Stattliche 250 Mio. Euro hat der Siemens-Konzern seit 2023 in die neue Zugfabrik in München-Allach investiert. Entstanden ist eine hochmoderne Produktionsanlage mit lasergeführter Installation, digitalem Zwilling und jeder Menge KI-basierter Software. Bis zu 385 Vectron-Lokomotiven und bis zu 180 Reisezugwagen können dort künftig pro Jahr produziert werden. Zur Eröffnungszeremonie Anfang Juli 2025 war sogar Ministerpräsident Markus Söder gekommen. Die Fertigstellung des Werks ist für Anfang 2026 geplant. Wer die dazugehörige Pressemitteilung des DAX-Konzerns als Nebenwerte-Investor liest, wird wohl unweigerlich an SBF denken.
Immerhin ist das in Leipzig ansässige Unternehmen seit jeher in der Ausstattung von Zügen mit Lichtleisten und auch Gepäckablagen aktiv. Und – neben Stadler Rail und Alstom – gehört eben Siemens Mobility zu den maßgeblichen Auftraggebern von SBF. Da liegt die Vermutung nahe, dass das Unternehmen bei der zurzeit vermutlich laufenden Beauftragung der einzelnen Gewerke durch Siemens ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de lässt sich David Hoeflmayr, Chief Strategy Officer (CSO) der SBF AG, diesbezüglich allerdings nicht in die Karten schauen. Kein Wunder, denn solche Prozesse sind eben sehr sensibel. Dennoch: Als potenzieller Kurstreiber für die SBF-Aktie kommt das neue Siemens-Werk im Münchner Westen allemal in Betracht. Dabei ist die Notiz seit Jahresbeginn 2025 mit einem Plus von gut 230 Prozent ohnehin rasant unterwegs und gehört damit zu den Top-3-Performern aus der rund 620 Aktien umfassenden Datenbank von boersengefluester.de.
Bei Kursen nördlich von 10,30 Euro würde das Unternehmen sogar die Schwelle von 100 Mio. Euro beim Börsenwert überspringen. Einen Automatismus dafür gibt es zwar nicht, aber in der Regel werden Unternehmen ab dieser Größenordnung auch für institutionelle Investoren zunehmend attraktiv. Bemerkenswert ist die Rally aber trotzdem, denn die Ergebnisentwicklung von SBF lief zuletzt gar nicht so gut, wie es der Chart vermuten lässt. Bei Erlösen von 47,20 Mio. Euro erwirtschaftete das Unternehmen für 2024 ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von gerade einmal 0,56 Mio. Euro. Unter dem Strich steht ein Fehlbetrag von 1,99 Mio. Euro. „Unser Problemkind ist Lunux. Dort verbrennen wir Geld“, sagt Hoeflmayr mit Blick auf die bereits 2020 aus einer Insolvenz übernommene damalige Lunux GmbH.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
16,87
21,40
31,18
34,84
33,96
47,20
44,50
EBITDA1,2
4,09
3,31
3,81
2,32
-0,99
0,56
2,00
EBITDA-Marge %3
24,24
15,47
12,22
6,66
-2,92
1,19
4,49
EBIT1,4
3,42
2,46
2,93
0,06
-3,00
-0,93
0,45
EBIT-Marge %5
20,27
11,50
9,40
0,17
-8,83
-1,97
1,01
Jahresüberschuss1
3,01
2,09
4,73
-0,65
-3,36
-1,99
-0,20
Netto-Marge %6
17,84
9,77
15,17
-1,87
-9,89
-4,22
-0,45
Cashflow1,7
2,87
0,02
0,09
-5,07
0,69
-1,79
1,30
Ergebnis je Aktie8
0,38
0,27
0,54
-0,07
-0,35
-0,21
-0,02
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Da sich die Umsatzzahlen des auf Beleuchtungen für Industrie, Städte und auch Bahnhöfe spezialisierten Unternehmens mit zuletzt 12,0 Mio. Euro weiter nach unten entwickelten, hat SBF die Produktion von Springe (südwestlich von Hannover) nach Budweis in Tschechien verlagert, was zunächst einmal mit erheblichen Restrukturierungsaufwendungen verbunden war. Half aber alles nichts. „Wir mussten das Kostenniveau massiv senken“, sagt Hoeflmyr. Für 2025 hofft das Management bei Lunux auf eine Belebung im Umsatz sowie ein EBITDA im positiven sechsstelligen Bereich. Klar ist aber auch, dass Lunux nun liefern muss, ansonsten steht das Engagement womöglich sogar komplett auf dem Prüfstand. Eher unterschätzt wird nach Auffassung von CSO David Hoeflmayr dagegen noch die Bedeutung der Anfang 2024 akquirierten AMS Software & Elektronik aus Flensburg. Grundsätzlich sollte das Unternehmen zunächst einmal die Inhouse-Kompetenz im Elektronikbereich für das Stammgeschäft von SBF stärken. Mittlerweile kommen aber wohl auch immer mehr Anfragen von Kunden aus dem Verteidigungsbereich.
Mit Verzögerungen auf Projektebene muss sich SBF derweil im Bahnbereich arrangieren, so dass hier für 2025 mit leicht rückläufigen Erlösen von 18 bis 19 Mio. Euro (Vorjahr: 21,0 Mio. Euro) zu rechnen ist. Für Hoeflmayr ist das aber ein vergleichsweise normales Projektrisiko bei den grundsätzlich sehr langfristig ausgelegten Rahmenverträgen mit den Zugherstellern. Insofern sind sogar temporär rückläufige Umsätze bei einem prall gefüllten Auftragsbuch nicht zwingend ein Widerspruch. Summa summarum rechnet der Vorstand für das laufende Jahr auf Konzernebene mit Erlösen zwischen 43 und 46 Mio. Euro und einem EBITDA in einer Bandbreite von 1,5 bis 2,5 Mio. Euro.
Mittelfristig sollte das Potenzial sehr viel höher liegen, zumal wichtige Makrothemen wie etwa die Infrastrukturpakete des Bundes SBF tendenziell in die Karten spielen. Die staatlichen Investitionen adressieren zunächst einmal zwar direkt die Schiene. Mit Verzug profitieren davon aber auch die nachgelagerten Bereiche wie etwa Loks und Waggons. Folgende Daumenregel gilt: Für jeden Euro in die Schiene werden etwa 1,60 Euro in die rollende Infrastruktur investiert. Gute Voraussetzungen also für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends der SBF-Aktie, auch wenn es kurzfristig einige Belastungsfaktoren gibt und auch die Bewertung alles andere als moderat ist.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
SBF
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A2AAE2
DE000A2AAE22
AG
94,64 Mio. €
01.06.2010
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Foto: boersengefluester.de GmbH