„Angelsächsische Investoren lachen über unsere Bewertung“, sagt Harald Popp, CFO und Mitgründer von Serviceware bei seiner Präsentation der vorläufigen Zahlen für das am 30. November beendete Geschäftsjahr 2023/24 auf der Airtime-Plattform von Montega. Das gilt umso mehr, weil das auf Service-Management spezialisierte Unternehmen nicht nur frühzeitig auf wichtige Themen wie KI gesetzt hat, sondern auch bei der Umsetzung der SaaS-Strategie immer besser vorankommt. Mittlerweile entfallen bereits knapp 68 Prozent der Erlöse auf SaaS-Modelle – also wiederkehrende Umsatzstrukturen. Inkludiert in dieser Zahl sind derzeit allerdings auch die Serviceumsätze. Mit Vorlage des Geschäftsberichts am 21. März 2025 will das in Idstein im Taunus ansässige Unternehmen erstmals aber diese beiden Quellen genau aufschlüsseln.
Losgelöst davon: Die Bereitschaft der Kunden, auf Mietmodelle umzusteigen, ist grundsätzlich sehr ausgeprägt, so dass die SaaS-Quote mittelfristig Richtung 80 bis 90 Prozent gehen sollte. Ein wesentlicher Treiber ist dabei die zunehmende Internationalisierung des Geschäfts. „Wir sind mit voller Power dabei“, sagt Popp. Wie das funktionieren kann, zeigt etwa die bereits im Mai 2024 gestartete Kooperation mit dem US-Beratungsunternehmen Maryville Consulting, wo es kürzlich zu einem großen Deal mit einem amerikanischen Lebensmittelkonzern kam. Weitere Aufträge scheinen nur noch eine Frage der Zeit. Dem Vernehmen nach ist die Pipeline jedenfalls so gut gefüllt wie nie. Spannend für internationale Investoren ist die Serviceware-Aktie aber auch deshalb, weil dem Unternehmen – knapp sieben Jahre nach dem Börsengang zu 24 Euro – endlich auch auf der Ergebnisseite markante Fortschritte gelingen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
66,57
72,44
81,28
83,18
91,53
103,29
114,00
EBITDA1,2
-1,18
1,79
2,19
-1,63
0,17
3,23
5,00
EBITDA-Marge %3
-1,77
2,47
2,69
-1,96
0,19
3,13
4,39
EBIT1,4
-2,31
-1,61
-1,27
-5,85
-3,98
-0,32
1,50
EBIT-Marge %5
-3,47
-2,22
-1,56
-7,03
-4,35
-0,31
1,32
Jahresüberschuss1
-1,15
-1,57
-2,00
-3,96
-3,94
-0,07
1,05
Netto-Marge %6
-1,73
-2,17
-2,46
-4,76
-4,31
-0,07
0,92
Cashflow1,7
-7,23
-0,65
6,01
0,78
1,27
9,89
7,50
Ergebnis je Aktie8
-0,11
-0,15
-0,20
-0,37
-0,38
-0,01
0,10
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Für das vergangene Jahr zeigt Serviceware bei Konzernumsätzen von 103,29 Mio. Euro ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 3,22 Mio. Euro. Ein höheres EBITDA gab es bislang nur in der Zeit vor dem IPO. Wirklich vergleichbar sind die Daten aber kaum, denn mit dem Börsengang begann eine erhebliche Investitionsoffensive – inklusive geänderter Zahlungsströme aus der Umstellung auf SaaS-Modelle statt des zuvor klassischen Lizenzverkaufs. Tatsächlich schlummern im Zahlenwerk noch erhebliche stille Reserven aus dem Neukundengeschäft. Für das laufende Jahr stellt Popp eine Erlössteigerung zwischen 5 und 15 Prozent, damit bis zu annähernd 119 Mio. Euro, in Aussicht. Bezogen auf EBITDA und EBIT bleibt es bei einer qualitativen Aussage im Sinne einer „weiteren Verbesserung“. Zu beachten ist dabei, dass es 2023/24 wohl letztmals zu aktivierten Eigenleistungen gekommen ist und sich hieraus keine ergebniserhöhenden Effekte mehr speisen. Zuletzt machte dieser Posten immerhin rund 1,7 Mio. Euro aus.
Hinzu kommt, dass das Neugeschäft bei SaaS-Verträgen zunächst einmal durch Vertriebs- und Partnerprovisionen geprägt ist – in der Ramp-up-Phase also noch längst nicht das volle Potenzial ausspielt. Gerade bei starkem Neukundenwachstum ist das wichtig zu wissen für Investoren. Ein Thema bleibt derweil anorganisches Wachstum, auch wenn sich die jüngsten Gespräche diesbezüglich zerschlagen haben. Mit liquiden Mitteln von 33,6 Mio. Euro ist Serviceware aber ganz solide ausgestattet. Ohnehin verspürt Harald Popp keinen Kaufdruck und will durch ein kompliziertes anorganisches Wachstum keinesfalls die Profitabilität aus dem Fokus verlieren. „Es muss funktional passen“, lautet die klare Botschaft des Mitgründers. Einmal mehr bestätigt, hat Popp auf seiner Präsentation die perspektivischen Ziele von 150 Mio. Euro Umsatz und einer EBIT-Marge von 10 Prozent.
Bei einem aktuellen Börsenwert von zurzeit 156 Mio. Euro und der stattlichen Cashposition wird damit schnell klar, warum immer mehr internationale Investoren auf Serviceware als KI- und SaaS-Gewinner schauen. Die Kursziele der Analysten liegen zurzeit zwischen 25 Euro (Quirin Privatbank) und 21 Euro (Montega), also signifikant oberhalb der aktuellen Notiz von knapp 15 Euro. Last but not least sollte der Titel auch von einer gewissen Übernahmefantasie begleitet werden, immerhin haben sowohl USU Software als auch OTRS – als erweiterte Vergleichsgruppe am Kapitalmarkt – zuletzt neue Eigentümer bekommen.
INVESTOR-INFORMATIONEN
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Serviceware
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A2G8X3
DE000A2G8X31
SE
149,10 Mio. €
20.04.2018
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