -4,81 | |
Cashflow1,7 | 3,30 | 1,91 | 1,18 | 13,93 | 5,04 | 0,19 | 2,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,24 | 0,13 | 0,25 | -0,04 | -0,64 | -0,38 | -0,15 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
„Der November war sehr erfreulich für uns. Das hat sich im Dezember so fortgesetzt“, sagt Kolbinger. Fortschritte macht das Unternehmen auch, was die Platzierung vom Smartbroker+ in den einschlägigen Vergleichsportalen und App-Shops von Apple oder auch für Android angeht. Zwar liegt der Smartbroker+ noch hinter den Platzhirschen finanzen.net Zero, Trade Republic, flatex und Scalable Capital – aber der Abstand wird geringer. „Mit unserer Produkt- und Preispolitik sind wir auf der richtigen Seite“, sagt Kolbinger. Gespannt schaut die Szene momentan dabei insbesondere Richtung Scalable, denn das Unternehmen startet gemeinsam mit der Börse Hannover eine neue elektronische Handelsplattform und kehrt diesbezüglich dem bisherigen Partner Baader Bank den Rücken. Schwer zu sagen, was dieser Strategieschwenk letztlich für den Smartbroker+ bedeutet. Da solche Veränderungsprozesse aber nie ruckelfrei laufen – das Team Kolbinger kann ein Lied davon singen –, könnte der Smartbroker+ möglicherweise sogar profitieren.
Zu sehr sollten Aktien-Anleger ihre Investmententscheidung von dieser Spekulation aber nicht abhängig machen, zumal Scalable und Smartbroker+ am Ende doch ganz andere Kundengruppen adressieren. „Grundsätzlich ist es aber nicht so schlecht für uns, dass der größte Kunde von der Baader Bank weggeht“, sagt Thomas Soltau mit Blick auf das künftige Standing der Smartbroker Holding bei der als Abwicklungspartner fungierenden Baader Bank. Unabhängig von den Rahmenbedingungen auf Ebene der Wettbewerber setzen die Berliner für 2025 voll auf Wachstum.
„Wir sind ready für deutlich mehr Kunden“, lautet die kompakte Botschaft von Kolbinger. Dabei hatte der Gründer und Mehrheitsaktionär bereits bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum 2024 der Deutschen Börse AG Ende November betont, dass mit steigenden Kundenzahlen auch die Rentabilität kommt. Die Analysten von Montega sehen die Aktie zurzeit erst bei Kursen um 12 Euro als fair bewertet an. Der „Fortsetzungsroman in Endlosschleife“ kann also noch eine Weile weitergehen.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
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Smartbroker Holding | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A2GS60 | DE000A2GS609 | AG | 154,39 Mio. € | 22.02.2006 | Kaufen |
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