Wenn es um die Aktie von Serviceware geht, denken viele Investoren beinahe unweigerlich an USU Software. Zwar stehen beide Unternehmen de facto nur partiell im Wettbewerb zueinander, doch börsentechnisch gehörten die Gesellschaften mit ihrer Ausrichtung auf Servicethemen dann doch in eine Schublade. Kein Wunder, dass auch Dirk Martin, CEO von Serviceware, den Delisting-Masterplan von USU interessiert verfolgt hat. Aber keine Sorge: Beim Hintergrundgespräch auf dem Deutschen Eigenkapitalforum 2024 in Frankfurt macht uns Dirk Martin sehr deutlich, dass er von dem im Frühjahr 2018 eingeschlagenen Börsenweg weiterhin voll überzeugt ist. Immerhin hat das Unternehmen aus Idstein im Taunus mit dem Listing nicht nur die nötigen finanziellen Mittel für die Erweiterung des Produktportfolios sowie den Ausbau der Internationalisierung bekommen, sondern auch die Basis für eine Professionalisierung des Managements geschaffen.
Dabei ist die zum IPO formulierte Wachstumsstrategie noch nicht abgeschlossen. „Verglichen mit einem 100-Meter-Lauf sind wir derzeit bei knapp 80 Metern“, sagt Martin. Immerhin macht Serviceware so viele Fortschritte, dass die Aktie zurück auf den Empfehlungslisten der Analysten ist. So haben die Experten der Quirin Privatbank ihr Kursziel nach den Ende Oktober veröffentlichten Neun-Monats-Zahlen von 23 auf 25 Euro heraufgesetzt. Montega aus Hamburg sieht den fairen Wert bei 19 Euro. Zum Vergleich: Aktuell kostet die Aktie knapp 13 Euro. Das Potenzial ist also enorm. Das Kurs-Comeback nach dem heftigen Verfall von 2022 hängt indes auch damit zusammen, dass Serviceware seit jeher stark auf Künstliche Intelligenz (KI) für die Optimierung von Service- und Arbeitsprozessen sowie die Finanzplanung setzt. Dafür reicht übrigens ein Blick in den ersten Geschäftsbericht 2018 nach dem Börsengang, wo KI-Lösungen bereits viel Platz bekommen haben. Zudem betreibt das Unternehmen bereits seit 2019 ein eigenes KI-Kompetenzzentrum in Darmstadt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 55,18 | 66,57 | 72,44 | 81,28 | 83,18 | 91,53 | 102,00 | |
EBITDA1,2 | 3,39 | -1,18 | 1,79 | 2,19 | -1,63 | 0,17 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 6,14 | -1,77 | 2,47 | 2,69 | -1,96 | 0,19 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 2,72 | -2,31 | -1,61 | -1,27 | -5,85 | -3,98 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 4,93 | -3,47 | -2,22 | -1,56 | -7,03 | -4,35 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | -1,09 | -1,15 | -1,57 | -2,00 | -3,96 | -3,94 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | -1,98 | -1,73 | -2,17 | -2,46 | -4,76 | -4,31 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | -2,49 | -7,23 | -0,65 | 6,01 | 0,78 | 1,27 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,10 | -0,11 | -0,15 | -0,20 | -0,37 | -0,38 | -0,21 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Umso entspannter ist Vorstand Dirk Martin diesbezüglich auf dem Eigenkapitalforum im Steigenberger Airport Hotel: „Künstliche Intelligenz war früher ein Genießerthema. Erst durch ChatGPT ist es in der Breite angekommen. Jetzt wird das Spiel neu gespielt.“ Entsprechend groß ist die Bedeutung der ständigen Weiterentwicklung von AI-Modulen innerhalb der Enterprise Service Management-Plattform – kurz: ESM-Plattform. Parallel dazu transformiert auch Serviceware die Erlösströme zunehmend in Richtung wiederkehrender SaaS-Umsätze. Zurzeit entfallen rund zwei Drittel der Erlöse auf SaaS/Service. Vor drei Jahren lag die Quote bei knapp unter 50 Prozent. Trotz des auch für Serviceware herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds rechnet das Unternehmen für das am 30. November endende Geschäftsjahr 2023/24 mit einem Umsatzplus zwischen 10 und 15 Prozent auf dann mindestens 100 Mio. Euro sowie einem signifikant verbesserten EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern).
Die Analysten von Montega rechnen derzeit mit einem EBIT leicht oberhalb der Nulllinie – nach einem Betriebsverlust von 4 Mio. Euro im Jahr zuvor. Klare Sache: Natürlich schielt die Börse darauf, dass Serviceware bald endlich auch unterm Strich den Turnaround schafft. Das ist auch völlig legitim von Investorenseite. Andererseits findet boersengefluester.de es gut, dass ein inhabergeführtes Unternehmen wie Serviceware sich nicht von seiner langfristigen Wachstumsstrategie hat abbringen lassen. Und das, obwohl Projekte in der Praxis regelmäßig länger dauern als ursprünglich gedacht. Aber so ist Wirtschaft – zurzeit mehr denn je. Der Börsenwert beträgt momentan rund 134 Mio. Euro. Das sind etwa 100 Mio. Euro weniger als USU Software im Freiverkehr der Börse Hamburg auf die Waagschale bringt.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Serviceware | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A2G8X3 | DE000A2G8X31 | SE | 135,45 Mio. € | 20.04.2018 | Kaufen |
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
USU Software | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A0BVU2 | DE000A0BVU28 | AG | 226,26 Mio. € | 21.03.2000 | Halten |
Foto: Clipdealer